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Full text: 10, 1882

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vorher trübe und unfreundlich gewesen sein, jedoch hatte Gewitter nicht statt- 
gefuuden. Der Windstofs kam mit einer grofsen Staubwolke aus südwestlicher 
Richtung, dauerte nur wenige Minuten, danach folgte Rogen; Hagel ist hier 
nicht gefallen; am Nachmittage unfreundlich, zeitweise Regen, in der Nacht 
ziemlich starker Sturm. Lüneburg hat Gewitter mit starkem Regen, Graupeln 
und Sturm um l h p. m. notirt und um 8'/■>'' p. m. wieder Regen. Von Buchholz 
wird berichtet, dafs der erste Windstofs den Zug 128 auf der Strecke Hittfeld— 
Buchholz getroffen hat und das Umvetter beinahe aufgehört hatte, als der Zug 
in Buchholz einlief; der Anfang des Unwetters wird auf l h 8 m , das Ende auf 
l h 20 m Bei'l. Zeit angesetzt. Hier war auch das in Vegesack und in Hamburg 
und Umgebung kurz vor der Gewitterböe beobachtete Gewitter ziemlich stark; 
in der Böe kamen Wind und wolkenbruchartiger Regen hier fast zu gleicher 
Zeit, verbunden mit dichtem starkem Hagelschlag (vgl. folg. Abschnitt); der 
Sturm begann mit starkem S, sprang aber dann gleich nach SW um und 
steigerte sich fast bis zum Orkan. Am Nachmittage blieb das Wetter bewölkt 
mit einzelnen Regenschauern, in der Nacht wieder Sturm. 
Hamburg, welches unmittelbar vorher bereits ein Gewitter durchgemaeht 
hatte, lag am nordwestlichen Rande der grofsen Böe, welche in Altona und 
auf der Bahn nach Blankenese kaum bemerkt worden ist. Der Lokomotivführer 
des Zuges z. B., der um die betreffende Zeit von Altona nach Blankenese fuhr, 
hatte auf der Fahrt nichts Besonderes bemorkt, sondern nur von Blankenese 
aus die schweren Gewitterwolken im Nordosten gesehen, ln Hamburg war an 
der Grenze der inneren Stadt und der Vorstadt St. Pauli der Verlauf der 
Witterung folgender (nach Hamburger Zeit): um 12 1 ' 45"* Windstofs, starke 
Finsternifs, & Minuten später begannen schwere Tropfen und dann ein Regen- 
gufs, ca 20 Minuten lang; dabei mehrere Donnerschläge, zuletzt ein sehr starker. 
Darauf wieder ziemlich heiter auf 5 Minuten, Sonnenblick, dann wieder finster, 
schwerer Windstofs, welcher (auf dem Lübecker Bahnhof um l h 17“ Hamburger 
— ] h 31™ Berliner Zeit) Erde und Blätter aufwirbelte und gefolgt war von 
heftigem Regen mit schweren Donnerschlägen und auffälliger Abkühlung; um 
l 3 /* !l liefs der Regen nach und um 2 1 ’ hörte er auf. An mehreren Stellen, wie 
in Eimsbüttel, im Hafen (in ein Schiff), in Altenwärder etc. schlug der Blitz 
ein; die Wirkungen des Windstofses waren besonders südöstlich von Hamburg 
bedeutend, wo in Rothenburgsort der Schornstein einer Waschanstalt, in Hamm 
und Barmbeck Dächer, in Allermöhe und Ochsenwerder eine Anzahl alter Bäume 
umgestürzt wurden. Im Allgemeinen ist indessen in Hamburg mehr die ganz 
aufserordentliche Finsternifs in der Mitte des Tages, als der Sturm bemerkt 
worden, ln Ochsenwerder und Allermöhe war die Böe auch auf einem schmalen 
Stroifeu von ziemlich starkem Hagel begleitet (vgl. folg. Abschnitt), bei welchem 
ein starkes Rauschen in der Luft vernommen wurde. 
Die Front der Böe hatte in dieser Gegend die Richtung NWzW—SEzE, 
und war also der Hamburg-Berliner Bahn auf den Strecken Hamburg—Berge 
dorf und Friedrichsruh—Boitzenburg ungefähr parallel. Die erstere wurde um 
l h 28“—l h 30“, die letztere um l h 37“ — l h 44™ Berliner Zeit von der Böe 
erreicht. Ein vorhergehendes Gewitter, wie es auf Ochsenwerder ebenso gut 
wie in Hamburg bemerkt wurde, ist in Bergedorf und weiter ostwärts nicht 
mehr beobachtet. Das Auftreten der grofsen Böe in dieser Gegend ist oben 
nach dem Berichte von Friedrichsruh geschildert, doch ist zu bemerken, dafs 
an den anderen Stationen (Bergedorf, Reinbek, Schwarzenbek, Boitzenburg) der 
Regen erst einige Minuten nach dem ersten, von den meisten als der stärkste 
bezeichneten, Windstofs eintrat. In Reinbek wurde es bald nach l !l durch die 
von WSW aufziehenden, oben schwarz, unten graugrün gefärbten Wolkenmasscn 
so finster, dafs im Bureau Licht angosicckt werden mufste (ebenso stellenweise 
in Hamburg, z. B. auf dem Lübecker Bahnhof); um l h 30“ (richtiger wohl 
l h 34“) kam eiu Windstofs, der die Bäume fast zur Erde neigte und den ganzen 
Bahnhof in eine dichte Staubwolke hüllte; einige Minuten später begann sachter 
Regen, der sich um l h 40™, als der Güterzag No. 304 daselbst durchfuhr, 
bereits in einen Wolkenbruch verwandelt hatte, bei welchem ca 40 leere blecherne 
Milchgefäfse, die auf der Strafse standen, wegschwammen. Während des starken 
Regens, der bis 2 h 25“ andauerto, fiel zeitweise aucli Hagel von Nufsgröfse, 
und wehte der Wind zunächst noch stolsweise sehr stark; während der ganzen 
Aun. d. Hydr. etc., 1882, Heft X. £
	        
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