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näherten, nahm er allmählich ab, bis es nördlich von der eben erwähnten Insel
fast windstill wurde. Der Strom setzte in der Strafse nördlich, öfters mit einer
Geschwindigkeit von 3 Kn; d. h. vorausgesetzt, dafs die Lage der einzelnen
Küstenpunkto und Inseln in Wirklichkeit so ist, wie sie sich aus der Karte
ergiebt. Anscheinend ist dieses der Fall; wenigstens fand ich die Karte genau
genug, um mich nach derselben orientiren zu können.
Nördlich von der Strafse setzte der Strom zuerst noch schwach nord
östlich, später jedoch leicht südwestlich, und ich fürchtete schon, bei der herr
schenden Stille wieder in die Strafse getrieben zu werden, als glücklicher
Weise in der Nacht östlicher Wind durebkam, der uns bald aus dem Bereich
der Strömung brachte. Bei der nun folgenden Durchsegclung der Sunda-Scv
frischte der Wind, je w T eiter wir uns von den Inseln entfernten, mehr und mehr
auf und zog sich nach BSE, so dafs wir mit raumem Winde nach Celebes hinüber
stehen konnten. Die Stromversetzung war unbedeutend. In der Nacht vom
27. zum 28. Juli machten wir kleine Segel und fanden uns am folgenden
Morgen 2 Sm südlich von Celebes, eben westlich von dor J/efassor-Bai. Wir
hatten seit Mitternacht gelothet, aber mit 40 Faden (72 in) Leine den Grund
nicht erreicht. Dio Luft war so unsichtig, dafs wir trotz der geringen Ent
fernung kaum das Land sehen konnten. Wir segelten dann bei frischem SE-
Winde längs der Küste nach NW, zwischen dieser und der Insel Tana-Keke
hindurch. Die in den holländischen und englischen Karten angegebenen beiden
Tonnen wurden auf ihren Positionen vorgefundeu. Ungefähr 1 Sm nördlich
von der weifsen Tonne wurde es plötzlich windstill, weshalb wir wegen der
starken Gegenströmung ankern mufsten. Eine Seemeile südlich von unserem
Ankerplatz wehte der frische SE-Wiud olmo Unterbrechung fort. Es ergab
sich, dafs die Oberströmung ganz verschieden von der Unterströmung war. Um
1 Uhr Nachmittags scliwaiete das Schiff nach Nord, weshalb wir Anker auf gingen
und mit der gleichzeitig aufspringenden südlichen Kühlte längs der Küste nord
wärts steuerten. Der Wind wurde öfters durch Windstillen unterbrochen.
Schliefslich kam gegen Abend frischer Landwind durch, mit welchem wir nach
Makassar segelten. Um 7'/s Uhr Abends, den 28. Juli, ankerten wir vor der
Einfahrt zur Rhede, nach einer Reise von 101 Tagen von Lizard, beziehungs
weise von 105 Tagen von Amsterdam.
Auf Wunsch der Direktion der Seewarte füge ich obigem Bericht noch
die nachstehenden Bemerkungen hinzu, die ich jedoch nur als persönliche An
sichten, die ich auf der in Frage stehenden Reise gewonnen habe, hinzu
stellen wünsche.
Auf dem ersten Theile meiner Reise — vom Kanal »ach der Linie —
fad meine Route nahezu mit der mir von der Seewarte empfohlenen zusammen,
und icli halte dieselbe unter den Vorgefundenen Verhältnissen auch für die am
meisten empfehlenswerthe. Im Südatlantischen Oeean traf ich beim Verlassen
des Passatgebiets eine ganz ungewöhnliche Wetterlage an. Ich glaubto deshalb
auch vou der üblichen und unter den gewöhnlich angetroffenen Verhältnissen
auch gewifs berechtigten Route abweiehen zu müssen. Ich war nämlich der
Ansicht, dafs, wenn in niederen Breiten frische oder gar stürmische westliche
Winde bei einem niedrigen Barometerstände aufträten, welche Winde nur durch
etwas weiter südwärts lagernde oder sich fortbewegende Depressionen hervor-
gerofeu worden könnten, es dann für ein ostwärts bestimmtes Schiff nicht vor-
theilhaft sein würde, mit diesen westlichen Winden einen sehr südlichen Kurs
zu steuern. Denn dadurch würde es nach der polaren Seite der Depression
und in die dort wehenden östlichen Winde geführt werden, wohingegen es bei
einem östlichen Kurse von den günstigen westlichen Winden der äquatorialen
Seite der Depression den gröfsten möglichen Nutzen haben würde. Diese
meine Ansicht brachte ich zur Ausführung uud erlangte dadurch, wie ich später
in Erfahrung brachte, einen grofsen Vortheil.
Die norwegische Bark „Azow“, wolchc gleichzeitig mit uns auf der Reise
nach Makassar begriffen war, hatte, Maurys Anweisung folgend, bei den zwischen
20° und 30° S-Br angetroffenen Westwinden einen hoch südlichen Kurs bei-
belialten und war damit in der Nähe von Tristan d’Acunha in ein Gebiet
östlicher, meistentheils sogar stürmischer Winde geralhen. Dieselben hielten
vier Wochen lang an. Hauptsächlich infolge des hierdurch verursachten