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drang bis 80° 14' N-Br und 17° 47' O-Lg vor, mufste aber hier, grofser Eis-
masscn wegen, wenden und ankerte mit den Gelehrten der Expedition an der
Ostseite des inneren Theilcs der Mossel- (Halbmond-) Bucht in 79° 53' N-Br
und 16° 15' O-Lg, wo das Winterquartier aufgeschlagen werden sollte. 1 } In
dieser Bucht wurden auch unerwarteterweise die Brigg „Gladan“ und der
Dampfer „Onkel Adam“ infolge eines heftigen Sturmes am 16. September von
zusammeugehäuftem Treibeise eingesehlossen und konnten nicht, wie beabsichtigt,
die Rückreise nach Norwegen antreten.
Dieser selbe Sturm vom 16. bis 18. September hatte sechs norwegische
Fangfahrzeuge hei Grey Pt. und Welcome Pt. (ca 10—15 Sin vou der Mossel-
Bai) eingeschlossen; einige Leute der 58 Mann starken Besatzung derselben
erreichten zu Fufs das schwedische Winterquartier am 1. Oktober und baten
um Ueberlassung von Proviant, da der ihre nur bis zum 1. Dezember reiche.
Diese wurde auch vom 10. November ab zugesagt, obgleich die Proviautirung
des „PolAmi“ ursprünglich nur für 2*2 Personen der Ueberwinterungs-Expedition
berechnet und diese Zahl durch die 46 Mann starke Besatzung der beiden vom
Eise ©»»geschlossenen Transportschiffe bereits auf 68 Personen angewachsen war.
Am 4. November machten sieh zwei der sechs norwegischen Fahrzeuge, „Pepita“
und „Jacobine“, mit 38 Mann Besatzung vom Eise los; erster©» erreichte glück
lich Tromsö am 20. und letzteres am 24. November. 2 )
Am 1. Oktober zogen die Besatzung des „Polhem a und die Mitglieder
der Expedition in das Winterhaus an der J/weü-Bucht ein. Der eine Haupt
zweck dieser fünften schwedischen Nordpolar-Expedition, zu Schlitten weiter
nach Norden vorzudringen, konnte nicht erfüllt werden, da sich das erwartete
„ununterbrochene Eisfeld bis zum Nordpole“ nicht zeigen wollte. Nach einer
vom 22. bis 26. Oktober 1872 unternommenen Probefahrt zu Schlitten wurden
erst im März 1873 (vom 13. Oktober bis 28. Februar blieb die Sonne unter
dem Horizonte verschwunden) zwei größere Schlitten-Expeditionen nach Osten
geplant, die eine unter Nordcnskiöld und Palander, die andero unter Lieut.
Krusenstjerna und Parent, beide mufsten aber ungünstiger Eis- und
Witterung»Verhältnisse halber aufgegeben werden. Auch die von Nordenskiöld
und Palander geführte Expedition mit drei Schütten und zwei Booten und
16 Mann Besatzung, welche vom 24. April bis zum 24. Juni 1873 unternommen
wurde, brachte nur negative Erfolge in dieser Beziehung. 3 ) Der nördlichste
von dieser Schlitten-Expedition am 18. Mai erreichte Punkt war 80° 42' N-Br,
bei der nordöstlichen Spitze der PAipps-Insel; von einem hohen Berge bei
dieser Spitze aus wurden mächtige Treibeismassen erblickt, und damit erwies
sich bei den nur kleinen Tagereisen (oft nur l /* engl. Meile den Tag), welche
die schwer beladenen Schlitten auf dem Treibeise machen konnten, die
Unmöglichkeit, zu Schlitten einen höheren Breitegrad zu erreichen. Die
Expedition wendete daher liier um nach dem Kap Plaien und giug längs der
bisher nur unvollständig bekannten Nordküste des Nordost-Landes. Die Wan
derung auf dem Binneneise desselben dauerte vom 1. bis 15. Juni; am 24. Juni
langte diese Schlitten - Expedition in der Mossel - Bai an. Während dieser
Schlittenfahrt, auf welcher ca 560 km zurückgelegt worden, wurden täglich
astronomische Ortsbestimmungen und magnetische Observationen gemacht,
welche von hohem wissenschaftlichen Werthe sind.
Ein späterer Versuch Nordeuskiöld’s, an einer anderen Stelle weiter
vorzudringen, wurde durch Mangel an Proviant verhindert. Dieser war auch
die Veranlassung, dafa der „Polhem“ mit den Mitgliedern der fünften schwe
dischen Nordpolar-Expedition Mitte Juli die Rückreise nach Norwegen antreten
mufste; am 6. August 1873 traf der „Polhem u im Hafen von Tromsö ein. Die
*) In dieser selben Bucht soll die zu dem System der internationalen Polar-Stationen ge
hörende schwedische Station unter Kapt. Palander und Kandidat Niels Ekholm im August d. J.
errichtet werden.
*) 8. Petermnnn’s „Mittheilungen*, 1872, pag, 468 und 409, und Expedition des „Afbprt*,
November 1872, weiter unten pag. 333. Die übrigen 20 Norweger fanden bei K<tp Tftor<hcn im
ivfojfjortf, wo sie überwintern wollten, ein trauriges Ende.
3) Vgl. Palander’s kurzen Bericht in Petermann’s „Mittheilungen“, 1873, pag. 347—349,
und Nordenskiöld’s ausführlicheren Bericht, ib., pag. 444—453.