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Full text: 10, 1882

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Arbeiten dieser Expedition, insofern als die jetzt wenigstens zeitweilig gesicherte 
Lage des Schiffes Forschungsreisen auf dem Lande und wissenschaftliche Beob 
achtungen verschiedener Art gestattete. Die Ueberwinterung der Expedition 
auf dieser Insel dauerte bis zum 20. Mai 1874. 
Als am 24. Februar 1874 der erste Sonnenblick erschien, wurde bereits 
der Entschlufs gefafst, den zur Seereise untauglich gewordenen „Tegetthojf" zu 
verlassen und deu Rückzug in die Heimath zunächst auf Booten auszuführen. 
Dieser erfolgte auch in der That am 20. Mai auf vier Schlitten, welche mit 
Proviant versehen vier Boote trugen; 90 Tage lang, bis zum 18. August, dauerte 
die Fahrt der Mitglieder der Expedition, bald auf dem Eise mit Schlitten, bald 
im Wasser auf deu Booten. Am 18. August betraten sie bei der Admiralitäts- 
Halbinsel an der Westküste von Nomaja Semlja zum ersten Male wieder festes 
Land und wurden am 24. August in der Dunnen-iiui von dem Russischen Dampfer 
„Nicolai“ aufgenommen und am folgenden Tage nach VardLö in Norwegen ge 
bracht, wo sic am 3. September 1874 aulangten. 
Von der Ausroise von Tromsö aus gerechnet bis zur Ankunft in Vardö 
hatte die Expedition 2 Jahre und 2 Monate gedauert, davon zwei volle 
Jahre (1872 Aug. 21 bis 1874 Aug. 18) auf und in dem Eise, die Ueberwinterung 
bei der WTfciei-lusel, zu Franz Josef-Land gehörend, von 1873 Nov. 1 bis 
1874 Mai 20 mit eingeschlossen. 
Von den während dieser Expedition ausgeführten verschiedenen, in hohem 
Grade werthvollen Beobachtungen und deren Ergebnissen theilen wir hier die 
jenigen mit, welche sich auf die Tiefen- und Temperaturverhältnisse des von 
dem „Tegetthoj)' u durchfahrenen Meeres beziehen. 1 ) 
Von der in diesen Annalen pag. 392 erwähnten Bodenerhebung zwischen 
Spitzbergen und der Bären-Intel ab nehmen die Tiefen gegen Franz Josef-Land 
und Nowaja-Semlja, also gegen Osten und Norden hin, ab. Zwischen diesen 
beiden Inseln liegt eine Bodenerhebung, deren gröfste Tiefe unter der Küste 
von Franz Josef-Land ist. Jenseits derselben senkt sich der Boden wieder 
nach Nordost. Die gröfste von dom „Tegetthojf“ golotliete Tiefe betrug 510m 
in 78° 50' N-Br und 72° O-Lg, dem nordöstlichsten vom „Tegetthojf “ erreichten 
Punkte; in 79° 16' N-Br und 67° 30' 0 Lg erhebt sich der Boden wieder bis 
zu 450m und auf demselben Parallel, aber in ca 65° O-Lg, bis 350m. 
Die vom 31. Juli 1872 bis 8. Mai mit Millor-Casella’schen Tiefsee- 
Thermometern angestellten Meercstemperatui-Messungen in verschiedenen Tiefen 
theilen wir in nachstehender chronologisch angeordneter Tabelle mit (nach Peterm. 
„Geogr. Mitth.“, 1878, pag. 348—380). Die Nummern der Messungen schliefseu 
sich au diejenigen vom Jahre 1871 an (s. diese Annalen, pag. 395). Die 
Messungen sind von dem Schiffsfähnrich Orel ausgeführt. In allen den Fällen, 
wo eine kältere Wasserschicht zwischen zwei wärmeren liegt, sind bekanntlich 
die Angaben des Miller-Gasella’scheu Thermometers für gröfsere Tiefen 
nicht mehr zuverlässig; zur Kontrolle wurde deshalb in einigen Fällen ein in 
den Schöpfapparat eingetauchtes Thermometer benutzt (s. Tabelle und Bemer 
kungen). 
Aus deu Angaben dieser Tabelle folgt zunächst, dafs, abgesehen von 
den au einigen Stellen bei Windstille durch Insolation erwärmten sehr dünnen 
oberen Schichten, das ganze Meer im Norden und Nordosten von Notoaja Semlja 
unter 0* abgekühlt ist. Eine Vergleichung der in benachbarten Gegenden 
1871 und 1872 (s. diese Annalen pag. 393) angestellten Beobachtungen ergiebt 
nicht unbedeutende Unterschiede in den Temperaturen dieser Meevestheile in 
diesen beiden Jahren. So ist z. ß. in der Lothung No. 29 (s. „Aun. d. Hydr.“ 
pag. 393) in 76° 40'N-Br und 55° 11'O-Lg am 9. September 1871 die Meeres 
temperatur bis in ca 20m Tiefe über 0° und in 91m Tiefe —1,1° gemessen 
worden; in der Lothung No. 32 (s. Tabelle) vom 3. August 1872 in 74° 48'N-Br 
und 54° 53' O-Lg, also 2° südlicher und in ungefähr gleicher Länge und Jahres 
zeit, als die Lothung No. 29, betrug die Temperatur nur bis zu 7 m Tiefe über 
0° und war schon in 10m Tiefe —1,4°- Aehniiche Unterschiede ergiebt eine 
Vergleichung der Lothungeu No. 27 und 28 mit No. 35 uud der von No. 30 
mit No. 33. 
*) Vgl. ix. A. Peter mann's ,Geogr. Mitth.“ 1875, pag. 65 ff., und 1878, pag. 345 ff.
	        
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