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Full text: 10, 1882

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der letztere keinen bedeutenden Schaden anrichtete; gegen 5 h p. in. trat dann 
wieder Regen und Sturm auf, jedoch Dicht sehr stark und ohne Gewitter; der 
Regen wiederholte sich noch mehrfach bis zur Nacht, ln Pansdorf zog nach 
Aussage des Stationsvorstehers Herrn Wiese und seiner Frau um 2 h p. m. eine 
niedrige Wolke unter dem dunklen Gewölk von SSW herauf, die „fortwährend 
kopfüber rollte“; hinter derselben kam um etwa 2 h 5 m Regen, Hagel und Sturm, 
mit starkem Gewitter (fortwährende Zickzackblitze); um 2‘* 15™ war der Sturm 
am heftigsten; 2 h 49 ra , als der Zug von Eutin kam, herrschte wieder beinahe 
Windstille und Sonnenschein. In Niendorf begann der Sturm etwa 6 Minuten 
nach 2 h p. m., als die Post eben den Ort verlassen hatte, mit einer fürchter 
lichen Staubwolke, wonach starkes Gewitter folgte. Ueber die angerichteten 
Schäden vgl. den folgenden Abschnitt. 
In Travemünde kam, nach den Angaben des Lotsenkommandeurs und des 
Besitzers des „Hôtel de Russie“, das neben der Wohnung des crsteren liegt, 
die Böe um 2 h 0“ oder spätestens 2 h 4™ p. m., während die Hötelgloeke läutete 
und die Gäste zu Tisch eintraten. Der Kommandeur beobachtete, an der Trave 
stehend, das Heraufziehen des Unwetters aus SW und die rollende wulstförmige 
Wolke darunter, die sich bei der Annäherung scheinbar nach rechts und links 
theilto; als der linke Theil, dessen Kopfüberrolleu deutlich gewesen sein soll, 
etwa querab von Travemünde war (der rechte war hinter den Häusern), kam 
die Böe angesaust, Wasser und Staub auftreibend, dafs es wie dichter Rauch 
aussah und vom Schmutz, den der Staub und daran sich schliefsende Regen 
bewirkten, die Glasscheiben der Vérandas nachher fast undurchsichtig waren. 
Um 2 h 10“ war der Orkan vorüber, nur der Regen dauerte länger. Am Vor- 
mittage hatte zwar meist bewölktes, aber schönes Wetter mit mäfsigem S bis 
SSW geherrscht; nach der Böe kam noch mehrmals Regen, jedoch ohne Ge 
witter; auf der Signalstelle der Seewarte wurden bis 8 h p. m. ,14,4mm und in 
der Nacht darauf bis 8 h a. m. noch 4,4mm Niederschlag gemessen. 
Dafs auch im nordöstlichen Holstein (Kreis Oldenburg) der Windstofs 
sehr stark war, beweist der Umstand, dafs derselbe zwischen Lütienburg und 
Oldenburg die Post umwarf und von Neustadt, Kletkamp (Nesseudorf), Satjewitz, 
Heiligenhafen und der Insel Fehmarn Berichte über vom Sturm angerichtete 
Verwüstungen vorliegen. Von Satjewitz theilt der Besitzer des Gutes, Herr 
Theophile, mit, dafs das Unwetter gegen 3 h p. m. eintrat und Sturm, Hagel 
und unheimliche Dunkelheit 5 bis 7 Minuten anhielten. Bemerkenswerth ist es, 
dafs sowohl ein Zeitungsbericht aus Heiligenhafen, als ein uns durch die Güte 
des Herrn Prof. L. Weber (Kiel) zugekommener Bericht aus Sulsdorf a. Fehm., 
und endlich auch jener des Signalisten der Seewarte auf Marienleuchte (Fehmarn) 
eine stärkere Drehung des Windes während des Gewitters angeben, als in 
anderen Gegenden diese Böe sie zeigte, nämlich 1. von S nach NW, 2. von SE 
durch S nach NW und 3. von E bis mindestens SW. Die Zeit des Eintritts 
der schweren Gewitterböe wird von 1. auf 2Vs* 1 , von 2. auf 3“, von 3. auf 2 3 /4 b p. m. 
augesetzt. Regen und Gewitter werden als sehr stark geschildert (Heiligenhafen), 
die Stärke des Windes in der Böe wird auf 10 Beaufort geschätzt (Marieu 
leuchte) und die Temperaturabnahme während des Gewitters erwähnt (Sulsdorf). 
In Grevesmühlen war (nach mündlichen Angaben der Herren Stations 
inspektor Dreyer und Kantor Prenger) der Vormittag heiter und drückend 
heifs. um 2 h p. m, stiegen rasch schwere Wolken aus W oder WSW auf, und gab 
es gleich darauf — ebenso wie in Lübock etwa */4 Stunde vor dem Wiudstofs — 
einen Regenschauer bei Windstille. Um 2 h 20 m oder 2 h 25™ Berl. Zeit brach, 
während die Wolken mit rasender Geschwindigkeit aus W oder WSW zogen, 
orkanartiger Wind aus derselben Richtung los, der etwa 5 Minuten dauerte, im 
Laufe deren die Luft von Staub verfinstert war, einzelne Regentropfen fielen 
und kleine Kiesel durch die Luft flogen; darauf traten, während des Nachlassens 
des Windes, starker Regen und einige Donnerschläge ein. Die Temperatur, die 
vor dem Sturme 22° R. betrug, fiel rasch und war gleich nach demselben 11° R., 
dann stieg sie wieder etwas und betrug beim Aufhören des Regens (3 h p. m.) 
15° R. Die Wolken, mit denen das Unwetter kam, waren auch hier gelb wie 
Hagelwolken, doch fiel in dieser Gegend kein Hagel. Der Rest des Tages war 
trocken bei mäfsigem Wind, recht schön, wiewohl bedeckt und ziemlich kühl; 
in der Nacht trat wieder Sturm und Rogen ein.
	        
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