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Full text: 10, 1882

der „Zeitsehr. f. Meteor.“ von mir angegebenen Formel die Höbe h, in welcher 
die obige Luftdruckdifferenz aufgehoben ist und oberhalb welcher die wärmere 
Luftsäule zunehmenden Ueberdruck über die kältere aufweist, 
h — 62,5 X 
2,8 (256 + 25) (256 + 11) 
14 >< 
1499 
A — 626 m. 
Durch die uuterhalb dieses Niveaus auf der Westseite (Rückseite) der 
besagten Rinne niederen Druckes und in der Höhe auch über der Rinne selbst 
herrschende cyklonale Strömung, welche dem Wirbelcentrum auf der Nordsee 
gehorchte, wurde die kühle Luft des Westens und Nordwestens nach den hoch 
erwärmten östlicheren Gegenden hingetrieben, und zwar, wie aus der aufser- 
ordcntlich raschen vertikalen Tempcraturabnahme im Harz und in Bayern an 
diesem Tage hervorgeht, geschah diese Zufuhr kühler Luft in der Höhe noch 
intensiver und rascher, als unten. Diese starke Tempcraturabnahme nach oben 
hin, welche am 9. August, wie wir im Weiteren sehen werden, den Grenzwerth 
für labiles Gleichgewicht selbst für trockene Luft (1° C. pro 100m) vielfach 
erreichte oder überschritt, erklärt sich vollständig durch die Abschwächung 
resp. Verzögerung der Temperaturänderung, welche in der Nähe des Erdbodens 
durch Behinderung der Luftbewegung und durch Wärmeleitung vom erhitzten 
Erdboden hervorgebracht wird. 
Dafs die Temperaturgegensätzc, namentlich am Nachmittage, so schroff 
in unmittelbarer Nachbarschaft auftreten konnten, dazu haben jedenfalls mehrere 
Ursachen mitgewirkt, unter wclchon die wichtigsten sein dürften: 1. die lineare 
Form der Rinne niederen Druckes, resp. der tiefe Barometerstand auch in ihrer 
Verlängerung auf dem Mittelmeere, und ihre Lage zwischen zwei Druckmaxima 
in Russland und auf dem Ocean West von Frankreich; hierdurch waren die 
unteren Luftströmungen auf ihrer Vorder- und Rückseite durchaus verschiedenen 
Ursprungs, ohne Uebergang; 2. die Trockenheit und Heiterkeit der südlichen 
Strömung auf der Vorderseite, welche daselbst die tägliche Periode der Tem 
peratur verstärkte; ff. die theilweise sehr heftigen Niederschläge von Regen 
und Hagel auf der Rückseite, wolcho kalte Luft von oben mitbrachten und 
durch ihre eigene Kälte, sowie durch Schmelzung und Verdunstung die untere 
Luftschicht stark abkühlten, in unmittelbarer Nähe der Grenze der warmen 
Luft, weil au dieser Grenze die stärksten Niederschläge stattfanden. 
Unter diesen Umständen sehen wir, während des Prozesses der Ueber- 
fluthung der warmen Luft von der kalten Strömung, in Ccutraleuropa an ver 
schiedenen Orten und wiederholt Gewitter entstehen, welche sich über bedeutende 
Strecken durch Zeiträume von mehreren (meist 3—10) Stunden in östlicher 
Richtuug fortpflanzen und theilweise von kurz dauernden, aber schweren Stürmen 
und Hagelwettern begleitet siud. Unter diesen Gewitterzügen, deren komplicirtes 
Bild im 6. Abschnitt, so gut als es sich entwirren läfst, vorgeführt ist, ragt 
vor Allem ein Unwetter von aufsergewöhnlich großartigen Dimensionen hervor, 
welches in Norddeutschland (später aucli nach dem Süden sich ausbreitend) die 
Rückseite der mehrfach erwähnten Rinne niederen Druckes unmittelbar hinter 
dem tiefsten Barometerstände begleitete und die Grenze der warmen und kalten 
Luftgebiete bildete. Dieses Unwetter, das in jedem Augenblicke eiuen quer 
zur Richtung des stärksten (aus SW- W kommenden) Windes langgestreckten 
Raum einnahin, der 12 und mehr Mal so lang wie breit war, entstand als 
frnchtbriugeuder Regenschauer auf einem kleinen Gebiet an der belgischen 
Grenze zwischen 8 h und 9 h a. ui., breitete sich aber um 12 Uhr bereits von der 
Unterweser bis zum Odenwald aus uud bekam von nuu ab mehr und mehr den 
Charakter eines verheerenden, auf seiner linken nördlichen Flanke von Hagel 
zügen begleiteten Gewittersturmes, der um 2 Uhr auf der Höhe seiner Ent 
wickelung die Gegend zwischen Ostholstein und Magdeburg, um 3 h p. m. herum 
Mecklenburg heimsuchte, in der Mark um dieselbe Zeit eine Verbildung (Ver 
doppelung) erfuhr, aber weiterhin noch in Posen als einheitlicher verwüstender 
Windstofs um 7 h p. m. gespürt wurde und endlich in seinen letzten Spuren 
gegen IO 1 * p. m. iu Neufnhrwasser und Krakau sich bemerklich machte. 
Die weiteren Schicksale der Depression und ihres südöstlichen Ausläufers 
waren folgende: die erstere pflanzte sich langsam durch das Skagerrak (wo sie 
am 10. Morgens lag) nach der Gegend des Wenern-Sees fort, wo sie bis zum
	        
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