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Sicht zu laufen, bei ein tretender Stille unter Dampf am 28. rw. SSO - Kurs
nehmen mufste.
Letztere Insel wurde am nächsten Tage passirtj hiermit trat S. M. S.
„Hertha“ aus der Gegend der ungünstigen Strömungen heraus. Mit südlichem
bis südöstlichem Winde, jetzt indeis günstig setzendem Strome, legte das Schiff
die Strecke bis Mozambique in zwei Tagen zurück und ankerte in letzterem
Hafen am 1. Juli d. J. Abends 6 h 20™".
Nach dem Passiren des Kap Delgado mufs man sich möglichst nahe au
der afrikanischen Küste halten, ohne indofs zu weit in die grofsen Buchten,
welche letztere bildet, hineinzulaufen. Ich fand, nachdem ich am 3. Juli Abends
Mozambique verlassen, im weitern Verlauf der Reise diese Regel sehr empfehlens-
werth, denn, während in den grofsen Buchten, der Bucht von Sofala und der
Delagoa-Bai, sehr unregelmäßige Versetzung in Stärke und Richtung gefunden
wurde, ergab sieb in der Nähe der vorspringendon Theilc des Festlandes
stets günstige Strömung.
Der Wind, welcher in dem Mozambique-Kanal stets südlich gewesen war,
wurde von 22° H-Br ab häufig nördlich, bezw. sehr leicht, so dafs ich die
Strecke vom Kap Comentes, dessen Breite am 9. Juli geschnitten wurde, bis
zur Aigoa- Bai, mit zeitweiliger Zuhülfcnahme der Maschine in 0 Tagen zurück-
legen konnte; nachdem „Hertha“ zwischen 24,2° und 23,1° O-Lg nahezu drei Tage
vor kräftigem NW-Wind beigelcgen, bezw. mit wenig Erfolg gegen denselben
aufzukrouzen versucht hatte, ankerte das Schiff am 20. Juli Vormittags in
Simonsbai.
In Bezug auf die meteorologischen Verhältnisse ist schon oben erwähnt,
dafs nördlich des „1 io:am!>ique-Kanals, sowie in demselben bis zu 22" S-Br nur
Süd-Monsun wehte, welcher im Allgemeinen zwischen den Richtungen SSW und
SSE schwankte. Seine größte Stärke, bis 7, hatte dieser Wind nördlich vom
Kanal zwischen 5" und 7° S-Br. Südlich von diesen Breiten überstieg die
Windstärke nur ausnahmsweise die Stärke 5; der Wind war sogar zeitweise
sehr leicht.
Von 22° S-Br ab wurde mehrfach nördlicher Wind getroffen, welcher
mit Stillen und südwestlichen Winden bis Kap St. Francis abwechselte.
Auch auf der Jr/i/Was-Bank fand ich ziemlich günstige Windverhältnisse.
Zwar hatte ich auf 24,2° O-Lg vor einem NW-Sturm beizuliegen, doch erreichte
dessen Stärke nicht die Windstärke 10, und diese ging auch nach einigen Stunden
wieder horab bis Stärke 8. Dieser Wind hielt drei Tage au, zwischen den Stärken
fi und 8 schwankend, und flaute dann bis zur vollständigen Stille ab, während
welcher das Schiff das Kap Agulkas passirte. Westlich dieses Vorgebirges
setzte südöstlicher Wind ein, welcher bis zur Ankunft in Simonstown anhielt.
Die auf der Reise wahrgenommenen Stromversetzungen sind in der
umstehenden Tabelle zusainmcngestellt.
Besonders hervorzuheben ist die Versetzung nach N 68° 0 auf
34,4° S-Br am 17. Juli. Diese östliche Versetzung wurde nach Landobjekten
und einem südlicher segelnden Schiffe beobachtet und gefunden, dafs der nörd
liche Arm des J^wWww-Stromes auf der Bank gleichen Namens auf ungefähr
35° S-Br seine günstige westliche Wirkung äufserte.
Das Barometer stand durchgängig sehr hoch, namentlich auf der Strecke
zwischen Mozambique und Simonstown fast stets über 770 mm. Der oben er
wähnte NW-Sturm wurde allerdings durch das Fallen des Quecksilbers angezeigt,
doch ging dieses nur herunter bis 763 mm und stieg noch im Laufe desselben
Tages wieder auf 770 mm.
An ferneren meteorologischen Erscheinungen waren in der Nähe der
Comoro-Inseln häufige Wasserhosen bemerkenswert!].
Für Schiffe von dem Tiefgang S. M. S. „ Hertha“ ist der Hafen von
Mozambique, soweit derselbe ausgelothet ist und die Lothungen in der Karte
verzeichnet stehen, wenig empfehlenswert!!, da wegen der geringen Ausdehnung
des Hafens nur wenig passende Ankerplätze vorhanden sind. Die Auffindung
derselben wird dadurch noch erschwert, dafs die bisher vorhandene Karte viele
Fehler zu enthalten scheint, denn Peilungen verschiedener Objekte geben
verschiedene Schiffsorte. Dazu tritt die bedeutende Amplitude der Gezeiten,
so dafs zum mindesten beim Ankern grofsc Vorsicht geboten ist.