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Regel im November oder Dezember, sehr selten schon Ende Oktober. Das
Aufthauen und völlige Schmelzen hängt von der Frühlingswitterung ab. Nasser
Nebel und Regen im Monat März machen das Eis mürber als Sonnenschein,
dagegen wirkt die Äprilsonne stärker auf die Auflösung des Eises, als alle
anderen Einflüsse. Das Eis geht gewöhnlich im März und April weg, es hat,
so weit hier bekannt, nie bis zum letzten April itn Haff gelegeu.
Die Einfahrt in den Hafen von Pillau ist im Winter durch Eis fast nie
behindert, weil ein starker Strom entweder ein* oder ausläuft. Der Strom füllt
das Seegat und das Seetief wohl mit Treibeis aus See oder aus dem Haff, er
verhindert aber auch das Ansammeln fester Eismassen. Solange die Ostsee
daher nicht mit kompakten Eismassen angefüllt ist, bleibt auch der Hafen von
Pillau für Schiffe zugänglich.
2) und 3) Der Eisgang im Seegat und Seetief erstreckt sich über die ganze
Breite derselben. Der stärkste Eisgang findet bei auslaufendem Strom statt.
4) Eisstauung oder -Stopfung ist niemals eingetreten. Nur, wenn die
See mit Eis gefüllt ist, wird dasselbe bei westlichen Winden und einlaufendem
Strom in das Seegat getrieben und dort zusammengeschoben. Der auslaufende
Strom beseitigt dasselbe jedoch bald wieder.
5) Der Eisgang übt keinen Einflufs auf die Tiefenverhältnisse im Seegat
und im Fahrwasser aus.
4. Neufahrwasser: Lotsenkommandeur Schmidt.
1) Die sogenannte todte Weichsel bedeckt sich bei den ersten Kältegraden
und in den ersten Tagen des Monats Dezember bis zur »Sc/dc-viCK-Insel hin mit
feststehendem Eise, welches durch Dampferverkehr noch wenige Tage lang
durchbrochen wird. Dieses Durchbrechen des Eises wird polizeilich inhibirt, so
bald die Eisdecke Personen und kleinere Lasten sicher tragen kann; es wird
ausnahmsweise gestattet, unter Wahrung der Rechte Dritter, der Fährpächter u. A.
Die erste feste Eisdecke bildet sich regelmäßig mit Eintritt der südlichen
(südöstlichen?) Winde und bei stillem Wetter. Die Stärke der Eisdecke beträgt
bei andauerndem Frost und durchschnittlicher Kälte von —19° bis —25° C.
im Februar 0,6 bis 1 in. Ende März, wenn südliche Winde eine gemäßigtere
Temperatur bringen, beginnt die Eisschmelze. Die Schiffahrt in der Weichsel
und Mottlau wird durch Foreiren des Eises mittels Dampfer und durch ander
weitige Mittel eröffnet. Das Eis treibt in kleineren und gröberen Feldern,
welche sich hier und da festsetzen und wieder in Bewegung gesetzt werden,
dem Hafen-Kanal zu. Am 1. April ist der Strom gewöhnlich eisfrei.
Der Abflufs des Eises durch den Hafen-Kanal geht trotz der Sperrung
durch die NcMewscn-Insel, und vielleicht gerade wegen dieser, ohne alle Schwierig
keiten vor sich. Die Enge erzeugt einen stärkeren auslaufenden, nördliche
Winde hier einen merklich einlaufenden Strom, welcher dazu beiträgt, den
Hafen-Kanal längere Zeit, bis Anfang Januar und bis zu einer Temperatur von
—7,5° C. eisfrei zu erhalten oder ihn wieder früher eisfrei zu machen.
Bei 7,5—12,5° 0. unter Null bedeckt sich auch der Hafen-Kanal von
der ScWews^n-Inscl allmählich abwärts bis zum Lotsen-Amt mit einer feststehen
den Eisdecke, welche nur schwer von Dampfern durchbrochen wird.
2) In den ersten Tagen des Januar stellt sich bei niedriger Temperatur
auch Treibeis ein, welches bei nördlichen und östlichen Winden den Hafen blockirt,
dagegen mit südlichen und westlichen abtreibt. Bei stillem Wetter setzt sieh
das Eis westlich vom Hafen in der Brösener Bucht fest, nachdem es, an- und
abtreibend, bei stürmischem Wetter hohe Eisschichten am Strande aufgethürmt
hat. Bei andauernder Kälte sucht man auch östlich vom Hafeneingang ver
geblich offenes Wasser.
Die Eiserseheinungen wechseln vor der Hafenmündung täglich, fast
stündlich mit dem Winde und dem Wetter. Die Unmöglichkeit, mit stärkeren
Dampfern einzulaufen, tritt sehr selten ein. Der Hafen blieb auch im Winter
1880/81 bis zum Lotsen-Amte zugänglich, als Schiffe nicht mehr durch den Sund
und die Belte in die Ostsee gelangen konnten.
Das an den Hafenolngang stofsende neue Hafenbassin bedeckt sich schon
bei geringer Kälte mit festem Eise und ist für den Winterverkehr nur unmerklieh
besser, als der JFricAsef-Strom oberhalb der Scä/euscw-Jnsel.