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Der Vortheil der westlichen Strafsen besteht nun erstens darin, dafs sie
sicherer und leichter zu durchsegeln sind als die Sanie-Strafse. Obwohl ich in
der letzteren eine gute Gelegenheit fand, so bezweifle ich doch sehr, dafs man
es immer so günstig treffen wird, und ich weifs wirklich nicht, was jemand
beginnen sollte, der in der Strafse durch Windstille oder die Nacht überrascht
wird. Würde das Schiff direkt wieder hinausgetrieben, so wäre dies am Ende
nicht so schlimm; aber wie leicht kann es mit der starken Strömung auf eine
der vorhandenen Inseln oder Untiefen gerathen. Wir gebrauchten zwei Tage,
um von der SW-Spitze von Sumba nach der Sapie-Strafse, und weitere zwei
Tage, um nach der SW-Spitze von Celebes zu gelangen.
Ein weiterer Grund, die Alias- oder Lombok-Str&fee zu wählen ist, dafs
man auf dem Wege dahin beim Durchstechen des SE-Passatgebiet3 wahr
scheinlich eine bessere Gelegenheit autreffen wird, als auf dem Wege nach
der )S«|hc-Strafse. Ich bin der Meinung, dafs nahe der Küste von Australien
der Passat weniger frisch und beständig und auch weniger raum weht als in
gröfserer Entfernung davon. Auch glaube ich, dafs weiter westwärts ein
stürmischer SW-Wind, wenn man bei einem solchen vor dem Winde läuft, eber
ohne Unterbrechung von Windstillen in das Paasatgebiet hineinführt, als wenn
man erst weiter ostwärts nach Norden aufbiegt.
Bei der Ausegelung der Küste von Celebes von Süden her während der
Nacht rnufs man sehr vorsichtig sein. Es herrscht gewöhnlich diesige, fast
neblige Luft, und das Land ist oft kaum 1 bis 2 Sm weit sichtbar. Auf das
Loth kann man sich, wie ich bei meiner Ausegelung der Südküste erfahren
habe, nicht verlassen, weil nicht überall Lothgrund vorhanden ist. Nach Norden
segelnd, wird man wahrscheinlich westlich von Tana Keke und den anderen
kleineren Inseln eine bessere Gelegenheit antreffen als im Osten von denselben;
aufserdem hat man dort mehr Kaum. Die Einsegelung von Makassar bietet am
Tage mit der Seebriese keine Schwierigkeiten. Bei Nacht ist sie jedoch ge
fährlich und daher nicht anzurathen. —
Es erscheint angezeigt, den vorstehenden beachtenswerthen Bemerkungen
hier noch Einiges hinzuzufügen.
Die Route, welche Kapt. Meier beim Verlassen des SE-Passatgebiets im
Atlantischen Ocean einschlug, war unter den Umständen, welche angetroffen
wurden, jedenfalls die richtigste. Auch beim Ablaufen der Länge im südlichen
Indischen Ocean konnte bei den obwaltenden Verhältnissen nicht wohl eine
andere, als die eingehaltene Route genommen werden. Die vorherrschenden
Winde waren hier abwechselnd hoch nördlich und südlich. Um mit den
letzteren eine gute Fahrt oinhalten zu können, mufste man die Breite, welche
bei den nördlichen Winden gewonnen wurde, jedesmal wieder zusetzen, und
dies war die Ursache, weshalb im Durchschnitt keine höhere Breite als 40° Süd
eingehalten werden konnte. Da die Winde trotz des durchgängig hohen Luft
drucks fast immer frisch wehten, so konnte ein befriedigender Fortgang erzielt
werden. Wäre der Wind leicht oder aus östlicher Richtung aufgetreten, so
hätte man den hohen Barometerstand ohne Zweifel als einen Fingerzeig an-
sehen müssen, dafs man südlicher zu steuern hätte, um in den Bereich stärkerer
südlich gerichteter Gradienten, oder, was dasselbe bedeutet, frischerer west
licher Winde zu gelangen.
Für die auf der letzten Strecke der Reise zu verfolgende Route sind
natürlich die Windverhältnisse im Passat mafsgebend. Der Schnittpunkt der
polaren Passatgrenze mufs so gewählt werden, dafs bei dem zu erwartenden
Winde die anzusegelnde Strafse bequem erreicht werden kann. Die Bemerkung
des Kapt. Meier, dafs der Passat in gröfserer Entfernung von der Küste von
Australien wahrscheinlich frischer und beständiger weht, als näher derselben,
stimmt mit der gewöhnlichen Annahme überein und wird auch durch die Er
fahrung bestätigt. In dieser Hinsicht verspricht die Angabe, dafs sich auch
von einer westlicher gelegenen, als die Sapie - Strafse die Ausegelung von
Makassar zur Zeit des SE-Monsuns sehr wohl ermöglichen läfst, und deshalb
beim Durchstechen des Passatgebiets eine westlichere Route eingehalten werden
darf, einen wesentlichen Vortheil. Indessen dürfte es, selbst für die Ansegelung
der Alias- oder Lombok-SivMse, nicht gerathen sein, die Schnittpunkte west
licher zu nehmen, als 30° S-Br in 105° O-Lg und 20° S-Br in 110° O-Lg.
Aon. d. Hydr. etc., 1882, Heft VI. g