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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 10 (1882)

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ab. Auch bei diesem hat mau vorbei zu segeln. Die Flufsufer sind des vor 
liegenden Morastes wegen nicht zugänglich. Die Entfernung vou der Flufs- 
mündung bis zur Stadt betragt reichlich 7 Sm. 
Da die Reise vom Schiffe nach Tuyü hin und zurück nicht in einem 
Tage sich bewerkstelligen läfst, so ist man genöthigt, mit der Bootsmaunsehaft 
in Tuyü zu übernachten. Das Logiron kostet für den Mann und Tag 40 Pesos. 
Turnt ist ein kleiner Ort mit ungepflasterteu und — zumal bei Regen 
wetter, da der Boden thonartig und weich ist — sehr schmutzigen Strafsou. 
Es befindet sieh hier jetzt eine Zollbehörde, so dafs die Kapitäne liier ein- und 
ausklariren können und nicht mehr, wie früher,dieserhalb über Land nach Buenos- 
Ayres zu reisen brauchen. Auch ist ein Telegraphenamt vorhanden. Schmiede 
arbeit kann man hier, wenn auch zu theuren Preisen, gemacht bekommen. 
Gemüse ist nicht aufzutreiben, da aufs er Gras alle übrigen Pflanzen nur sehr 
kümmerlich gedeihen. Der Boden ist sehr salzhaltig und selbst das Quell- und 
Flufswasser brack und ungeniefsbar. Daher wird auch alles Regen wasser sorg 
fältig aufgehoben. In regeuarmen Jahreszeiten tritt nicht selten grofser Wasser 
mangel ein. In Zeiten, wenn Wasser hinreichend vorhanden ist, kostet die 
Pipe (etwa 450 Liter), frei mit einem Leichter an Bord gebracht, 40 Pesos. 
Die Saladeras (Schlächtereien) liegen etwa 3 A Meilen oberhalb der Stadt. 
Hier werden die zu verschiffenden Artikel in die Leichter verladen und daun 
mit denselben an Bord gesandt. 
Die am Zollhause zu zahlenden Kosten des Ein- und Ausklarirens be 
trugen für den „Adolph“, ein Schiff von 256 Registertonnen Gröfse, 2000 Doll. 
Papier gleich 16 Ls tri. 
Rio de Chuolo. Da in neuester Zeit viele nach Buenos-Ayres bestimmte 
Schiffe mit der Klausel „zu löschen in Rio de Chuelo (Boca)“ befrachtet werden 
und vielen Kapitänen die Unkosten und sonstigen Verhältnisse daselbst un 
bekannt sein dürften, auch bisher in keinem Segel- oder anderen Hand buche 
hierüber Aufklärungen gegeben sind, so werden meinen Kollegen die nach 
stehenden Mittheilungon erwünscht sein. 
Der Rio de Chuelo ist ein kleines Flüfsehen, welches Vf» Sm unterhalb 
Buenos Ayres in den Rio de La Flata einmüudet, dessen Tiefe mit Hoch- und 
Niedrigwasser zwischen 4,5—6 in (15—20') und darüber variirt und dessen 
Boden aus weichem Mudd besteht. In neuerer Zeit sind dem linken Flufsufer 
entlang von der Argentinischen Regierung Werften gebaut, au welchen die Schiffe 
löschen und laden. Häufig müssen dieselben jedoch 3—4,8 m (10—16') von 
der Werft entfernt bleiben, weil das Wasser allmählich abflacht. Im Flusse 
sind beständig Bagger beschäftigt, um die flachen Stellen in demselben zu 
beseitigen und das schmale Fahrwasser zu verbreitern. Bei sehr niedrigem 
Wasser sitzen die Schiffe au den Werften auf dom Mud. Das Wasser steigt 
und fällt äufserst unregelmäfsig. Zuweilen liegen drei bis vier Schiffe einander 
längseit neben der Werft und laden oder löschen übereinander hinweg. 
Von 6 Uhr Morgens bis 11 Uhr Abends hat man Gelegenheit vermittelst 
der Eisen- oder Pferdebahn nach Buenos-Ayres und von dort zurück nach hier 
zu kommen. Auch kann man erforderlichenfalls durch das Telephon mit den 
Geschäftsleuten in Buenos-Ayres verkehren. 
Vor dem Rio de Chuelo liegt eine Barre, durch w’elehe ein Fahrwasser 
gegraben ist, dessen Seiten durch rothe Bojen gekennzeichnet sind. Auch in 
diesem Kanal ist beständig ein Bagger beschäftigt, um denselben zu vertiefen. 
Schiffe mit einem Tiefgange bis 4,2 m (14') können bei jedem Hochwasser 
den Kanal passiren, während tiefer gehende — bis zu 16 Fufs (4,8 m) — auf 
ein höheres als das gewöhnliche Hochwasser zu warten haben. Ein solches 
tritt indessen recht häufig ein. Während meines Hierseins im April 1882 kam ein 
Schiff selbst mit einem Tiefgänge von 5 m (16,5') in den Rio de Chuelo hinein. 
Ein von Buenos-Ayres nach dem Rio de Chuelo bestimmtes Schiff mufs 
am erst genannten Orte einen Dampfer engagiren, weil das Einsegeln in den 
Rio de Chuelo nicht gestattet ist. Auch ist ein Schiff gezwungen, einen Lotsen 
zu nehmen. Das Lotsengeld beträgt sowohl einkommend als ausgehend 
10 Doll.-F. Die Kapitäne thun am besten, in den Akkord mit den Agenten der 
Schleppdampfer das Lotsgeld mit einzuschliefsen. Die Kosten des Ein- und 
Ausschleppens inkl. Lotsgeld beliefen sich für den „Adolph“, ein Schiff von
	        
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