459
3) Nördliche Winde treiben das Eis im Hafen zusammen, südliche treiben
es nach See zu.
4) Eigentliche Eisstauungen sind nicht bekannt, doch kommt es vor, dafs
sich Schlammeis in der Stärke von 1 bis 3 m im Eingang zur Kieler Föhrde
anhäuft. S. M. S. „Arminius“ hatte im März des Jahres 1881 den Auftrag,
die Föhrde aufzueisen. Während das Schiff bis gegen Möltenort ein ca 20 cm
starkes, sprödes Kerneis antraf, fand es weiter nach Friedrichsort zu eine
etwa 2 m starke, weiche und zähe Masse, in welche das Schiff, ohne dafs mau
beim Gegentreffen einen merklichen Stofs verspürte, 2 bis 3 Schiffslängen
hineindrang, allmählich an Fahrt verlor und nach und nach trotz weiter
arbeitender Maschine zum Stillstand gelangte. Diese Masse wurde weiter nach
See zu immer stärker und mag etwas aufserhalb Friedrichsort Leuchtthurm
etwa 3 bis 37* m stark gewesen sein. Das Schiff konnte hier trotz starken
Anlaufs kaum */* bis V* Schiffslänge eindringen, und es war schwierig, das
stehende Schiff mit Volldampf rückwärts arbeitender Maschine aus der zähen
Masse wieder loszumachen. In dieser Gegend konnte man Bootsriemen auf
ihre ganze Länge in die Schneeeismassen hineinstecken, ohne anscheinend auf
Wasser zu kommen.
5) Veränderungen der Tiefen Verhältnisse des Hafens infolge des Eisgangs
sind nicht beobachtet worden.
12. Schleswig: Kreisbauinspektor Hotzen.
1) Die erste Eisbildung in der Schlei-Föhrde tritt durchschnittlich Mitte
Dezember, die Eisschmelze Mitte Februar ein. Bis zum völligen Zufrieren ver
gehen im Allgemeinen 3 Wochen, beim Aufthauen bis zum Schmelzen des Eises
etwa 14 Tage.
2) Das Eis bildet sich zuerst an der nördlichen Seite der Föhrde und des
Seegats und verschwindet zuerst an der südlichen Seite. Der stärkste Eis
gang findet im Fahrwasser und von der Fischerhütte {Olpenitzer - Herings-
grüuden) bis nach Schleimünde an der südlichen Seite statt.
3) Bei starkem Wind und Strömung tritt die Eisbildung später ein und
verschwindet ebenfalls bedeutend früher, so dafs die Föhrde von Kappeln bis
Schleimünde in vier Tagen — einzelne kleine Buchten dicht unter Land aus
genommen — eisfrei werden kann.
4) Eisstauungen treten zuweilen ein.
5) Der Eisgang ist im tiefen Wasser infolge der gröfseren Strömung am
stärksten.
13. Flensburg: Kreisbauamt.
1) In der Flensburger Föhrde tritt die Eisbildung in der Regel nicht
vor Mitte Januar ein; das völlige Zufrieren erfolgt alsdann aber gewöhnlich
innerhalb 24 Stunden.
Die Eisschmelze beginnt in der Regel Anfang bis Mitte März. Bei ein
tretendem Thauwetter schmilzt das Eis zunächst an den Ufern und löst sich von
diesen ab. Da bei Thauwetter immer Westwind herrscht, so treibt das Eis
gewöhnlich in der ganzen Breite der Föhrde entweder in die Ostsee hinaus,
oder es setzt sich auf den seichten Gründen an oder vor dem Ausgange der
Föhrde fest. Das Schmelzen des Eises dauert selten länger, als eine Woche.
Innerhalb der Föhrde ist fast niemals ein solches beobachtet worden. Im
inneren Hafen folgt die Eisbildung und die Eisschmelze mehr dem häufigen
Wechsel von Frost und Thauwetter.
2) Die Eisbildung erfolgt im Allgemeinen an der westlichen Seite der
Föhrde und des Fahrwassers etwas schneller, als an der östlichen. Dies ist
eine Folge des bei eintretendem Frost herrschenden Ostwindes. Als Regel
ist jedoch anzunehmen, dafs die Eisbildung fast gleichmäfsig auf der ganzen
Föhrde erfolgt. Ebenso wird die Föhrde überall fast gleichmäfsig vom Eise
befreit, des Westwindes wegen auf der Westseite jedoch zuweilen etwas früher.
3) und 4) Wie bereits bei 1) erwähnt, geht bei eintretendem Thauwetter
und Westwind das Eis in sehr grofsen Flarden aus der Föhrde. Aendert sich
dann, was sehr häufig vorkommt, mit wieder eintretendem Frostwetter der
Wind und wird östlich, so treibt das Eis in kleineren Schollen wieder in die
An*, d. Hydr. etc., 1882, Heft V1U. 2