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Full text: 10, 1882

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der Schleuse bei Emden ist dann sowohl emsauf- als emsabwärts froies Wasser 
oft nicht zu sehen. Der Strom bei der Knock wird bei Hochwasser jedoch auf 
kurze Zeit gewöhnlich vom Eise frei. An der holländischen Küste ist bei süd 
west- und westlichen Winden ein mehr oder minder breites Fahrwasser offen. 
Bei Nord- und NW-Winden wird das Eis in den südlichen Theil des Dollart 
und dem holländischen Watt getrieben, auf welchem ein grofser Theil liegen 
bleibt, wenn zugleich hohe Fluthen auflaufeu. 
4) Seit 22 Jahren ist keine Eisstauung eingetreten. 
5) Ein Einflufs des Eisganges auf die Tiefenverhältnisse ist hier nicht 
bemerkt worden. 
Im Winter 1870/71 hatte bei anhaltendem scharfem Ostwind das Eis auf 
dem iims-Stromo und an der Küste eine aufserordentliche Stärke und Festigkeit 
erlangt. Bei starkem Ostwinde läuft das Wasser mit Gewalt ab, die Fluth 
bringt cs nicht völlig wieder zurück, und so hat das Eis Zeit, sich auf den 
flachen Stellen festzusetzen und immer gröfsore Dimensionen anzunehmen. Das 
Eis hatte damals auf solche Art eine Mächtigkeit bekommen, wie sie solten vor 
kommt. Nicht allein der Jfws-Strom war von der Schleuse emsaufwärts mit einer 
festen Eisdecke belegt, so dafs er bei Pogum zu Fufs überschritten werden konnte, 
sondern auch von der Binnenseite der Knock bis über die Wybelsumer Plate 
hinaus war die Eisfläche ununterbrochen fest, ein Fall, wolcher höchst selten 
eintritt. Man ist sogar zu Fufs von der Insel Juist nach dem Norddcichc ge 
langt, eine Thatsachc, welche sich seit dem Jahre 1808 nicht wiederholt haben 
soll. Von Borkum war während der Ebbe selten klares Wasser vom Thurm 
aus zu sehen gewesen. Durch das Zusammcnschiebcu des Eises hatten sich oft 
bedeutende Eisberge gebildet. 
Küstenaufnahmen mittels Depressionswinkeln. 
Von Prof. Dr. (’. Bürgen in Wilhelmshaven. 
Zur Aufnahme eines Hafens oder des Verlaufs einer Küstenlinie läfst 
sich in manchen Fällen eine Mothodo zur Anwendung bringen, welche wohl 
geeignet ist, dio praktische Arbeit wesentlich abzukürzen, und die daher die 
Aufmerksamkeit aller derjenigen verdient, deron Aufgabe cs ist, oder welcho 
Gelegenheit haben, derartige Aufnahmen zu machen. Es ist dies die Methode 
der Küstenaufnahmc mittels Depressions winkeln,, ’welche im Jahre 1862 von 
Dr. Kersten in Afrika in ein paar Fällen und 1870 von Dr. Copeland und 
dem Verfassor in Ost-Grönland in ausgedehntem Mafse mit dem besten Erfolg 
angewendet worden ist. Eine Formel zur Berechnung und eine Hülfstafel, 
welche dieselbe erleichtert, findet sich in dem Werk: „Die zweite deutsche Nord 
polarfahrt 1860/70“, Band II, pag. 878 ff., und andero Formeln in „C. C. von 
der Decken’s Reisen in Ost-Afrika“, Band III, 3, geodätische Beobachtungen, 
pag. 57 ff. Wir beschränken uns hier auf die Wiedergabe der erstgenannten, 
weil diese die strengste und bei Benutzung der Hülfstafel wohl auch die 
bequemste ist. 
Die Methode besteht einfach darin, dafs man von einem erhöhten Stand 
punkte aus, dessen Höhe über dem Meere, oder streDger über der Fläche, in 
welcher die aufzunehmende Küstenlinio liegt, mit möglichst grofser Genauigkeit 
bekannt ist, dio Zenithdistanzen einer Anzahl von Kostenpunkten (d. h. der 
Punkte, wo Wasser und Land sich scheiden) rnifst, wobei zugleich der Winkel, 
den die Richtung nach dem eingestellten Punkte mit einer festen Richtung 
macht, beiläufig gemessen wird. Es ist zu diesem Zweck ein kleines Universal- 
instrument erforderlich, durch welches man Zenithdistanzen und Horizontalwinkel 
mit einiger Genauigkeit messen kann. ! Die Ablesung des Vertikalkreises sollte 
so genau geschehen, wie die Ablesungsmittel (Nonien oder Mikroskope) es 
erlauben, während es in den meisten Fällen genügt, den Horizontalkreis auf 
die nächste Minute abzulesen. Kennt man den Zenithpunkt des Kreises, so
	        
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