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Aufenthalts kam jenes Schiff, obgleich cs Cardiff mehrere Wochen früher ver
lassen hatte, als wir von Yrnuiden ausgingen, erst 16 Tage nach uns in
Makassar an.
Nachdem der günstige Westwind von uns so lange als möglich ausgenutzt
worden war, wurde natürlich ein reiner Südkurs aufgenommen, ohne dafs wir
jedoch in höheren Breiten sobald westliche Winde erhielten. Erst nachdem
wir den Meridian des Kap der guten Hoffnung überschritten hatten, kam von
Neuem günstiger Wind durch. Derselbe war allerdings meistens hoch nördlich
oder südlich; beständiger Westwind herrschte nur für kurze Zeit, doch wurden
eigentliche Ostwinde bei der ganzen Durchsegelung des südlichen Indischen
Oceans nicht wieder angetroffen. Durch die stürmischen südlichen Winde,
welche wir antrafen, wurden wir geuöthigt, die Länge in niedrigerer Breite
abzusegeln, als ich beabsichtigt hatte und mir augerathen worden war. Ich
glaube jedoch nicht, dafs uns dadurch ein erheblicher Zeitverlust verursacht
worden ist.
Beim Ablaufen der Länge im südlichen Indischen Ocean erscheint es
ganz besonders gerathen, die angetroffenen Luftdruck- und Windverhältnisse zu
berücksichtigen und davon die Wahl einer nördlicheren oder südlicheren Route
abhängig zu machen. In dieser Hiusicht würde es von grofsem praktischem
Interesse sein, zu wissen, ob die in etwa 40° S-Br in östlicher Richtung sich
fortbewegenden Depressionen den Hauptminima, durch welche die westlichen
Winde der höheren südlichen Breiten hervorgerufen werden, angehören oder
ob sie Theilmiuima bilden, die sich mit einer Läugenausdehnung von Süd nach
Nord als rinnenförmige Gebiete von den weiter südlich auftretenden Haupt
depressionen abzweigen und bei ihrem Fortschreiten nach Osten den hohen
Luftdruck der Rofsbreiten zeitweilig unterbrechen.
Bis nach 100° O-Lg hat nach meinem Dafürhalten die von uns einge
haltene ltoute den angetroffenen Verhältnissen ganz gut entsprochen. Hin
sichtlich des woiteren Weges glaube ich jedoch, dafs es vortheilhafter gewesen
wäre, etwas früher (weiter westlich) nach Norden aufzustcuern 1 ) und dann statt
der Sam'c-Strafse die Alias- oder LomhoLStrafso zur Einfahrt in die Sunda-See
zu wählen. Ich glaube, dafs selbst die /ialjeStrafse ohne Bedeuken genommen
werden könnte, im Falle es nicht möglich sein sollte, eine der östlicheren
Strafsen zu beholen.
Da ich von den Wind- und Stromverhältnissen, sowohl in den Strafsen,
als auch in der Sunda-See aus eigener Erfahrung keine Kcnntnifs besafs, so
mufste ich mich nach den Segelanweisungen richten, welche indessen nur dürftige
Aufschlüsse gaben. Ich gelangte aus denselben zu der Befürchtung, dafs ich
mit meinem Schiffe, welches bei dem Winde nur geringe Segelfähigkeit besitzt,
aufserdem auf dieser Reise sich in einem Zustande befand, dafs es nur wenige
Segel führen konnte, bei dem herrschenden SE-Monsun Makassar entweder
gar nicht oder doch nur mit grofsem Zeitverlust erreichen könnte, falls ich
eine der Strafsen westlich von Sumbava zur Einfahrt in die Sunda-See> nehmen
würde. Aus diesem Grunde wählte ich die Sopis-Strafse. Seitdem bin ich
eines Besseren belehrt worden. Ein holländisches Schiff, welches den Kanal
einen Tag vor uns verlassen und, obwohl ein entschieden besserer Segler als
„Louise df Georgine“ 90° O-Lg erst 9 Tage nach uns erreicht hatte, steuerte
nach der J.ombok-Stvahc und erreichte von dieser in drei Tagen Makassar.
Auf der westlicheren Route, welche jenes Schiff im Passatgebiet des
Indischen Oceans einhielt, gewann es gegen „Louise fy Georgine“ so viel, dafs
es nur vier Stunden später als wir auf der Rhede von Makassar zu Anker
kam. Ein anderes holländisches Schiff machte, mit Ballast beladen, etwa vier
Wochen später die Reise von Sourabaya nach Makassar in drei Tagen. Hierzu
kommen noch die Erfahrungen, welche ich auf der Heimreise von Makassar" 1 )
sammelte, und welche mir zur Genüge zeigten, dafs es nicht schwierig sein
inufs, während des SE-Monsuns von der Alias- oder Lombok- Stral'se aus
Makassar zu erreichen.
J ) Kapitän Meier Schnitt, der SegeLnweisnng der Seewarte entsprechend, 30° S-Br in
107° O-Lg und 20° S-Br in 113,3° O-Lg.
■•0 Siehe die Bemerkungen des Kapt. Meier über die Durch Mg« taug der Lombok-StraCse in
südlicher Richtung zur Zeit des SE-Monsuns, Jahrgang 1882, Heft V, Seite 323, dieser Annalen.