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Föhrde hinein. In solchem Falle kann Eisstauung, besonders auf der Linie
Holnis—Brunmis, eintreten. Dies ereignete sich im Winter 1879/80, wo hier
eine breite Eisbank etwa 8 Tage jeden Verkehr verhinderte.
5) Auf die Tiefenverhältnisse der Föhrde hat der Eisgang keinen Einflufs.
Die vorstehend aufgeführten Angaben sind theils nach Aufzeichnungen
der hiesigen Leuchtfeuerwärter, theils nach Erkundigungen bei erfahrenen und
zuverlässigen Personen und eigenen Erfahrungen gemacht. Sie können nur
sehr allgemein als Kegel gelten. In manchen Wintern friert die Flensburger
Föhrde gar nicht zu. Im Winter 1880/81 war sie vom 19. Januar bis 28. März
zugefroren.
B. Für die Nordsee.
1. Eider. Rendsburg: Kreisbauinspektor Edens.
Die Zeit der ersten Eisbildung und Eisschmelze ist sehr verschieden,
ebenso die Zeitdauer bis zum völligen Zufrieren und vom Aufthauen bis zur
Schmelzung.
In sehr strengen Wintern friert die Eider bis unterhalb Tönning zu,
aber noch niemals dürfte festes Eis unterhalb Vollenciek bemerkt worden sein.
Die Eider wird von der Mündung aus bis nach Rendsburg hinauf von der Ebbe
und Fluth beeinflufst, während der eigentliche Kanal von Rendsburg ab bis zur
Kieler Föhrde mehr ein stehendes Gewässer bildet. Diesom Umstande ist e3
zuzuschreiben, dafs im Kanal die Eisschmelze sich früher zeigt und zur festen
Decke wird, als in der Eider von Rendsburg bis zur Müudung, ebenso schmilzt
auch das Eis in der Eider früher, als im Kanal; die stetige Strömung und
Bewegung des Wassers greifen es mehr an.
Die Eisbildung auf der Untereider, namentlich im unteren Theile, wird
durch die dort vorhandenen Wattflächen sehr gefördert. Auf diesen gefriert
das wenige zurückbleibende Wasser zur Zeit der Ebbe sehr leicht und treibt
dann bei eintretender Fluth in den Strom.
Eine Eisstauung und dadurch erfolgte Absperrung des Stromes kommt
auf der Eider nicht vor. Auch auf dem Kanal findet ein Eisgang nicht statt.
Das Eis schmilzt hier in derselben Weise, wie e3 entstanden ist.
2. Elbe. Hamburg: Marineinspektor Möllor.
1) Durchschnittlich ist anzunehmen, dafs im Laufe des Monats Dezember
sich Eis auf der Elbe zeigt, und dafs die Schiffahrt von Mitte Dezember bis
Ausgangs Februar unter Umständen durch Eis behindert ist. Bis Mitte März
ist das Eis gewöhnlich verschwunden.
2) Das Eis bildet sich zuerst auf den Sauden, mithin auf den niedrigsten
Wassertiefen, dagegen verschwindet es zuerst wieder im Fahrwasser, woselbst
auch der stärkste Eisgang stattfindet.
3) Das Fahrwasser der Elbe wird infolge seiner Krümmungen verschieden
begrenzt, entweder vom Ufer und Sänden, oder zu beiden Seiten von Sänden.
Das Eis treibt bei Windstille oder schwachen Winden mit dem Strom. Weht
der Wind quer über das Fahrwasser, so ist die Luvseite, wenn nicht ganz eis
frei, so doch weniger mit Eis gefüllt, als die Seite, wohin der Wind weht. An
dieser findet dann auch der schwerere Eisgang statt.
4) In früheren Jahren sind bei lang anhaltenden Ostwinden, welche
einen sehr niedrigen Wasserstand verursachen, auf den Barren bei Blankenese
und Schulau Eisstopfungen vorgekommen. Seit 1872 jedoch wird das Eis von
den Eisbrechern immer durchbrochen und treibend erhalten; seit dieser Zeit
sind Eisstopfungen nicht mehr eingetreten und auch nicht mehr zu befürchten.
5) Der Eisgang bewirkt seit der Tliätigkeit der Eisbrecher kaum merk
liche Veränderungen in den Tiefenverhältnissen des Fahrwassers.
3. Unterelbe. Cuxhaven: Lotsinspektor Krulle.
1) Von Glückstadt bis Cuxhaven und weiter nach See findet ein völliges
Zufricron der Elbe nicht statt. Die Ebbe und Fluth hält die Eismassen in
Bewegung. Nur auf den zu beiden Seiten des Fahrwassers liegenden Sänden
bildet sich Eis, welches mit Hochwasser flott wird, und in das Fahrwasser treibt.