455
5. Kolbergermünde, Rügenwaldermünde und Stolpmünde: Wasserbauinspektor
Weinreich.
Diese drei hinterpommerscheu Häfen sind auch in ihren unteren Theilen
so lange eisfrei, bis der Hafon nicht durch treibende Eisfelder blockirt ist.
Der in der Persante und Wipper stets auslaufendo Strom erschwert die Eis
bildung. Auf der Wipper tritt zuweilen Eisstopfung ein, und die Bucht vor
Stolpmünde ist bei auflandigen Winden zuweilen derart mit Eis angefüllt, dafs
offenes Wasser nicht sichtbar ist. Die Strömung im S<o/pe-Flufs läuft fast stets
aus, doch kommt es bei Nordsturm vor, dafs der Strom für kurze Zeit ciusetzt.
6. Stettin: Lotsenkommandeur Barandon.
1) Die untenstehenden Augaben bezeichnen den Schlufs und die Eröffnung
der Segelschiffahrt. Dampfer forciren nach Schlufs derselben häufig drei- und
vierzölliges oder noch stärkeres Eis. Die Eisbildung in der Oder und im Haff
tritt durchschnittlich 6 bis 8 Tage vor dein Schlufs und die Eisschmelze 15 bis
20 Tage vor Eröffnuug der Schiffahrt ein.
2) Die Bildung und das Verschwinden des Eises in der Oder und im
Haff ist von der Windrichtung abhängig. Das Eis im Haff bricht im Allge
meinen mit Süd- und Westwinden auf, wodurch dasselbe vor der Swine, auf
dem Krickser Haken und dem Wolliner Schaar festgesetzt wird. — Durch Her
stellung der Kaiserfahrt wird die Schiffahrt, falls das Haff mit Westwinden
aufblicht, voraussichtlich um acht bis zehn Tage früher, als bisher eröffnet
werden können.
Der stärkste Eisgang findet in der Oder und Swine statt, und zwar an der
jenigen Seite dos Stroms, wohin der Wind weht.
3) Im Haff wird das Eis lediglich vom Winde getrieben, in den Strömen
rundet es bei flauem Winde die Buchten aus; sonst treibt es mit der nicht ge
rade starken Strömung au deu Seiten der Ströme abwärts, wohin der Wind weht.
4) Eisstauungen, bei welchen sich das im Fahrwasser befindliche Eis
vom Grunde aus bis zur Oberfläche aufthürmt, sind nicht cingotreten.
5) Da Eisstauungen nicht stattfandeu, so hat der Eisgang keinen Ein-
flufs auf die Tiefenverhältnisse ausgeübt.
Schlufs der Segelschiffahrt: 1 ) Eröffnung der Scgclschiffahrt:
1870
10. Dezember,
1871
11.
März,
1871
4. Dezember,
1872
12.
März,
1872
19. Dezembor,
1873
11.
März,
1874
1. Januar,
1874
16.
März,
1874
27. Dezember,
1875
8.
April,
März,
1875
3. Dezember,
1876
13.
1876
22. Dezember,
1877
26.
März,
1877
23. Dezember,
16. Dezember,
1878
23.
Februar,
1878
1879
5.
April,
1879
27. November,
1880
15.
März,
1881
5. Januar.
1881
13.
April.
7. Swinemünde: Lotsenkommandeur Knoop.
1) Die Eisbildung im Hafen von Swinemünde fand in den Jahren 1855
bis 1881 in der Zeit vom 20. November bis 31. Dezember, durchschnittlich
in der ersten Hälfte des Dezember statt. Der Zeitraum bis zum vollständigen
Zufrieren war ein sehr verschiedener, da das Festlegen des Eises sich nicht
allein von der Stärke des Frostes, sondern auch von der Windrichtung, der
Windstärke, sowie der aus- oder einlaufenden Strömung stark becinflufst zeigto.
2) In ähnlicher Weise machten auch Wind und Strom sich beim Aufbrechen
und Verschwinden des Eises geltend. Der stärkste Eisgang findet im hiesigen
Hafeneingang an der Ostmole resp. Ostseite statt, im oberen Thoil des Hafens
jedoch am linken, resp. nordwestlichen und nördlichen Ufer, was durch die
Richtung des Hafens bedingt wird.
r ) Für die Jahre 1828—-1869 s. „Hvdr. Mitth.“ 1873, pag. 78.