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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 10 (1882)

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platz wohl aui besten durch dort liegende Schiffe kenntlich ist, aufserdem noch 
durch einen, auf einem unweit des Strandes gelegenen Hügel errichtete», weifs 
oder grau angestrichenen, aufrecht stehenden hölzernen Anker. Bringt man 
diesen Anker in rw EzS, so kann man recht auf ihn und den Ankerplatz zu 
steuern; dabei rnufs man den am Tage nach Nord setzenden Strom berück 
sichtigen, das Loth fleifsig gebrauchen und zeitig genug Segel mindern, da man 
auf 47,5 m (26 Fad.), spätestens auf 40,2 m (22 Fad.) Wassertiefe (wenn Schiffe 
dort liegen, zuweilen vor dem Wiude fahrend) ankern mufs. An jener Stelle 
ist guter sandiger Ankorgrund, weiter nach innen hei ca 27,4 m (15 Fad.) 
Wassortiefc ist der Ankergrund steinig und felsig; in letzterem haben mehrere 
Schiffe ihre Anker verloren, was den Ort — soweit man nach vorliegenden 
Berichten urthcilen kann, mit Unrecht — in nachtheiligen Ruf gebracht hat. 
Der Ankerplatz ist eine offene Rhode. Da im Januar, Februar und März 
stets Dünung aus SW lief, so mussten die Schiffe vertäuen; rw SWzS anliegend, 
mufste man die beiden Buganker in oiner Hanepoot (im Spann oder gespreizt) aus 
legen, dann recht nach hinten, also nach rw NEzN von der B. B.-Seite des 
Hecks den grofsen Voranker (nicht den Täuankcr, da dieser zu schwer ist) 
mit 167 m Kette ausbringen. 
Damit die Lichter bequem an der Schiffsseite liegen und nicht stark an das 
Schiff stofsen, ist es rathsam, ein Stück Pferdeleinc oder doppeltes Bojereep von 
der B. B.-Bugkettc zur Achterkotto fcstzumachen, damit es den Lichtoru als 
Tau zum Festmachen dient. — Bis jetzt lautet der Frachtkontrakt gewöhnlich 
dahin, dafs die Ladung längsseit vom Schiffsboot, frei von der Brandung, geliefert 
werden soll; da es nun wogen des Zeitverlustes und der Bauart der Schiffsboote 
unmöglich ist, die Ladung erst in Schiffsbootc zu nehmen und dann an Bord 
zu bringen, so zahlte man für je 1000 Quintal 20 Doll, und erhielt die Ladung 
au die Schiffsseite. — So lange die Schiffe auf dem Seegang lagen, hatte weder 
Ent- noch Beladen besondere Schwierigkeiten; sobald ein Schiff nicht richtig 
zur Dünung lag, rollte es ziemlich stark. Die in deu Lichtern befindlichen 
Arbeitsleute wufsten mit der Ladung gut umzugehen. 
Am Lande ist eine Ladungsbrücke vielleicht 150 in weit in das Meer 
hinein gebaut, deren aus starkem Wulsteisen bestehende Stützen in einer kleinen, 
von Land aus in See sich erstreckenden Felszunge eingelassen sind; auf dieser 
Brücke liegen Schienen bis zur Plattform des Salpeterschuppens zur leichteren 
Beförderung der Lastwagen, von denen jeder mit 5 Tons beladen wird. Von 
{ 'euer Plattform läfst man die mit Salpeter gefüllten Säcke auf einer geneigten 
Dbene (sprut) auf die Wagen, ebenso von der Brücke in die Lichter gleiten. 
Diese liegen dort öfters sehr schlecht in der Brandung und Widersee, die am 
Ende der Ladebrücke besonders heftig auftreten; man war deshalb mehrfach 
genöthigt, sie mit dem Schiffsboot vom Laude ab und an die Schiffsseite zu 
bugsireu. — Falls hinreichend Ladung herbeigebracht war, genügten die damals 
vorhandenen acht Lichter, in deren jedem 20 tons an Bord gebracht werden, 
um die gewöhnlich dort ladendeu zwei bis drei Schiffe zu bedienen. Die Ladung 
kam aus dem Innern des Landes; von dem unweit der Küste steil zu ihr 
abfallenden Höhenzuge führt der Weg in Schlangenwindungen zur Ortschaft 
Oliva; er scheint in einem früheren Flufsbett angelegt zu sein, dessen Hinder 
nisse durch Sprengungen mit Dynamit beseitigt wurden. 
Die Ladung wird in Säcken auf von Mauleseln gezogenen Karren aus 
dem Innern gebracht uud in dem Speicher abgeladen; dort wird sie in Gegen 
wart des Agenten des Käufers und eines Zollbeamten von dem Chef des 
Etablissements gewogen und dann in die auf der Ladebrücke stehenden Wagen 
gelassen. — Der Frachtkontrakt wurde bis jetzt in Valparaiso abgeschlossen, 
bei der Abfahrt von Oliva erhält man alle nöthigen Zollpapiere, so dafs das 
Ansegeln eines anderen Platzes nicht nöthig ist. — Der Ballast wurde über 
Bord geworfen, öfters erst nach Entrichtung eines Trinkgeldes. 
Vom 9. Januar bis 17. Februar 1882 war der Wind am Tage gewöhnlich 
SW und SE, Nachts dagegen vom Lande her, mitunter frisch, um 11" Abends am 
stärksten, das Wetter war sehr schön, die Dünung von SW zuweilen sehr hoch. — 
Ebbe und Fluth wurde als unregelmäfsig und von der Stärke des Windes 
abhängig beobachtet; Vormittags setzte die Strömung NE, Abends SE, zu 
weilen sehr stark, zuweilen sehr schwach.
	        
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