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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 10 (1882)

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Nach Verlauf von eiuigeH Wachen ging dieser Wind in östliche Mallung 
über, welche uns, ohne dafs wir viel Windstille gehabt hatten, in 2,8° N-Br 
und 25,8° W-Lg an die Grenze des SE-Passates brachte. Derselbe kam am 
9. Mai 7 Uhr Morgens aus SEzE, Stärke 3 durch und führte uns, langsam öst 
licher drehend, am 10. Mai Abends 9 Uhr zur Linie in 26,2° W-Lg, nach einer 
Reise von 22 Tagen von Lizard. 
Wenn wir durch die Windverhältnisse im Nordatlantischen Ocean recht 
begünstigt worden waren, so war dies im Südatlantischen Ocean weniger der 
Fall; denn der SE-Passat, welcher in den ersten Tagen nach dem Passiren der 
Linie ziemlich frisch wehte und auch so raum wurde, dafs er einen recht 
weisenden Südkurs erlaubte, hörte bereits in 9° S-Br und 27° W-Lg auf. 
Wenigstens verdiente der Wind nachher nicht mehr den Namen Passat. Mit 
veränderlichen, leichten östlichen und südöstlichen Winden, Stillen und Mallungen 
gelangten wir am 17. Mai nach 14,5° S-Br in 27.8° W-Lg, woselbst das Baro 
meter mit 764,7 mm sein Maximum erreichte. Hier setzte nochmals frischer 
Wind aus EzS ein, welcher bei gleichbleibender Stärke und langsam abnehmendem 
Luftdruck nördlich holte und in 21° S-Br und 26° W-Lg auf West lief, ln 
23° S-Br wehte ein mäfsigor Sturm von WSW, und bald darauf holte der 
Wind, steif wehond, auf SW. Anscheinend befanden wir uns hier im nördlichen 
oder nordwestlichen Theil einer langsam östlich oder südöstlich fortschreitenden 
Depression, eine Annahme, welche durch die drohende Luft im Süden, sowie 
durch den starken Seegang von SE bestätigt wurde. Deshalb zog ich es vor, 
lieber abzuhalten und diesen Wind auszunützen, als mit kleinen Segeln an den 
Wind zu brassen und nach Süd zu stehon, um dann wahrscheinlich wieder in 
südöstliche Winde zu laufen. In den ersten Tagen schienen wir die Depression 
oftmals zu überholen, denn der Wind fiel manchmal bei etwas abnehmendem 
Luftdruck auf West zurück. Schliefslich blieben wir jedoch zurück, und der 
Wind holte dementsprechend, nachdem er vorher zum Sturme angewachsen 
war, allmählich mit abnehmender Stärke von WSW nach SSE, aus welcher 
Richtung er endete. Der Luftdruck, welcher am 27. Mai bei SW 8 auf 
753,6 mm gesunken war, betrug am 29. Mai in 31,5° S-Br und 4,5° W-Lg 
etwa 767,5 mm. Nach sehr kurzer Windstille, welche hier eingetroten war, 
kam wieder südöstlicher Wind durch, mit dem wir südwärts segelten. Der 
Wind holte auffrischend allmählich östlich, wobei der Luftdruck bis 773mm zu 
nahm. Bei zunehmend trüber und böiger Luft setzte der Wind seine Drehung 
im selben Sinne fort, bis wir am 1. Juni bei steifen nordöstlichen Winden und 
einem auf 767,4 mm gefallenen Barometerstände in ungefähr 38° S-Br den 
Meridian von Greenwich kreuzten. Die Strecke von der Linie bis zu diesem 
Punkte hatten wir in 22 Tagen zurückgelegt. 
Mit den in den nächsten Tagen beständigen mäfsigen NE-Winden stieg 
das Barometer am 4, Juni in 41° S-Br und 4° O-Lg auf 779 mm, um dann bis 
zum 6. Juni in 41° 5' S-Br und 13° O-Lg mit dem Winde von NNE wieder 
auf 761,6 mm zu sinken. Hier lief der Wind auf NW und eine Stunde später 
auf SSW und weiter bis SzE, aus welcher Richtung er sofort steif durchkam. 
Bald aber holte der Wind wieder östlich, und am 8. Juni in 39,8° S-Br und 
20° O-Lg trat Windstille ein. Inzwischen war das Barometer wieder bis auf 
etwa 775 mm gestiegen. Nachdem die Windstille fast vierundzwanzig Stunden 
augehalten hatte, folgte von Neuem leichter NE-Wind, der nördlich drehend 
bald auffrischtc und in der folgenden Nacht auf West ging, aus welcher Rich 
tung er einige Wachen mit Stärke 6 wehte. Allein auch diesos Mal wurde der 
westliche Wind noch nicht beständig. Schon am 10. Juni, in 39,5° S-Br und 
26° O-Lg wurde es bei einem Barometerstände von 776 mm wieder windstill. 
Von 32° S-Br und 5° W-Lg, wo wir am 29. Mai standen, bis hierher hatten 
wir mit Ausnahme einer Wache nur Winde aus dem östlichen Halbkreise und 
keine Spur einer westlichen Dünung gehabt. Letzteres ist auf 40° S-Br wohl 
als eine grofso Seltenheit zu betrachten, und scheint, danach zu urtheilen, das 
Gebiet hohen Luftdrucks, in welchem wir uns befanden, eine grofse Ausdehnung 
gehabt zu haben. 
Vom 10. Juni an wurde die Reise von den Windverhältnissen wieder 
mehr begünstigt. Eine Depression näherte sich uns langsam von Westen, so 
dafs wir mit mäfsigen Winden aus Nord bis West und allmählich bis 760 mm
	        
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