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schon von John Collins 2 ) cingeführtcn geraden Linie für den geometrischen
Ort dos gesuchten Punktes bei der bekannten, später sog. Pothenot’schen Auf
gabe; denn obgleich es bei dieser Aufgabe 3 bekannte Punkte А, В, C sein
müssen, welche zur Bestimmung eines 4ten Punktes D dienen sollen, wo die
Winkel zwischen den Richtungen nach den 3 bekannten Punkten gemessen
sind, so kann jene Ortslinie doch auch in dem anderen Falle angewandt werden,
wenn die 3 Punkte А, В, C selbst noch unbekannt sind, wie z. B. an einer
Küste, die nach der obigen Aufgabe erst im Vorbeifahren aufgenommen werden
soll. Die Peilung solcher 3 Küstenpunkte А, В, C vom Schiffe D aus giebt
freilich einen Kreis als geometrischen Ort des Punktes D, wenn man 2, etwa
die am weitesten auseinander liegenden Küstenpunkte A und C willkürlich an
nimmt; aber auch ohne diesen Kreis zu konstruireu, genügt es, einen Hülfs-
punkt II in seiner Peripherie anzugeben, so dafs der durch D gehendo Kreis
schon mittelst der 3 Punkte А, H, C
angcdcutot ist. Man erhält den Hülfs-
punkt H, indem man die beiden observirten
Winkel ADB = a und BDC — ß so au
AC legt, dafs der Winkel ACH — a und
CAH = ß wird. Die 4 Punkto А, II, C, D
liegen dann, wegen der gleichen Peripherie
winkel, in einem Kreise, und die 3 Punkte
II, B, D liegen, worauf es hier haupt
sächlich entkommt, in einer geraden Linie,
die freilich noch unbekannt ist, so lange
man В nicht kennt; sonst würde die Linie
CD, unter dem Winkel ß an die Ver
längerung von HB gelegt, also ohne Kreis-
konstruktion, schon den gesuchten Punkt
D liefern. Wiederholt man aber au einer
zweiten unbekannten Station E (s. die
folgende Figur) die Peilung derselben
3 Küstenpunkte А, В, C, so erhält man
in gleicher Weise einen zweiten Hülfs-
punkt I, welcher mit В und E in einer
geraden Linie liegt. Dann ist nur noch
übrig, an einem dritten Stationspunkte F
die Peilung der 3 Punkte А, В, C abermals zu wiederholen, so dafs ein dritter
Hülfspunkt К entsteht, welcher mit В und F in einer geraden Linie liegen
mufs. Da nun die 3 Linien HD, IE und KF sich alio in В schneiden, und
man aus den 3 Peilungen des Punktes В die beiden Winkel an diesem Punkte
zwischen den Richtungen nach den 3 bekannt gewordenen Hülfspunkten H, I, К
kennt, so läfst sich В dazu, als vierter unbekannter Punkt, auch ohne Kreis
konstruktion nach der obigen Auflösung der Pothenot’schen Aufgabe finden.
Nachdem aber В bekannt geworden ist, in Beziehung auf dio beiden willkürlich
angenommenen Punkto A und C, so hat man schon die relative Lage dieser
3 Küsteupunkte zu einander. Ferner ist cs auch von Interesse, ihre gegen
seitigen azimuthalen Richtungen kennen zu lernen, wie ebenfalls die entsprechende
Lage der 3 Stationspunktc I), E, F, die statt der Schiffsörter auch Landstationen
sein könnten, welche man in die Karte aufzunehmen wünscht; daher wird man
durch eine fernere, hier aber nach der bisherigen Konstruktion schon fast
fertige Anwendung der Pothenot’schen Aufgabe für die übrigen Punkte in
obiger Form, also mit Vermeidung von Kreiskonstruktionen, die relative Lage
aller 6 Punkte bestimmen, wie die Aufgabe verlangt, so dafs sich eine Karte
davon entwerfen läfst, in welcher nur der Mafsstab noch willkürlich ist. —
Wollte man aber eine solche Karte auf dieselbe Weise, jedoch ohne alle Pei
lungen, lediglich durch genauer ausführbare Winkelmessungen konstruiren, so
hätte man aufser den 3 Winkeln an den Stationspunkten D, E und F auch an
einem der 3 übrigen Oerter, etwa B, die Winkel zwischen diesen Stations
punkten zu messen. Wären die Winkel nun nicht in B, sondern etwa in А
2 ) „Philos. Xransact. f. 1671“, pag. 2093—2096.
Arm, d. Hydr. etc., 1882, Heft IX.
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