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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 10 (1882)

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Maskelync und seinen Zeitgenossen. Die gegenwärtige Schrift von Airy über 
denselben Gegenstand wird umsomehr eine besondere Aufmerksamkeit in An 
spruch nehmen müssen. Schon das Urtheil Airy’s über den besten Weg zur 
Behandlung der in vielfacher Form erörterten Aufgabe kann nur von grofsem 
Interesse sein. Wesentlich Neues auf diesem, nach allon Beziehungen mathematisch 
durchforschten Gebiete hervorzubringen, ist freilich kaum zu erwarten, und 
auch die von Airy hcrgcleitetc und empfohlene Formel ist nicht neu, sondern 
schon von Legendrc im Jahre 1806 in den Memoiren der Pariser Akademie 
veröffentlicht worden.* *) Ohne Zweifel würdo Airy dies auch angeführt haben, 
wenn cs hier seine Absicht gewesen wäre, in weitere wissenschaftliche Er 
örterungen mit Rücksicht auf die früheren Bearbeitungen des Gegenstandes ein- 
zugehen, aber die vorliegende kleine Schrift, deren Text sich eigentlich nur auf 
sioben Oktavseiten reducirt, wovon vier als Hauptthcil der Darstellung der 
Methode und die drei übrigen als Anhang der Berücksichtigung der Erd 
abplattung gewidmet sind, — diese kurze Anleitung hat hauptsächlich nur den 
praktischen Zweck, für den Navigateur ein bündiges Rcchuungs-Schema zu 
liefern, in Begleitung einer vollständigen dementaren Herleitung der Formel. 
Der ehrwürdige Verfasser ist bekanntlich immer weit davon entfernt gewesen, 
irgend welche Claims to novelty geltend zu machen, wo sie auch berechtigt ge 
wesen wären, und es rnufs den Herren Herausgebern überlassen bleiben, die 
Bezeichnung als neue Methode gewählt zu haben. So ist cs freilich auch von 
anderen Seiten oft geschehen, wo es sich eigentlich nur um neue Veranstaltungen 
zur praktischen Einführung einer schon bekannten Methode handelte. Es kommt 
hier noch vielleicht hinzu, dafs die bereits vor 75 Jahren von Legendrc er 
schienene Arbeit aufsorhalb Frankreichs weniger allgemein bokanut sein mag. 
Aber wie dem auch sei, jedenfalls ist es gegenwärtig wichtig, dafs wieder auf 
die etwas in Verfall gekommene Längenbestimmung aus Monddistanzen neu be 
lebend eingewirkt wird durch die Publikation und Verbreitung des Werkchens 
von Airy, welche dem Hydrographischen Amte der englischen Admiralität zu 
danken ist. 
Um auf eine nähere Besprechung desselben eiuzugehen, so ist zur 
Orientirung über die Sachlage nur daran zu erinnern, wie um die Mitte des 
vorigen Jahrhunderts die Idee einer leichteren praktischen Verwerthung des 
Monddistanzou-Problems zunächst durch Lacaille gefördert wurde, indem er 
auf Grund eigener Erfahrungen in nautischen Beobachtungen den Vorschlag 
machte, die Winkclabstände zwischen dem Monde und der Sonne nebst einigen 
Sternen voraus zu berechnen, und davon auch eine Probe in seinem Modele 
pour un Almanach Nautique gab, wo solche Distanzen von vier zu vier Stunden 
für einen Theil des Jahres 176Í angeführt waren.*) Die beobachtete Mond 
distanz aber bedurfte der Reduktion auf den Mittelpunkt der Erde, um mit der 
vorausberechneten verglichen werden zu können. Indem nun Lacaille in Er 
wägung zu ziehen hatte, dafs eine direkte strenge Berechnung der sphärischen 
Dreiecke für den Seegcbrauch zu beschwerlich fallen würde, wählte er den 
Weg, die kleinen Unterschiede zwischen den scheinbaren und wahren Höhen 
nach ihrem Einflufs auf die Distanz genähert,zu übertragen, wodurch die Formel 
entstand: 
D' = D -(- r cos S — p cos M, 
in welcher D' die wahre Distanz, D die scheinbare, r die Korrektion der 
Sonnen- oder Sternshöhe, p die der Mondshöhe und S nebst M die Winkel an 
den scheinbaren Gestirnsörtern bezeichnen. Mit demselben Rechte hätte man 
freilich auch die Winkel an den wahren Gestirnsörtern in gleicher Weise ge 
brauchen können. Aber schon aus diesem Grunde der Gleichberechtigung 
mufste die Wahl des Mittels aus beiden den Vorzug der gröfseren Genauigkeit 
verdienen. Ferner zeigt auch die Figur zur Erläuterung und Rechtfertigung, 
wie die Annahme der Winkel an den scheinbaren Gestirnsörtern eine kleine 
Ungenauigkeit im Resultate übrig läfst, welche nahe von derselben Gröfse aber 
i) Nouvelle formule pour réduire en distances vraies les distances apparentes de la I.une au 
Soleil ou à une étoile. Par A. M. Legendre. Lue le 3 ventôse an 11. Mémoires de l’Institut des 
Sciences. Paris 1806, pag. 30—47. 
*) In Lacaille’s Ausgabe von Bouguer’s Traité de Navigation, pag. 265. 
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