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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 10 (1882)

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Von August 1872 bis .Juni 1873 wurden 20 Stürme mit einer Dauer von 
243 Stunden, oder für joden im Mittel 12 Stunden, beobachtet; von diesen 
kamcu 8 aus SW—NW und 12 aus SSE -E. Tm Herbst und Winter sind die 
Stürme ziemlich gleichmäßig vertheilt, im Frühling und Sommer kommen sie 
seltener vor; die südlichen, vom Lande her wehenden Stürme waren durch hohe 
Temperatur und geringe Feuchtigkeit ausgezeichnet und bildou ein Analogon zu 
den Föhnerscheinungen der Schweiz und Grönlands (vgl. A. Wijkandcr in 
„Ofversigt af Kongl. Sv. Vet. Ak. Förh.“, 1875, No. 8, und daraus in „Oesterr. 
Zeitschr. f. Met.“, 1876, pag. 145 ff.). 
Die niedrige Temperatur dos September rührte von den in die Mossel- 
Bai durch den grofsen Schneesturm vom 16. September hincingetriebonen Eis 
massen her, welche auch die beiden Begleitschiffe ,, Gladem“ und „Onkel Adam“ 
an der Rückkehr . nach Europa hinderten (s. pag. 328). Vom 3. bis 16. Sep 
tember war die Temperatur dagegen sehr mild gewesen bei fast vollständiger 
Windstille. Dio Monate November bis Januar zeigten verhältnifsmäfsig hohe 
Temperaturen, welche für dieselben Monate denjenigen von Gefle in Südschweden 
(20° südlicher) gleiclikommcn; auch wurden während 'der sogenannten finsteren 
Jahreszeit, wo die Sonno unter dem Horizonte blieb, keine täglichen Temperatur 
variationen bemerkt, d. h. kein in der Regel wiederkehrender Temperatur 
unterschied der verschiedenen Stunden des Tages; jedoch traten plötzliche 
Temperaturschwankungen auf, veranlafst durch heftige Stürme, besonders durch 
die aus südlicher Richtung wehenden. Dagegen war der Spätwinter im Februar 
bis April kälter, als man nach den bis Januar gemachten Erfahrungen er 
wartet hatte. 
Die vorherrschend und mit gvofser Stärke wehenden südlichen Winde 
(s. obige Tabelle) bewirkten auch, dafs vom 30. November ab die J/osseZ-Bai 
stets nur auf kurze Zeit mit Eis belegt war und dafs aufserhalb der Bucht 
immer offenes Wasser deutlich zu sehen war. Ueborhaupt scheinen in diesen 
Gegenden die Eisverhältnissc weniger durch dio niedrige Temperatur, als durch 
die Winde bedingt zu worden. 
Im Zusammenhänge mit den meteorologischen Beobachtungen wurden au 
Bord des „Gladan“ vom 20. Oktober ab jede halbe Stunde Beobachtungen über 
Ebbe und Fluth gemacht, allerdings infolge der Eisverhältnisse oft für längere 
oder kürzere Zeit unterbrochen; diese Beobachtungen ergaben die Hafenzeit 
zu 2 h 51 min . 
Vom 10. August bis 3. September und von diesem Tage ab bis zum 
1. Oktober 1872 in der J/ossrZ-Bni wurdeu Messungen des spccifiseheu Gewichts 
des Meerwassers an der Oberfläche gemacht, welche ergaben, dafs sich dasselbe 
stets innerhalb der Wcrtlie von 1,022 bis 1,023 (es sind im Original a. a. O. 
pag. 6—10 diese Worthe nur bis auf drei Decimalstellen angegeben) hielt, 
während die Temperatur der Oberfläche des Wassers von August 10 bis 
September 3 von 3,6° bis nahe oder dicht unter dem Gefrierpunkt sich hielt 
und in der Д/osseZ-Bai selbst bis zum 18. September von wenig über 0° bis 
— V/ 2 ° herabsauk, und von diesem Tage an bis zum 1. Oktober konstant 
— 1,9° betrug. Tiefsectemporaturcn sind in den oben erwähnten Quellen nicht 
angegeben, scheinen also während dieser Expedition auch nicht gemessen worden 
zu sein. 
Wir besitzen aber von Leigh Smith aus dem Jahre 1871 verschiedene 
Messungen von Tiefscetemperaturen, welche er auf der Fahrt des Schoners 
„Samson“, Kapt. Ulve, zwischen Norwegen und Spitzbergen vom 29. Juni bis 
27. September 1871 an einigen Stellen gewonnen hat.*) 
*) S. Petermann’s „Mittheilungen“, 1872, pag. 103 und Taf. 5, welche aueh zugleich eine 
treffliche Uebersicht des Seebodenreliefs zwischen Sortlevropa. und Spitzbergen giebl. Leigh Smith 
und Ulve haben auf dieser Fahrt in der jenseits des Parallels von 80° Nord bis 1871 erreichten 
grüfsten östlichen Länge von 27° 25' Ost in 80° 27' N-Br am 6. September 1871 offenes Wasser 
nach Osten, Siidosten und Süden, soweit man sehen konnte, konstatirt. Am 11. September hatte der 
„Samson* seine höchste Breite in 81° 24' Nord und 10° 35' O-Lg erreicht (vgl. Anm. 1 zu pag. 200 
dieser Annalen). Ueber die späteren Forschungsreisen von Leigh Smith werden wir in einem der 
folgenden Abschnitte berichten.
	        
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