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ab. Auch bei diesem hat mau vorbei zu segeln. Die Flufsufer sind des vor
liegenden Morastes wegen nicht zugänglich. Die Entfernung vou der Flufs-
mündung bis zur Stadt betragt reichlich 7 Sm.
Da die Reise vom Schiffe nach Tuyü hin und zurück nicht in einem
Tage sich bewerkstelligen läfst, so ist man genöthigt, mit der Bootsmaunsehaft
in Tuyü zu übernachten. Das Logiron kostet für den Mann und Tag 40 Pesos.
Turnt ist ein kleiner Ort mit ungepflasterteu und — zumal bei Regen
wetter, da der Boden thonartig und weich ist — sehr schmutzigen Strafsou.
Es befindet sieh hier jetzt eine Zollbehörde, so dafs die Kapitäne liier ein- und
ausklariren können und nicht mehr, wie früher,dieserhalb über Land nach Buenos-
Ayres zu reisen brauchen. Auch ist ein Telegraphenamt vorhanden. Schmiede
arbeit kann man hier, wenn auch zu theuren Preisen, gemacht bekommen.
Gemüse ist nicht aufzutreiben, da aufs er Gras alle übrigen Pflanzen nur sehr
kümmerlich gedeihen. Der Boden ist sehr salzhaltig und selbst das Quell- und
Flufswasser brack und ungeniefsbar. Daher wird auch alles Regen wasser sorg
fältig aufgehoben. In regeuarmen Jahreszeiten tritt nicht selten grofser Wasser
mangel ein. In Zeiten, wenn Wasser hinreichend vorhanden ist, kostet die
Pipe (etwa 450 Liter), frei mit einem Leichter an Bord gebracht, 40 Pesos.
Die Saladeras (Schlächtereien) liegen etwa 3 A Meilen oberhalb der Stadt.
Hier werden die zu verschiffenden Artikel in die Leichter verladen und daun
mit denselben an Bord gesandt.
Die am Zollhause zu zahlenden Kosten des Ein- und Ausklarirens be
trugen für den „Adolph“, ein Schiff von 256 Registertonnen Gröfse, 2000 Doll.
Papier gleich 16 Ls tri.
Rio de Chuolo. Da in neuester Zeit viele nach Buenos-Ayres bestimmte
Schiffe mit der Klausel „zu löschen in Rio de Chuelo (Boca)“ befrachtet werden
und vielen Kapitänen die Unkosten und sonstigen Verhältnisse daselbst un
bekannt sein dürften, auch bisher in keinem Segel- oder anderen Hand buche
hierüber Aufklärungen gegeben sind, so werden meinen Kollegen die nach
stehenden Mittheilungon erwünscht sein.
Der Rio de Chuelo ist ein kleines Flüfsehen, welches Vf» Sm unterhalb
Buenos Ayres in den Rio de La Flata einmüudet, dessen Tiefe mit Hoch- und
Niedrigwasser zwischen 4,5—6 in (15—20') und darüber variirt und dessen
Boden aus weichem Mudd besteht. In neuerer Zeit sind dem linken Flufsufer
entlang von der Argentinischen Regierung Werften gebaut, au welchen die Schiffe
löschen und laden. Häufig müssen dieselben jedoch 3—4,8 m (10—16') von
der Werft entfernt bleiben, weil das Wasser allmählich abflacht. Im Flusse
sind beständig Bagger beschäftigt, um die flachen Stellen in demselben zu
beseitigen und das schmale Fahrwasser zu verbreitern. Bei sehr niedrigem
Wasser sitzen die Schiffe au den Werften auf dom Mud. Das Wasser steigt
und fällt äufserst unregelmäfsig. Zuweilen liegen drei bis vier Schiffe einander
längseit neben der Werft und laden oder löschen übereinander hinweg.
Von 6 Uhr Morgens bis 11 Uhr Abends hat man Gelegenheit vermittelst
der Eisen- oder Pferdebahn nach Buenos-Ayres und von dort zurück nach hier
zu kommen. Auch kann man erforderlichenfalls durch das Telephon mit den
Geschäftsleuten in Buenos-Ayres verkehren.
Vor dem Rio de Chuelo liegt eine Barre, durch w’elehe ein Fahrwasser
gegraben ist, dessen Seiten durch rothe Bojen gekennzeichnet sind. Auch in
diesem Kanal ist beständig ein Bagger beschäftigt, um denselben zu vertiefen.
Schiffe mit einem Tiefgange bis 4,2 m (14') können bei jedem Hochwasser
den Kanal passiren, während tiefer gehende — bis zu 16 Fufs (4,8 m) — auf
ein höheres als das gewöhnliche Hochwasser zu warten haben. Ein solches
tritt indessen recht häufig ein. Während meines Hierseins im April 1882 kam ein
Schiff selbst mit einem Tiefgänge von 5 m (16,5') in den Rio de Chuelo hinein.
Ein von Buenos-Ayres nach dem Rio de Chuelo bestimmtes Schiff mufs
am erst genannten Orte einen Dampfer engagiren, weil das Einsegeln in den
Rio de Chuelo nicht gestattet ist. Auch ist ein Schiff gezwungen, einen Lotsen
zu nehmen. Das Lotsengeld beträgt sowohl einkommend als ausgehend
10 Doll.-F. Die Kapitäne thun am besten, in den Akkord mit den Agenten der
Schleppdampfer das Lotsgeld mit einzuschliefsen. Die Kosten des Ein- und
Ausschleppens inkl. Lotsgeld beliefen sich für den „Adolph“, ein Schiff von