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Full text: 10, 1882

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bestimmen; bei Tage kann man sieb der Küste bis auf eine Seemeile nähern; 
man sollte jedoch die Vorsicht gebrauchen, dafs man ein Boot zum Btigsireu 
bereit hält; dieses kann auch innerhalb der Strafse bisweilen von grofsem 
Nutzen sein. Der Lotse schickt sein Boot, welches übrigens zum Bugsiren auch 
nicht geeignet ist, gewöhnlich fort, wenn man die Absicht kund giebt, auf der 
Rhede von Banjoewangi zu ankern. Die Bali-Küste halte man bis Tanjong 
Passier und steche dann quer hinüber nach der ./«»«-Küste, wo man bei der 
Durchsegelung der Strafse den wenigsten Gegenstrom findet. 
Um einen Lotsen erhalten zu können, sollte der Schiffsführer stets dafür 
sorgen, dafs er das Lotsgeld baar an Bord hat, denn bevor nicht dieses 
bezahlt ist, tritt kein Lotse den Dienst an. Kine Anweisung auf den Ablader 
wird nicht angenommen, nachdem es öfters vorgekommen ist, dafs dieser die 
Zahlung verweigert hat. 
Hinsichtlich der Manövriruug darf man sich nicht zu sehr auf die Lotsen 
verlassen. Sie benutzen nicht immer jede Gelegenheit, um die erreichte Position 
festzuhalten, und dies ist oftmals mit die Ursache, weshalb die Durchsegelung 
der Strafse eine so lange Zeit in Anspruch nimmt. Auch wir würden die Rhede 
von Banjoewangi noch nicht am 13. Januar erreicht haben, wenn ich den Lotsen 
hätte gewähren lassen. Dieselbe Erfahrung machte ein norwegischer Kapitän, 
der zu gleicher Zeit mit uns in der Strafse war. Wenn nun auch ein Schiffs 
führer, zum Wenigsten wenn er die Durchfahrt zum ersten Male macht, die 
Hilfe eines Lotsen nicht wohl entbehren, und ein geschickter Lotse auch viel 
dazu beitragen kann, dafs ein Schiff rasch hindurch kommt, so glaube ich doch, 
dafs die Schiffe noch gröfseren Nutzen von einem, wenn auch nur kleinen 
Schleppdampfer haben würden. Wahrscheinlich würde derselbe hier in der 
Bali Strafse auch einen guten Verdienst linden. 
Die Durchsegelung der Strafse kann nur mit der südlich setzenden Flutli 1 ) 
geschehen. Hat man Banjoewangi-Bha&Q erreicht, so sollte man stets das Ende 
der Ebbe ab warten, bevor man Anker auf geht. Auch sollte man nur den Tag 
zur Durchsegelung benutzen und mit Einbruch der Nacht auf der Rhede zu 
Anker gehen, selbst wenn um diese Zeit die Flutli einsetzen sollte. Es ist 
öfters vorgekommen, dafs Kapitäne, welche gegen die Warnung der Lotsen 
bei Nacht die Durchsegelung versuchten, sich am nächsten Morgen bis nördlich 
von der Strafse zurückgetrieben fanden und nun genötliigt waren, zum zweiten 
Male einen Lotsen zu nehmen. Der Ankergrund an der Jana-Küste beginnt 
schon bei dem grofsen Baum; man wird aber, nachdem hier geankert ist, 
natürlich jede Gelegenheit benutzen, um einen weiter südlich gelegenen Anker 
platz zu erreichen und solcher Weise die Reise zu befördern. Wie schon 
bemerkt, mufs man dabei immer die ./«»«-Küste halten, weil in deren Nähe der 
Gegenstrom am schwächsten ist. Die Durchsegelung ist am leichtesten zur Zeit 
der Springfluthon; je näher dem ersten oder letzten Mondsviertel, desto weniger 
Aussicht hat man, mit einer Flulh den Ausgang der Strafse zu gewinnen. 
Ebenso schwierig, wie die Durchsegelung der Bali Strafse von Nord nach 
Süd zur Zeit des Westmonsuus ist, soll im Ostmonsua die Durchfahrt von Süd 
nach Nord sein. Hier möchte sich nach Allem, was ich in Erfahrung bringen 
konnte, vielmehr die Lombok Strafse empfehlen. Wie schwierig es aber ist, 
durch diese Strafse im Westmonsun von Nord uach Süd zu kommen, beweist 
noch wieder der kürzlich vorgekommene Fall einer deutschen Bark, welche acht 
Tage lang gegen die hier angetroffenen widrigen Umstände ankämpfte und 
scliliefslich doch noch genöthigt war, wieder nach der Bali Strafse zurück 
zusegeln. 
(Alle Richtungen sind rechtweisend, wenn nicht ausdrücklich anders an 
gegeben ist.) 
1) Kapt. M. Martens (s. „Alm. d. Ilvdr. etc.“, 1881, pag. 441) bezeichnet den südlich 
setzenden Strom als Ebbe, was wahrscheinlich richtiger ist.
	        
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