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Auch in südlicher Breite wollte sich keine Veränderung der so sehr
ungünstigen Verhältnisse einstellen. Ganz leichte Mallung wechselte mit Wind
stille, dazu beobachtete man eine starke östliche Strömung, und erst als am
27. April unweit 6,5° S-Br und 93° O-Lg aus westlicher Richtung ein ziemlich
frischer Wind durchkam, nahm die Reise einen etwas rascheren Verlauf. Am
29. April setzte in der Nähe von 8,3° S-Br und 93,4° O-Lg der SE-Passat
ein. Ganz leise durehkommend, wurde derselbe am nächsten Tage kräftig.
Am 3., 4. und 5. Mai wehte unweit 15,5° S-Br und 82° O-Lg der SE-Wiud
bei einem auf 756,4 mm gesunkenen Luftdruck derart stürmisch, und war das
Aussehen der Luft ein solch drohendes, dafs Kapt. Kort das Auftreten eines
Orkans befürchtete und deshalb mit seinem Schiffe beidrehte. In der That
herrschte damals weiter ostwärts, wie es die Tagebücher mehrerer deutschen
Segelschiffe ausweisen, auch ein Orkan. Bei der beigedreht liegenden „Deutsch
land“ besserte sich das Wetter allmählich, der Luftdruck stieg im Laufe des
5. Mai um 4 mm, und als die Stärke des Windes bis auf 8 gesunken war,
wurde wieder ein südwestlicher Kurs gesteuert. Als man nach 22,5° S-Br in
68,5° O-Lg gelangt war, wurde der Passat flauer, und unweit 23,8° S-Br in
65° O-Lg fand man am 10. Mai die polare Passatgrenze. Der Luftdruck
erreichte dort mit 767,0 mm seinen höchsten Stand. Der Passat endete, indem
der Wind nordöstlich lief. Nachdem er später durch Nord nach West gegangen
war, wehte er sechs Tage, für diese Breite eine ungewöhnlich lange Zeit, aus
dem westlichen Halbkreise. Westliche Winde waren überhaupt von jezt an
die vorherrschenden, und bei der Umsegeluug des Kaps beobachtete man
mehrere Stürme aus westlicher Richtung. Während des einen derselben, eines
SW-Sturms, der am 3. Juni in 30° O-Lg in Sicht der Küste Afrika’» Über
stunden wurde, zeigte der Luftdruck den ganz ungewöhnlich hohen Stand von
774,0mm. Bei einem NNE-Sturme, den „Deutschland“ am 6. Juni unweit
34° S-Br in 27° O-Lg beobachtete, sank das Barometer auch nicht tiefer als
767,0 mm. Am 11. Juni befand man sich bei leichtem Ostwinde in Sicht des
Kap der guten Hoffnung, und nachdem im Atlantischen Ocoan durch ungünstige
Winde noch eine längere Verzögerung verursacht worden war, konnte man am
19. Juni in 9,6° O-Lg wieder den Parallel von 30° Süd überschreiten. Es
waren 25 Tage verflossen, seit man dieselbe Breite im Indischen Ocean ver
lassen hatte, und auf der Fahrt nach der Südspitze Afrika’s war 10° S-Br iu
92° O-Lg am 30. April, 20° S-Br in 72° O-Lg am 7. Mai und 30° S-Br in
38,8° O-Lg am 25. Mai; wie 90° O-Lg in 11,5° S-Br am 1. Mai, 60° O-Lg in
28,2° S-Br am 15. Mai und 30° O-Lg in 32,2° S-Br am 4. Juni goschnitten
worden.
Nördlich von 30° S-Br wurde „Deutschland“ zunächst mehrere Tage
hindurch von sehr kräftigem, beständigem SE-Wind begünstigt. Es schien,
als ob derselbe in den Passat übergehen wollte. Als man aber 25° S-Br
überschritten hatte, nahm die Windstärke ab; gleichzeitig drehte auch der
Wind nach rechts, und zwischen 24° und 21° S-Br herrschte an mehreren
Tagen ein leichter SW-Wind. Indem der Wind iu der Nähe von 21,3° S-Br
und 1,8° O-Lg wieder zurückdrehte uach SE, wurde er am 24. Juni zum eigent
lichen Passat. Der Luftdruck, welcher bei dem ersten SE-Wind 772,3mm
betragen hatte, der bei dem südwestlichen Winde jedoch um 7 mm gesunken
war, stieg, nachdem der eigentliche Passat eingesetzt war, bis auf 770,3 mm.
Der Passat frischte erst auf, als 16° S-Br überschritten worden war, um bis
nach 6° S-Br in dieser Weise anzuhalten. Am 8. Juli ging „Deutschland“ in
23,8° W-Lg von der südlichen zur nördlichen Halbkugel über. Man hatte die
Strecke zwischen 30° S-Br und Linie in 19 Tagen zurückgelegt und auf der
selben 20° S-Br in 0,1° W-Lg am 25. Juni und 10° S-Br in 12,3° W-Lg am
2. Juli geschnitten.
ln nördlicher Breite nahm der SE-Passat allmählich eine südlichere
Richtung an, und schliefslicb drehte der Wiud durch Süd nach SSW. Man
befand sich am 12. Juli in der Nähe vou 7,4° N-Br und 25° W-Lg, als die
Windrichtung ein südwestliche wurde. Dieser westliche Wind war jedoch nur
vou ganz kurzer Dauer, und von einem eigentlichen Monsun beobachtete man,
obgleich an zwei Tagen schon eine starke östliche Versetzung konstatirt wurde,
noch wenig. Im Stillengürtel hatte die Mallung vorherrschend eine nördliche