der „Zeitsehr. f. Meteor.“ von mir angegebenen Formel die Höbe h, in welcher
die obige Luftdruckdifferenz aufgehoben ist und oberhalb welcher die wärmere
Luftsäule zunehmenden Ueberdruck über die kältere aufweist,
h — 62,5 X
2,8 (256 + 25) (256 + 11)
14 ><
1499
A — 626 m.
Durch die uuterhalb dieses Niveaus auf der Westseite (Rückseite) der
besagten Rinne niederen Druckes und in der Höhe auch über der Rinne selbst
herrschende cyklonale Strömung, welche dem Wirbelcentrum auf der Nordsee
gehorchte, wurde die kühle Luft des Westens und Nordwestens nach den hoch
erwärmten östlicheren Gegenden hingetrieben, und zwar, wie aus der aufser-
ordcntlich raschen vertikalen Tempcraturabnahme im Harz und in Bayern an
diesem Tage hervorgeht, geschah diese Zufuhr kühler Luft in der Höhe noch
intensiver und rascher, als unten. Diese starke Tempcraturabnahme nach oben
hin, welche am 9. August, wie wir im Weiteren sehen werden, den Grenzwerth
für labiles Gleichgewicht selbst für trockene Luft (1° C. pro 100m) vielfach
erreichte oder überschritt, erklärt sich vollständig durch die Abschwächung
resp. Verzögerung der Temperaturänderung, welche in der Nähe des Erdbodens
durch Behinderung der Luftbewegung und durch Wärmeleitung vom erhitzten
Erdboden hervorgebracht wird.
Dafs die Temperaturgegensätzc, namentlich am Nachmittage, so schroff
in unmittelbarer Nachbarschaft auftreten konnten, dazu haben jedenfalls mehrere
Ursachen mitgewirkt, unter wclchon die wichtigsten sein dürften: 1. die lineare
Form der Rinne niederen Druckes, resp. der tiefe Barometerstand auch in ihrer
Verlängerung auf dem Mittelmeere, und ihre Lage zwischen zwei Druckmaxima
in Russland und auf dem Ocean West von Frankreich; hierdurch waren die
unteren Luftströmungen auf ihrer Vorder- und Rückseite durchaus verschiedenen
Ursprungs, ohne Uebergang; 2. die Trockenheit und Heiterkeit der südlichen
Strömung auf der Vorderseite, welche daselbst die tägliche Periode der Tem
peratur verstärkte; ff. die theilweise sehr heftigen Niederschläge von Regen
und Hagel auf der Rückseite, wolcho kalte Luft von oben mitbrachten und
durch ihre eigene Kälte, sowie durch Schmelzung und Verdunstung die untere
Luftschicht stark abkühlten, in unmittelbarer Nähe der Grenze der warmen
Luft, weil au dieser Grenze die stärksten Niederschläge stattfanden.
Unter diesen Umständen sehen wir, während des Prozesses der Ueber-
fluthung der warmen Luft von der kalten Strömung, in Ccutraleuropa an ver
schiedenen Orten und wiederholt Gewitter entstehen, welche sich über bedeutende
Strecken durch Zeiträume von mehreren (meist 3—10) Stunden in östlicher
Richtuug fortpflanzen und theilweise von kurz dauernden, aber schweren Stürmen
und Hagelwettern begleitet siud. Unter diesen Gewitterzügen, deren komplicirtes
Bild im 6. Abschnitt, so gut als es sich entwirren läfst, vorgeführt ist, ragt
vor Allem ein Unwetter von aufsergewöhnlich großartigen Dimensionen hervor,
welches in Norddeutschland (später aucli nach dem Süden sich ausbreitend) die
Rückseite der mehrfach erwähnten Rinne niederen Druckes unmittelbar hinter
dem tiefsten Barometerstände begleitete und die Grenze der warmen und kalten
Luftgebiete bildete. Dieses Unwetter, das in jedem Augenblicke eiuen quer
zur Richtung des stärksten (aus SW- W kommenden) Windes langgestreckten
Raum einnahin, der 12 und mehr Mal so lang wie breit war, entstand als
frnchtbriugeuder Regenschauer auf einem kleinen Gebiet an der belgischen
Grenze zwischen 8 h und 9 h a. ui., breitete sich aber um 12 Uhr bereits von der
Unterweser bis zum Odenwald aus uud bekam von nuu ab mehr und mehr den
Charakter eines verheerenden, auf seiner linken nördlichen Flanke von Hagel
zügen begleiteten Gewittersturmes, der um 2 Uhr auf der Höhe seiner Ent
wickelung die Gegend zwischen Ostholstein und Magdeburg, um 3 h p. m. herum
Mecklenburg heimsuchte, in der Mark um dieselbe Zeit eine Verbildung (Ver
doppelung) erfuhr, aber weiterhin noch in Posen als einheitlicher verwüstender
Windstofs um 7 h p. m. gespürt wurde und endlich in seinen letzten Spuren
gegen IO 1 * p. m. iu Neufnhrwasser und Krakau sich bemerklich machte.
Die weiteren Schicksale der Depression und ihres südöstlichen Ausläufers
waren folgende: die erstere pflanzte sich langsam durch das Skagerrak (wo sie
am 10. Morgens lag) nach der Gegend des Wenern-Sees fort, wo sie bis zum