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gang des Schiffes wurde dann ein rascherer, und ohne dafs Stürme bis dahin
die Fahrt beunruhigt hätten, gelangte man am 2. Januar 1882 in Sicht des Kap
Horn. „Niagara“ hatte die zwischen Linie und der Länge dieses Kaps liegende
Strecke in 36 Tagen durchsegelt, und auf derselben 10° S-Br in 127,8° W-Lg
ага 1. Dezember, 20° S Br in 126,8° W-Lg am 5. Dezember, 30° S-Br in
123,5° W-Lg am 9. Dezember, 40° S-Br in 118,8° W-Lg am 17. Dezember und
50° S-Br in 92,8° W-Lg am 25. Dezember geschnitten. Am 3. Dezember war
von Kapt. Kuhlmann der Kapitän und 10 Matrosen des durch Feuer zerstörten
Englischen Schiffes „Roxettana“ gerettet worden. Man traf diese Leute, welche
ihr brennendes Schiff schon am 24. November verlassen hatten, in ihrem Boot
treibend, am 3. Dezember unweit 17° S-Br und 126° W-Lg. Da „Niagara“
hinsichtlich des Proviantes nicht darauf vorbereitet war, die in dieser Weise
vorgröfserte Anzahl Menschen bis zur Ankunft in Europa an Bord zu behalten,
beschlofs Kapt. Kuhlmann, Port Stanley auzulaufen und dort die Engländer
zu landen. Nachdem dieses am 7. Januar geschehen war, wurde die Reise
weiter fortgesetzt. Bei den angetroffenen, meist aus nördlicher Richtung wehen
den Winden nahm dieselbe Anfangs keinen raschen Verlauf, und wurde derselbe
erst ein etwas zufriedenstellenderer, als nördlich von 44,5° S-Br häufiger West
winde beobachtet wurden. Oestliche Winde herrschten wieder vor, nachdem
33,5° S-Br überschritten worden war. Anfänglich aus ziemlich raumer Rich
tung kommend, wehten dieselben zwischen 29,5° und 24,5° S-Br aus einer
hoch nördlichen. Als die letztere Breite überschritten worden war, kam der
Wind an einigen Tagen aus einer raumeren Richtung, und hatte es dort den
Anschein, als ob sich aus ihm der Passat entwickeln wollte. Nachdem die
Bark aber am 6. Februar in die Nähe von 17,7° S-Br in 35,8° W-Lg gekommen
war, lief der Wind abermals um nach NE und wurde gleichzeitig ganz flau
und unbeständig. Eine lange Verzögerung war die Folge dieser Verhältnisse,
denn es mul'ste wiederholt für längere Zeit über St. B.-Bug gesegelt werden,
und gelangte man vom 5. Februar in 17,5° S-Br und 36,1° W-Lg, bis zum
16. Februar nur nach 16,8° S-Br in 30,6° W-Lg. Es hatte nach des Kapitäns
Meinung fast den Anschein, als ob die Bark den Südatlantiseheu Ocean zu
durchsegeln haben würde, ohne Passat anzutreffeu. Am 20. Februar lief unweit
10,8° S-Br in 33,5° W-Lg der flaue Wind endlich so raum, dafs ein recht
weisender Nordkurs eiugehalteu werden konnte. Man erreichte darauf am
26. Februar den Aequator in 31,7° W-Lg. Um diesen Punkt von den Falklands
her zu erreichen, waren nicht weniger als 50 Tage erforderlich gewesen.
Während dieser Zeit hatte man 50° S-Br in 55° W-Lg am 8. Januar, 40° S-Br
in 37° W-Lg am 18. Januar, 30° S-Br iu 34,1° W-Lg am 24. Januar, 20° S-Br
in 36,2° W-Lg am 4. Februar und 10° S-Br in 33,5° W-Lg am 20. Februar
geschnitten.
Kapitän Kuhlmann klagt iu seinem meteorologischen Journal über die
von ihm angetroffenen so ungewöhnlich schlechten Verhältnisse. Aus den
Journalen einiger Mitsegler, welche von Kap Horn kommend, damals auch
den Südatlantischen Ocean durchsegelten, ergiebt sich aber, dafs nicht alle
Mitsegler eine gleich schlechte Gelegenheit fanden; dafs diese für „Niagara“
nur eine Folge der emgeschlagenen Route war. Unter jenen Mitseglern befand
sich das Hamburger Vollschiff „(У. H. Wappärnwelches am 18. Januar
Mittags in 40° S-Br und 39,8° W-Lg 160 Sm in der WSW'/aW-Richtung von
„Niagara“ entfernt war. Am 24. Januar befand sich das Vollschiff in
30,7° S-Br und 34,6° W-Lg, während dio Bark in 30,4° S-Br uud 34,1° W-Lg
stand. Bei den nach dieser Zeit herrschenden nordöstlichen Winden lag zwar
auch „ Wappäm“ Anfangs noch nach NW, als dabei aber keine Windänderung
eintreten wollte, wondete dieses Schiff und segelte ostwärts, obgleich man
Breite dabei zusetzen mufste. „Niagara“ segelte über B. B.-Bug weiter, und
die Folge dieses verschiedenen Verfahrens war, dafs am Mittag des 31. Januar
der Schiffsort der Bark in 24,6° S-Br uud 35,5° W-Lg, derjenige des Schiffes
aber in 30,6° S-Br und 26,1° W-Lg war. Bei „Niagara“ übte augenscheinlich
jetzt die Nähe der Küste einen störenden Einflufs auf Windrichtung und Wind
stärke aus; dagegen konnte „ Wappäm“, nachdem am Nachmittag des
31. Januar gewendet worden war, von nun an in ziemlich befriedigender Weise
nach Norden vorrücken. Am 7. Februar standen beide Schiffe in uugefähr