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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 10 (1882)

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näherten, nahm er allmählich ab, bis es nördlich von der eben erwähnten Insel 
fast windstill wurde. Der Strom setzte in der Strafse nördlich, öfters mit einer 
Geschwindigkeit von 3 Kn; d. h. vorausgesetzt, dafs die Lage der einzelnen 
Küstenpunkto und Inseln in Wirklichkeit so ist, wie sie sich aus der Karte 
ergiebt. Anscheinend ist dieses der Fall; wenigstens fand ich die Karte genau 
genug, um mich nach derselben orientiren zu können. 
Nördlich von der Strafse setzte der Strom zuerst noch schwach nord 
östlich, später jedoch leicht südwestlich, und ich fürchtete schon, bei der herr 
schenden Stille wieder in die Strafse getrieben zu werden, als glücklicher 
Weise in der Nacht östlicher Wind durebkam, der uns bald aus dem Bereich 
der Strömung brachte. Bei der nun folgenden Durchsegclung der Sunda-Scv 
frischte der Wind, je w T eiter wir uns von den Inseln entfernten, mehr und mehr 
auf und zog sich nach BSE, so dafs wir mit raumem Winde nach Celebes hinüber 
stehen konnten. Die Stromversetzung war unbedeutend. In der Nacht vom 
27. zum 28. Juli machten wir kleine Segel und fanden uns am folgenden 
Morgen 2 Sm südlich von Celebes, eben westlich von dor J/efassor-Bai. Wir 
hatten seit Mitternacht gelothet, aber mit 40 Faden (72 in) Leine den Grund 
nicht erreicht. Dio Luft war so unsichtig, dafs wir trotz der geringen Ent 
fernung kaum das Land sehen konnten. Wir segelten dann bei frischem SE- 
Winde längs der Küste nach NW, zwischen dieser und der Insel Tana-Keke 
hindurch. Die in den holländischen und englischen Karten angegebenen beiden 
Tonnen wurden auf ihren Positionen vorgefundeu. Ungefähr 1 Sm nördlich 
von der weifsen Tonne wurde es plötzlich windstill, weshalb wir wegen der 
starken Gegenströmung ankern mufsten. Eine Seemeile südlich von unserem 
Ankerplatz wehte der frische SE-Wiud olmo Unterbrechung fort. Es ergab 
sich, dafs die Oberströmung ganz verschieden von der Unterströmung war. Um 
1 Uhr Nachmittags scliwaiete das Schiff nach Nord, weshalb wir Anker auf gingen 
und mit der gleichzeitig aufspringenden südlichen Kühlte längs der Küste nord 
wärts steuerten. Der Wind wurde öfters durch Windstillen unterbrochen. 
Schliefslich kam gegen Abend frischer Landwind durch, mit welchem wir nach 
Makassar segelten. Um 7'/s Uhr Abends, den 28. Juli, ankerten wir vor der 
Einfahrt zur Rhede, nach einer Reise von 101 Tagen von Lizard, beziehungs 
weise von 105 Tagen von Amsterdam. 
Auf Wunsch der Direktion der Seewarte füge ich obigem Bericht noch 
die nachstehenden Bemerkungen hinzu, die ich jedoch nur als persönliche An 
sichten, die ich auf der in Frage stehenden Reise gewonnen habe, hinzu 
stellen wünsche. 
Auf dem ersten Theile meiner Reise — vom Kanal »ach der Linie — 
fad meine Route nahezu mit der mir von der Seewarte empfohlenen zusammen, 
und icli halte dieselbe unter den Vorgefundenen Verhältnissen auch für die am 
meisten empfehlenswerthe. Im Südatlantischen Oeean traf ich beim Verlassen 
des Passatgebiets eine ganz ungewöhnliche Wetterlage an. Ich glaubto deshalb 
auch vou der üblichen und unter den gewöhnlich angetroffenen Verhältnissen 
auch gewifs berechtigten Route abweiehen zu müssen. Ich war nämlich der 
Ansicht, dafs, wenn in niederen Breiten frische oder gar stürmische westliche 
Winde bei einem niedrigen Barometerstände aufträten, welche Winde nur durch 
etwas weiter südwärts lagernde oder sich fortbewegende Depressionen hervor- 
gerofeu worden könnten, es dann für ein ostwärts bestimmtes Schiff nicht vor- 
theilhaft sein würde, mit diesen westlichen Winden einen sehr südlichen Kurs 
zu steuern. Denn dadurch würde es nach der polaren Seite der Depression 
und in die dort wehenden östlichen Winde geführt werden, wohingegen es bei 
einem östlichen Kurse von den günstigen westlichen Winden der äquatorialen 
Seite der Depression den gröfsten möglichen Nutzen haben würde. Diese 
meine Ansicht brachte ich zur Ausführung uud erlangte dadurch, wie ich später 
in Erfahrung brachte, einen grofsen Vortheil. 
Die norwegische Bark „Azow“, wolchc gleichzeitig mit uns auf der Reise 
nach Makassar begriffen war, hatte, Maurys Anweisung folgend, bei den zwischen 
20° und 30° S-Br angetroffenen Westwinden einen hoch südlichen Kurs bei- 
belialten und war damit in der Nähe von Tristan d’Acunha in ein Gebiet 
östlicher, meistentheils sogar stürmischer Winde geralhen. Dieselben hielten 
vier Wochen lang an. Hauptsächlich infolge des hierdurch verursachten
	        
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