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Die Post wird über Land durch Boten befördert und ist daher sehr
langsam, so braucht z. B. ein Brief bis Nagasaki, als dem nächsten offenen
Hafen mit weiterer Postverbindung, fünf bis sechs Tage, ehe er dort eintrifft.
Eine Beförderung von Briefen durch die in Kagoshima verkehrenden Dampfer
ist stets nur eine Gelegenheitsbeförderung und hängt von der Gefälligkeit der
Dampferführer ab. Eine Garantie für auf solche Weise versandte Briefe ist
daher auch sehr gering.
An Lehranstalten sind in Kagoshima eine höhere Schule zur Ausbildung
von Lehrern für die Volksschulen und 23 Volksschulen für Knaben und für
Mädchen errichtet. Die Lehrer an diesen Schulen sind jetzt durchweg Japaner.
Aufaerdcm befindet sich eine medizinische Schule am Ort; mit derselben
ist eine Poliklinik für innere und äufsere Krankheiten verbunden, in welcher
den vorgeschritteneren Schülern der medizinischen Schule Gelegenheit geboten
wird, Krankheitsfälle selbst zu sehen und ihre Behandlungsweise praktisch zu
erlernen. Die Regierung beabsichtigt, in der nächsten Zeit weitere Bauten aus
zuführen, in welchen dann auch stationäre Kranke unter gebracht werden sollen.
Dieser Schule nebst Klinik steht ein japanischer Arzt als Direktor vor,
welchem fünf andere - japanische Aerzte als Lehrer für die medizinische Schule
uud gleichzeitig als ordiuirende Aerzte der Poliklinik beigegeben sind. Der
Direktor und zwei der Aerzte, welche ihre Studien auf der medizinischen
Schule in Tokio gemacht haben, sprechen deutsch.
Vor mehreren Jahren stand der medizinischen Schule in Kagoshima ein
Engländer als Direktor vor, dosgleichen waren an den andern Schulen drei
europäische Lehrer angestellt; dieselben haben aber bei Ausbruch der letzten
groisen Rebellion, welche in hiesiger Gegend ihren Hauptsitz hatte, ihre
Stellen verlassen uud sind nach Niederwerfung des Aufstandes nicht wieder
zurückgekehrt.
Der Aufstand hat dem Lande Satsuma jedenfalls einen ungeheuren
Schaden zugefügt; besonders hat die nähere Umgebung von Kagoshima sehr
gelitten, denn die Bevölkerung ist in hohem Grade verarmt und hat sich bis
jetzt nur sehr wenig von dem erlittenen Schaden erholt. Auch einige äufserliche
bis jetzt noch nicht verlöschte Spuren hat der Aufstand hinterlassen; so sieht
man in der wirklich hervorragend schönen Umgegend von Kagoshima vielfach
Trümmer zerstörter steinerner Häuser, welche wahrscheinlich früher die Sitze
der hier lebenden aufständischen Fürsten Satsuma ’s gewesen waren.
Eine weitere Folge des Aufstandes war cs, dafs nach seiner völligen
Niederdrückung die Befestigungen Kagoshima’s geschleift wurden. Die Festungs
werke selbst sind zur Zeit kaum mehr in ihrer ursprünglichen Anlago zu er
kennen. Durch die stehen gebliebenen Reste einiger Forts, welche in die See
hineingobaut sind und, dicht vor der Stadt liegend, letztere zu schützen jedenfalls
die Aufgabe hatten, sind zwei von einander getrennte äufserst geschützte Boots
häfen gebildet. Auf einem dieser stehen gebliebenen und in das Wasser hinaus-
reiehenden Wälle ist ein rothes Hafenfeuer errichtet worden.
An Fabriken besitzt Kagoshima eine Tuch- und zwei Porzellanfahriken, in
welchen letzteren das bekannte jSöfstwMa-Porzellan hergestellt wird.
Hervorragende Bauten sind in äufserst geringer Anzahl in der Stadt zu
scheu. Der gröfste uud schönste Bau ist das Regierungsgebäude, welches eben
so wie das kleinere nebenliegende Wohnhaus des Gouverneurs in europäischem
Styl errichtet ist. Beide Gebäude sind von einem grofsen sorgfältig gepflegten
Garteu umgeben.
Die medizinische Schule und die Poliklinik, jedes der beiden in einem
besonderen Gebäude, sind ebenfalls in europäischem Styl erbaut und stehen
auf einem gröfsereu durch eine Mauer abgesonderten Grundstück, auf welchem
die in Aussicht genommenen Krankenhäuser noch ihren Platz finden sollen.
Die anderen öffentlichen Gebäude, wie die Post, das Telegraphenaint
und dio Polizeistation, sind keine besonders bemerkenswerthen Bauten. Die bei
diesen zur Verwendung gekommene Bauart ist eine Mischung aus europäischem
und japanischem Styl. Hervorragende Bauten rein japanischer Art sind nicht
vorhanden.
Ifandehverhältnisse. Die Haupthandelsartikel der Ausfuhr sind Reis
und Kampher; mit dom Inlande ist der Tabak- und Holzhandel ein sehr leb