297
Am 1. Februar Mittags wurde der Wind ganz flau und blieb so bei
nördlicher Richtung und fallendem Barometer bis zum 2. Februar Abends, zu
welcher Zeit nach kurzer Stille SSE-Wind einsetzte; dieser frischte, entgegen
den Angaben der Segeldirektionen, welche nur leichte östliche Winde in dieser
Jahreszeit erwähnen, während der Nacht bei regnerischem böigem Wetter auf.
Am Nachmittag wurde er wieder flau, die bei etwas aufklarendem Himmel nach
verschiedenen Richtungen ziehenden, sehr zerrissenen Wolken liofsen eigentlich
auf eine Aenderung des Windes nach Norden schliefsen, in der Nacht nahm
jedoch der SSE-Wind bei steigendem Barometer zu und drehte langsam nach
SW, Stärke 8. Erst in der Nacht vom 4. zum 5. Februar wurde das Wetter
wieder besser und klarte auf. In der Segeldirektion „Australia Directory“,
Vol. I, pag. 170, wird empfohlen, die Investigator-Strait, den westlichen Ein
gang zum Golf von St. Vincent, recht von Westen anzusteuern, und dürfte dies
auch im Allgemeinen, da nach einer langen Reise die Chronometer doch auf
ein paar Meilen ungenau sein können, und sowohl nordwestlich, wie südlich der
Insel Kangaroo verschiedene niedrige und gefährliche Felsen liegen, das
Richtige sein.
Nachdem die am 8. und 4. Februar mehrfach, aber unter ungünstigen
Umständen gewonnenen Observationen einen unregelmäfsigen Strom ergeben
hatten (N 6° W, 29,5 Sm in 24 Stunden), wurde erst am 4. Februar Abends,
als besseres Wetter eingetreten war, ein regelmäfsiger Nordstrom konstatirt;
da ich nun ferner erwarten mufste, dafs der Wind unter der Küste nunmehr
abflauend nach SE bezw. Ost drehen würde, so steuerte ich vom 5. Februar
Nachmittags ab direkt auf die SW-Ecke der Insel Kangaroo zu, um für diesen
Fall den Eingang zur Strafse möglichst sicher zu erreichen. Trotzdem bekamen
wir am Mittag des 6. Februar, infolge der Stromversetzung und weil der Wind
schralte, zuerst die TVepfwn-Inseln, nördlich vom Eingänge der Strafse, zu der
erwarteten Zeit in Sicht. • Der Wind war inzwischen auf SE bezw. ESE ge
gangen, hatte bedeutend aufgefrischt, so dafs gereoft werden mufste, und wir
gezwungen waren, durch die Strafse zu kreuzen. Das Fahrwasser ist speciell
auf der Nordseite der Insel Kangaroo frei von Hindernissen; die vorhandenen
Leuchtfeuer, namentlich das neuerbaute auf der Insel Althorpe, gewähren einen
sehr guten Anhalt, so dafs das Kreuzen bei Nacht keine Schwierigkeiten bietet.
Nur eine Schwierigkeit für die Navigirung, welcho in der Segeldirektion nicht
erwähnt wird, oxistirt und hat sich auch uns unangenehm bemerkbar gemacht.
Es ist dieses ein starker Rauch, welcher durch den Brand grofser Strecken
von Buschland entsteht und, von dem Winde nach See getrieben, zeitweise die
Küste und selbst die Leuchtfeuer den Blicken entzieht; er ist so stark, dafs er
auf ca 15 Sm Entfernung durch den Geruch wahrgenommen werden konnte.
Wir bemerkten denselben in der Nacht vom 6. zum 7. Februar und auch später
am Tage; auf eiugezogene Erkundigungen zu Port Adelaide wurde mir gesagt,
dafs derartige Brände bei der gerade in der jetzigen Jahreszeit herrschenden
aufserordentlichen Hitze und Dürre durch Unvorsichtigkeit oder Zufall entstehen,
häufig einen grofsen Umfang annehmen und den einlaufenden Schiffen durch
den Rauch oft grofse Unbequemlichkeiten bereiten. So soll erst ganz kürzlich
ein Postdampfer durch diesen Rauch fast volle 24 Stunden am Einlaufen in die
Strafse verhindert worden sein.
Infolge der durch das Kreuzen hervorgerufenen Verzögerung (der Wind
hatte am 7. Februar Nachmittags bis auf Stärke 8 aufgefrischt) konnte die
Rhede von Port Adelaide am 7. Februar nicht mehr erreicht werden, ich steuerte
daher Abends unter die Ostküste des Golfes, welche gegen den Wind und die
See aus dieser Richtung einigen Schutz bietet, um daselbst den Tag abzuwarten.
Am 8. Februar Morgens wurde es stiller, und als gegen Tagesanbruch
nach dem nördlichen Theil dee Golfes abgehalten wurde, wurde es ganz still.
S. M. S. „Carola“ ankerte um 10 Uhr Vormittags, auf 8m Wasser, auf der
Rhede von Port Adelaide.“
Aon. J. Hjdr. ftr.., IS82. Heft v
5