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Nach Verlauf von eiuigeH Wachen ging dieser Wind in östliche Mallung
über, welche uns, ohne dafs wir viel Windstille gehabt hatten, in 2,8° N-Br
und 25,8° W-Lg an die Grenze des SE-Passates brachte. Derselbe kam am
9. Mai 7 Uhr Morgens aus SEzE, Stärke 3 durch und führte uns, langsam öst
licher drehend, am 10. Mai Abends 9 Uhr zur Linie in 26,2° W-Lg, nach einer
Reise von 22 Tagen von Lizard.
Wenn wir durch die Windverhältnisse im Nordatlantischen Ocean recht
begünstigt worden waren, so war dies im Südatlantischen Ocean weniger der
Fall; denn der SE-Passat, welcher in den ersten Tagen nach dem Passiren der
Linie ziemlich frisch wehte und auch so raum wurde, dafs er einen recht
weisenden Südkurs erlaubte, hörte bereits in 9° S-Br und 27° W-Lg auf.
Wenigstens verdiente der Wind nachher nicht mehr den Namen Passat. Mit
veränderlichen, leichten östlichen und südöstlichen Winden, Stillen und Mallungen
gelangten wir am 17. Mai nach 14,5° S-Br in 27.8° W-Lg, woselbst das Baro
meter mit 764,7 mm sein Maximum erreichte. Hier setzte nochmals frischer
Wind aus EzS ein, welcher bei gleichbleibender Stärke und langsam abnehmendem
Luftdruck nördlich holte und in 21° S-Br und 26° W-Lg auf West lief, ln
23° S-Br wehte ein mäfsigor Sturm von WSW, und bald darauf holte der
Wind, steif wehond, auf SW. Anscheinend befanden wir uns hier im nördlichen
oder nordwestlichen Theil einer langsam östlich oder südöstlich fortschreitenden
Depression, eine Annahme, welche durch die drohende Luft im Süden, sowie
durch den starken Seegang von SE bestätigt wurde. Deshalb zog ich es vor,
lieber abzuhalten und diesen Wind auszunützen, als mit kleinen Segeln an den
Wind zu brassen und nach Süd zu stehon, um dann wahrscheinlich wieder in
südöstliche Winde zu laufen. In den ersten Tagen schienen wir die Depression
oftmals zu überholen, denn der Wind fiel manchmal bei etwas abnehmendem
Luftdruck auf West zurück. Schliefslich blieben wir jedoch zurück, und der
Wind holte dementsprechend, nachdem er vorher zum Sturme angewachsen
war, allmählich mit abnehmender Stärke von WSW nach SSE, aus welcher
Richtung er endete. Der Luftdruck, welcher am 27. Mai bei SW 8 auf
753,6 mm gesunken war, betrug am 29. Mai in 31,5° S-Br und 4,5° W-Lg
etwa 767,5 mm. Nach sehr kurzer Windstille, welche hier eingetroten war,
kam wieder südöstlicher Wind durch, mit dem wir südwärts segelten. Der
Wind holte auffrischend allmählich östlich, wobei der Luftdruck bis 773mm zu
nahm. Bei zunehmend trüber und böiger Luft setzte der Wind seine Drehung
im selben Sinne fort, bis wir am 1. Juni bei steifen nordöstlichen Winden und
einem auf 767,4 mm gefallenen Barometerstände in ungefähr 38° S-Br den
Meridian von Greenwich kreuzten. Die Strecke von der Linie bis zu diesem
Punkte hatten wir in 22 Tagen zurückgelegt.
Mit den in den nächsten Tagen beständigen mäfsigen NE-Winden stieg
das Barometer am 4, Juni in 41° S-Br und 4° O-Lg auf 779 mm, um dann bis
zum 6. Juni in 41° 5' S-Br und 13° O-Lg mit dem Winde von NNE wieder
auf 761,6 mm zu sinken. Hier lief der Wind auf NW und eine Stunde später
auf SSW und weiter bis SzE, aus welcher Richtung er sofort steif durchkam.
Bald aber holte der Wind wieder östlich, und am 8. Juni in 39,8° S-Br und
20° O-Lg trat Windstille ein. Inzwischen war das Barometer wieder bis auf
etwa 775 mm gestiegen. Nachdem die Windstille fast vierundzwanzig Stunden
augehalten hatte, folgte von Neuem leichter NE-Wind, der nördlich drehend
bald auffrischtc und in der folgenden Nacht auf West ging, aus welcher Rich
tung er einige Wachen mit Stärke 6 wehte. Allein auch diesos Mal wurde der
westliche Wind noch nicht beständig. Schon am 10. Juni, in 39,5° S-Br und
26° O-Lg wurde es bei einem Barometerstände von 776 mm wieder windstill.
Von 32° S-Br und 5° W-Lg, wo wir am 29. Mai standen, bis hierher hatten
wir mit Ausnahme einer Wache nur Winde aus dem östlichen Halbkreise und
keine Spur einer westlichen Dünung gehabt. Letzteres ist auf 40° S-Br wohl
als eine grofso Seltenheit zu betrachten, und scheint, danach zu urtheilen, das
Gebiet hohen Luftdrucks, in welchem wir uns befanden, eine grofse Ausdehnung
gehabt zu haben.
Vom 10. Juni an wurde die Reise von den Windverhältnissen wieder
mehr begünstigt. Eine Depression näherte sich uns langsam von Westen, so
dafs wir mit mäfsigen Winden aus Nord bis West und allmählich bis 760 mm