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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 10 (1882)

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Aufenthalts kam jenes Schiff, obgleich cs Cardiff mehrere Wochen früher ver 
lassen hatte, als wir von Yrnuiden ausgingen, erst 16 Tage nach uns in 
Makassar an. 
Nachdem der günstige Westwind von uns so lange als möglich ausgenutzt 
worden war, wurde natürlich ein reiner Südkurs aufgenommen, ohne dafs wir 
jedoch in höheren Breiten sobald westliche Winde erhielten. Erst nachdem 
wir den Meridian des Kap der guten Hoffnung überschritten hatten, kam von 
Neuem günstiger Wind durch. Derselbe war allerdings meistens hoch nördlich 
oder südlich; beständiger Westwind herrschte nur für kurze Zeit, doch wurden 
eigentliche Ostwinde bei der ganzen Durchsegelung des südlichen Indischen 
Oceans nicht wieder angetroffen. Durch die stürmischen südlichen Winde, 
welche wir antrafen, wurden wir geuöthigt, die Länge in niedrigerer Breite 
abzusegeln, als ich beabsichtigt hatte und mir augerathen worden war. Ich 
glaube jedoch nicht, dafs uns dadurch ein erheblicher Zeitverlust verursacht 
worden ist. 
Beim Ablaufen der Länge im südlichen Indischen Ocean erscheint es 
ganz besonders gerathen, die angetroffenen Luftdruck- und Windverhältnisse zu 
berücksichtigen und davon die Wahl einer nördlicheren oder südlicheren Route 
abhängig zu machen. In dieser Hiusicht würde es von grofsem praktischem 
Interesse sein, zu wissen, ob die in etwa 40° S-Br in östlicher Richtung sich 
fortbewegenden Depressionen den Hauptminima, durch welche die westlichen 
Winde der höheren südlichen Breiten hervorgerufen werden, angehören oder 
ob sie Theilmiuima bilden, die sich mit einer Läugenausdehnung von Süd nach 
Nord als rinnenförmige Gebiete von den weiter südlich auftretenden Haupt 
depressionen abzweigen und bei ihrem Fortschreiten nach Osten den hohen 
Luftdruck der Rofsbreiten zeitweilig unterbrechen. 
Bis nach 100° O-Lg hat nach meinem Dafürhalten die von uns einge 
haltene ltoute den angetroffenen Verhältnissen ganz gut entsprochen. Hin 
sichtlich des woiteren Weges glaube ich jedoch, dafs es vortheilhafter gewesen 
wäre, etwas früher (weiter westlich) nach Norden aufzustcuern 1 ) und dann statt 
der Sam'c-Strafse die Alias- oder LomhoLStrafso zur Einfahrt in die Sunda-See 
zu wählen. Ich glaube, dafs selbst die /ialjeStrafse ohne Bedeuken genommen 
werden könnte, im Falle es nicht möglich sein sollte, eine der östlicheren 
Strafsen zu beholen. 
Da ich von den Wind- und Stromverhältnissen, sowohl in den Strafsen, 
als auch in der Sunda-See aus eigener Erfahrung keine Kcnntnifs besafs, so 
mufste ich mich nach den Segelanweisungen richten, welche indessen nur dürftige 
Aufschlüsse gaben. Ich gelangte aus denselben zu der Befürchtung, dafs ich 
mit meinem Schiffe, welches bei dem Winde nur geringe Segelfähigkeit besitzt, 
aufserdem auf dieser Reise sich in einem Zustande befand, dafs es nur wenige 
Segel führen konnte, bei dem herrschenden SE-Monsun Makassar entweder 
gar nicht oder doch nur mit grofsem Zeitverlust erreichen könnte, falls ich 
eine der Strafsen westlich von Sumbava zur Einfahrt in die Sunda-See> nehmen 
würde. Aus diesem Grunde wählte ich die Sopis-Strafse. Seitdem bin ich 
eines Besseren belehrt worden. Ein holländisches Schiff, welches den Kanal 
einen Tag vor uns verlassen und, obwohl ein entschieden besserer Segler als 
„Louise df Georgine“ 90° O-Lg erst 9 Tage nach uns erreicht hatte, steuerte 
nach der J.ombok-Stvahc und erreichte von dieser in drei Tagen Makassar. 
Auf der westlicheren Route, welche jenes Schiff im Passatgebiet des 
Indischen Oceans einhielt, gewann es gegen „Louise fy Georgine“ so viel, dafs 
es nur vier Stunden später als wir auf der Rhede von Makassar zu Anker 
kam. Ein anderes holländisches Schiff machte, mit Ballast beladen, etwa vier 
Wochen später die Reise von Sourabaya nach Makassar in drei Tagen. Hierzu 
kommen noch die Erfahrungen, welche ich auf der Heimreise von Makassar" 1 ) 
sammelte, und welche mir zur Genüge zeigten, dafs es nicht schwierig sein 
inufs, während des SE-Monsuns von der Alias- oder Lombok- Stral'se aus 
Makassar zu erreichen. 
J ) Kapitän Meier Schnitt, der SegeLnweisnng der Seewarte entsprechend, 30° S-Br in 
107° O-Lg und 20° S-Br in 113,3° O-Lg. 
■•0 Siehe die Bemerkungen des Kapt. Meier über die Durch Mg« taug der Lombok-StraCse in 
südlicher Richtung zur Zeit des SE-Monsuns, Jahrgang 1882, Heft V, Seite 323, dieser Annalen.
	        
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