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Full text: 10, 1882

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3) Nach den gemachten Erfahrungen übt der Wind den gröfsten Einflufs 
auf den Eisgang aus. Der Wind treibt ungeachtet starker Strömung stets das 
Eis nach der Leeseite des Stromes. 
4) Eisstauung tritt von Bremerhaven ab seewärts nicht ein. 
5) Der Eisgang übt einen mächtigen Einflufs auf die Tiefenverhältnisse; 
insbesondere werden die unter Wasser liegenden Platen sehr vom Eisgang 
beeinflufst. Der Eisgang kann, jo nach Umständen, ein Fahrwasser bilden oder 
auch völlig aufheben. 
Ein Schlufs der Schiffahrt für die Häfen von Geestemünde und Bremer 
haven findet nicht statt. Dampfer und mit ihrer Hülfe auch Segelschiffe können 
während des ganzen Winters, ungeachtet des Eisganges, die Weser bis Bremer 
haven und Geestemünde befahren. 
5. Jade. Wilhelmshaven: Lotsenkommandeur von Krohn. 
1) Meistens tritt die erste Eisbildung Ausgangs November bis Mitte 
Dezember ein; die sie hervorrufende Witterung ist in der Regel von kurzer 
Dauer. Eine Eisschmelze findet bei langen Wintern meist mehrere Male statt, 
so dafs zwischen dem Eintreten des ersten Eises und dem Verschwinden des 
letzten Zeiten liegen, zu denen kein Eis vorhanden war. Ebenso gab es Jahre, 
in denen überhaupt kein Eis, andere, in denen nach dem 15. Januar kein Eis 
mehr gesehen wurde, und wiederum andere, in denen das Watteis erst ultimo 
März verschwand, ja selbst im April ist noch Eis angetroffen worden. In der 
Regel ist nach dem 1. März kein Eis mehr zu erwarten. — Ein gänzliches 
Zufrieren des Fahrwassers kommt in der Jade nicht vor. Unter Verhältnissen, 
welche der Eisbildung günstig sind, kann diese so rasch fortschreiten, dafs an 
dem Tage, nachdem die Eisbildung begonnen, in der Innen-Jade nur einzelne 
freie Stellen zu sehen sind. Das Schwinden des Eises ist ebenso durch die 
Witterungsverhältnisse bedingt. Es genügen jedoch meistens 4 bis 5 Hochwasser, 
um das Eis zu beseitigen. Bei grofser Wärme und heftigen westlichen Winden 
vollzieht sich die Zerstörung des Eises oft noch schneller. 
2) Das erste Eis bildet sich auf den Watten zu beiden Seiten des Fahr 
wassers. Das Eis, welches sich bei Eintritt des Frostes auf dem Strom bildet, 
wird mit der Fluth auf die Watten gesetzt und bleibt dort gröfstentheils liegen. 
Dadurch wird ein schneller Fortschritt in der Bildung des Watteises verursacht. 
Nachdem die Watten ganz mit Eis bedeckt sind, findet das Stromeis keinen 
Platz mehr auf dem Watt, und nun füllt auch der Strom sich rasch mit Strom 
eis. Das Watteis ist zähe und wird so fest, dafs os Menschen trägt. Es bildet 
sich in Schollen und grofsen Eisfeldern bis zu 300m Seitenfläche, bei einer 
Stärke von ca lm. Einzelne Eisblöcke erlangen bis zu 2 ja 2,5 m Dicke. 
Scharf wird das Watteis nie. Das Stromeis bildet sich nicht zu gröfseren 
Schollen, sondern tritt durchgehends nur in der Gestalt von Schlammeis auf. 
Es bekommt nie eine solche Festigkeit, dafs es Menschen trägt. An allen 
gegen den Strom vorspriügonden Ecken, wie beim Minsener Old Oog, der 
Mellum, den MoleD, der Eckwarderhöm, ist bei ruhigem Wetter der stärkste 
Eisgang. 
3) Verstärkt wird der Eisgang, wenn lebhafte Winde oder Stürme das 
Eis in der Richtung des Stromes mit fortschieben oder dasselbe nach bestimmten 
Stellen hindrängen. Der stärkste Eisgang findet beim Aufthauen des Eises 
statt, weil dann mit Eintritt westlicher Winde mehr Wasser kommt und der 
Tidenstrom stärker wird, aufserdem aber, wie schon angeführt, das Watteis mit 
in den Strom gelangt. Zu dieser Zeit findet auf der Ostseite des Fahrwassors 
der stärkste Eisgang statt. — Im Allgemeinen ist der Eisgang auf der Leeseite 
des Fahrwassers am stärksten. 
4) Eisstauungen im wörtlichen Sinne treten auf der Jade nicht ein, weil 
die Jade überall eine zu grofse Breite hat. Dagegen nimmt bei anhaltendem 
Frost und östlichem Wind die Bewegung des Eises merklich ab. Diese Er 
scheinung wird zunächst dadurch hervorgerufen, dafs das Watt mit Eis bedeckt 
und auf demselben kein Platz zur Aufnahme des Fluthwassers resp. des durch 
die Fluth auf das Watt gehobenen Stromeises vorhanden ist. Die Abnahme 
der zu- und abfliefsenden Wassermenge bedingt naturgcmäfs eine Schwächung 
der Strömung. Ferner ist aber auch das Trägheitsmoment des Scblammeises,
	        
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