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3) Bei Nordwinden mit einlaufender Strömung wird das Seegat und die
Einfahrt zwischen den Molen, wenn sich kein Treibeis in See belindet, in der
Regel vom Eise frei. Hat sich jedoch bereits Treib- oder Schlammcis in See
gebildet, so wird der Hafoneinlauf unter gleichen Verhältnissen zeitweise 3 m
tief von diesem Eise vollgestaut.
4) Ein wesentlicher Einflufs des Eisganges auf die Tiefenverhältnisse
konnte bisher nicht bemerkt werden.
8. Greifswalder Bodden: Lotsenkominandeur Müller.
1) Die unten am Schlafs aufgeführten Daten, an denen das letzte Schiff
eingelotst und das erste Schiff wieder ausgelotst ist, sind ziemlich sicher als
die Grenzen der Zeit anzusehen, in welcher der Greifswalder Bodden zugefroren
war. Der Schlufs der Schiffahrt findet sehr selten vor Mitte Dezember, die
Eröffnung selten vor dem 1. März, sehr selten aber nach Mitte April, statt.
Das Zufrieren des ganzen Boddens geschieht oft in einer Nacht, nachdem
längere Zeit vorher sich Treibeis gebildet hat, welches, am Tage, durch die
Bewegung des Wassers zerrieben, als Grund- oder Schlammeis an den Strand
geworfen wird. Fällt nach solchen Tagen noch Schnee, durch den das Wasser
sehr schnell und bedeutend abgekühlt wird, so friert bei eintretender Windstille
— oft bei nur 2° bis 4° Kälte — der ganze Bodden in einer Nacht zu, während
bei anhaltender frischer Briese das Treibeis wochenlang umher treibt, ehe es
den Bodden ganz schliefst. Die Eisschmelze beginnt meistens bei eintretenden
regnerischen SW-Winden und geht sehr langsam vor sich, wenn die Winde
leicht bleiben, und der Regen trockener Luit mit Nachtfrösten Platz macht.
In solchen Fällen kann das Abnehmen des Eises bis zum gänzlichen Ver
schwinden wochenlang dauern. Anders jedoch, wenn nach einigen Regentage»
ein SW-Sturm eintritt. Bei einem solchen, welcher nach NW drehte, wurde
der Bodden in einem der letzten Jahre in 24 Stunden eisfrei. Das Eis wurde
zum Thcil auf die Gründe und auf den Strand geschoben oder trieb in die
offene See hinaus.
Das frische Wasser des Peewe-Stroms friert gewöhnlich früher zu, als das
salzige Wasser des Boddens. Das Pee«e-Fahrwasser ist jedoch in Folge der
darin laufenden starken Strömung auch meistens früher eisfrei, als die grofse
stillströmige Wasserfläche des Boddens.
3) In Folge der stärkeren Strömung tritt auch in der Pgeae-MünduDg
der gröfste Eisgang auf.
4) Bedeutende Eisstauungen treten oft zwischen der Peenemünder-Schamc,
der Kranzwete und dem Rüden eiu. Sie werden zwischen dem Knack-Rücken
und Rüden noch bedeutender, w'cnu starke NNW-Winde das im Treiben befind
liche Eis des Boddens nach dieser Gegend schieben.
5) Auf die Tiefenverhältnisse der Fahrwasser ist ein nennenswerther Ein
flufs durch das Eis bisher nicht bemerkt worden. Ist das Eis im Bodden
durch stürmische Winde in Bewegung gebracht, so bleiben grofse Massen auf
den vielen Gründen sitzen oder w erden auf die Küste geschoben, w r o sie dann
später, durch die immerwährende Bewegung des Wassers untei'spült, nach und
nach verkleinert werden und in kleinen Stücken forttreiben oder schmelzen.
Das letzte Schiff vor Schlufs der
Schiffahrt wurde durch den Greifs
walder Bodden gelotst:
14. Dezember,
1860
1862
1862
1864
1865
1865
1866
1867
1868
1870
1870
1871
13.
31.
2.
19^
28.
30.
29.
29.
23.
20.
5.
januar,
Dezember,
Januar,
Januar,
Dezember,
Dezember,
Dezember,
Dezember,
Januar,
Dezember,
Dezember,
Das erste Schiff bei Eröffnung der
Schiffahrt wurde durch den Greifs
walder Bodden gelotst:
1861 4. März,
1862 26. März,
1863 1. Januar (frühestes
Datum),
1864 2. März,
1865 16. April (spätestes
Datum),
1866 4. März,
1867 10. Januar,
1868 6. Februar,
1869 4, Januar,
1870 12. April,