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platz wohl aui besten durch dort liegende Schiffe kenntlich ist, aufserdem noch
durch einen, auf einem unweit des Strandes gelegenen Hügel errichtete», weifs
oder grau angestrichenen, aufrecht stehenden hölzernen Anker. Bringt man
diesen Anker in rw EzS, so kann man recht auf ihn und den Ankerplatz zu
steuern; dabei rnufs man den am Tage nach Nord setzenden Strom berück
sichtigen, das Loth fleifsig gebrauchen und zeitig genug Segel mindern, da man
auf 47,5 m (26 Fad.), spätestens auf 40,2 m (22 Fad.) Wassertiefe (wenn Schiffe
dort liegen, zuweilen vor dem Wiude fahrend) ankern mufs. An jener Stelle
ist guter sandiger Ankorgrund, weiter nach innen hei ca 27,4 m (15 Fad.)
Wassortiefc ist der Ankergrund steinig und felsig; in letzterem haben mehrere
Schiffe ihre Anker verloren, was den Ort — soweit man nach vorliegenden
Berichten urthcilen kann, mit Unrecht — in nachtheiligen Ruf gebracht hat.
Der Ankerplatz ist eine offene Rhode. Da im Januar, Februar und März
stets Dünung aus SW lief, so mussten die Schiffe vertäuen; rw SWzS anliegend,
mufste man die beiden Buganker in oiner Hanepoot (im Spann oder gespreizt) aus
legen, dann recht nach hinten, also nach rw NEzN von der B. B.-Seite des
Hecks den grofsen Voranker (nicht den Täuankcr, da dieser zu schwer ist)
mit 167 m Kette ausbringen.
Damit die Lichter bequem an der Schiffsseite liegen und nicht stark an das
Schiff stofsen, ist es rathsam, ein Stück Pferdeleinc oder doppeltes Bojereep von
der B. B.-Bugkettc zur Achterkotto fcstzumachen, damit es den Lichtoru als
Tau zum Festmachen dient. — Bis jetzt lautet der Frachtkontrakt gewöhnlich
dahin, dafs die Ladung längsseit vom Schiffsboot, frei von der Brandung, geliefert
werden soll; da es nun wogen des Zeitverlustes und der Bauart der Schiffsboote
unmöglich ist, die Ladung erst in Schiffsbootc zu nehmen und dann an Bord
zu bringen, so zahlte man für je 1000 Quintal 20 Doll, und erhielt die Ladung
au die Schiffsseite. — So lange die Schiffe auf dem Seegang lagen, hatte weder
Ent- noch Beladen besondere Schwierigkeiten; sobald ein Schiff nicht richtig
zur Dünung lag, rollte es ziemlich stark. Die in deu Lichtern befindlichen
Arbeitsleute wufsten mit der Ladung gut umzugehen.
Am Lande ist eine Ladungsbrücke vielleicht 150 in weit in das Meer
hinein gebaut, deren aus starkem Wulsteisen bestehende Stützen in einer kleinen,
von Land aus in See sich erstreckenden Felszunge eingelassen sind; auf dieser
Brücke liegen Schienen bis zur Plattform des Salpeterschuppens zur leichteren
Beförderung der Lastwagen, von denen jeder mit 5 Tons beladen wird. Von
{ 'euer Plattform läfst man die mit Salpeter gefüllten Säcke auf einer geneigten
Dbene (sprut) auf die Wagen, ebenso von der Brücke in die Lichter gleiten.
Diese liegen dort öfters sehr schlecht in der Brandung und Widersee, die am
Ende der Ladebrücke besonders heftig auftreten; man war deshalb mehrfach
genöthigt, sie mit dem Schiffsboot vom Laude ab und an die Schiffsseite zu
bugsireu. — Falls hinreichend Ladung herbeigebracht war, genügten die damals
vorhandenen acht Lichter, in deren jedem 20 tons an Bord gebracht werden,
um die gewöhnlich dort ladendeu zwei bis drei Schiffe zu bedienen. Die Ladung
kam aus dem Innern des Landes; von dem unweit der Küste steil zu ihr
abfallenden Höhenzuge führt der Weg in Schlangenwindungen zur Ortschaft
Oliva; er scheint in einem früheren Flufsbett angelegt zu sein, dessen Hinder
nisse durch Sprengungen mit Dynamit beseitigt wurden.
Die Ladung wird in Säcken auf von Mauleseln gezogenen Karren aus
dem Innern gebracht uud in dem Speicher abgeladen; dort wird sie in Gegen
wart des Agenten des Käufers und eines Zollbeamten von dem Chef des
Etablissements gewogen und dann in die auf der Ladebrücke stehenden Wagen
gelassen. — Der Frachtkontrakt wurde bis jetzt in Valparaiso abgeschlossen,
bei der Abfahrt von Oliva erhält man alle nöthigen Zollpapiere, so dafs das
Ansegeln eines anderen Platzes nicht nöthig ist. — Der Ballast wurde über
Bord geworfen, öfters erst nach Entrichtung eines Trinkgeldes.
Vom 9. Januar bis 17. Februar 1882 war der Wind am Tage gewöhnlich
SW und SE, Nachts dagegen vom Lande her, mitunter frisch, um 11" Abends am
stärksten, das Wetter war sehr schön, die Dünung von SW zuweilen sehr hoch. —
Ebbe und Fluth wurde als unregelmäfsig und von der Stärke des Windes
abhängig beobachtet; Vormittags setzte die Strömung NE, Abends SE, zu
weilen sehr stark, zuweilen sehr schwach.