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Aus den Reiseberichten S. M. S. „Hertha“, Kapt. z. See von Kall. 1 )
Wir entnehmen verschiedenen Berichten des Kapt. z. See von Kall nach
stehende Notizen über die Ansegelung von Apia, die auf der Reise S. M. S.
„Hertha“ von Apia über die Marshall-Giuppe nach Yokohama vom 5. Mai bis
6. Juni 1881 angetroffenen Wind- und Stromverhältnisse und über verschiedene
während einiger Fahrten in den chinesischen und japanischen Gewässern im
Dezember 1881 und Januar 1882 gemachten Wahrnehmungen uud Erfahrungen.
1. Bemerkungen über die Ansegelung von Apia.
„Die io der von S. M. S. „Bismarck“ angenommenen Karte des Hafens
von Apia*) für die Ansegelung desselben gegebene Peilungslinie „Thurm der
katholischen Kirche und katholische Mission in Linie“ führt sehr nahe an dem
östlichen Riff vorbei, so dafs es gerathener erscheint, beim Einlaufen sich etwas
westlicher zu halten.
Die Linie „Thurm der katholischen Kirche und weifses Kreuz auf dem
Berge Apia in Eins“ 3 ) ist jedenfalls vorzuziehen bezw., da das weifse Kreuz aus
einiger Entfernung schwer auszumachen ist, die noch westlichere Linie „Thurm
der katholischen Kirche östlich eben frei von der Mission“. In letzterer führte
bei Ankunft S. M. S. „Hertha“ von Melbourne aus zu Apia am 19. April 1881
der Lotse Hamilton das Schiff in den Hafen.
Der in Fiudlay’s „South Pacific Directory“ (1871, pag. 553) angeführte
Wasserfall, welchen der Kommandant S. M. S. „ August a“ als Landmarke verwirft
(s. „Ann. d. Hydr. etc.“, 1878, pag. 233), zeigte sich sowohl beim Ansegeln als
beim Verlassen des Hafens durch S. M. S. „Hertha“ sehr deutlich uud markirte
sich bei letzterer Gelegenheit trotz diesigen Wetters bis ca 4,5 Srn Entfernung
recht scharf. Es ist allerdings hierbei zu bemerken, dafs die eigentliche Regen
zeit kaum beendet war und noch während des dortigen Aufenthaltes S. 5!. S.
„Hertha“ (1881 April 19—Mai 5) ziemlich viel Regen fiel. Für die Regenzeit
scheint daher der Wasserfall eine recht brauchbare Marke zu bieten.“
2. Wind- und Stromverliältmsse während der Reise von Apia
nach Yokohama {Mai und Juni 1881).
„Am 2. Mai 1881 verliefs S. M. S. „Hertha“ den Hafen von Apia, um
die Reise nach Yokohama auzutreten. Die Windverhältnisse erwiesen sich auf
der ganzen Reise nicht sehr günstig; sowohl der SE- wie der NE-Passat waren
nicht besonders kräftig, häufig sogar sehr schwach, so dafs das Schiff nur wenig
Wog machte uud trotz günstiger Stromversetzung Etruale unter 100 Sm nicht
selten waren.
Beim Verlassen von Apia wurde zunächst mäfsig kräftiger Passat von
Windstärke 4—5 aus östlicher Richtung (ESE—ENE) vorgefunden. Dieser
günstige Wind hielt sich indessen nur bis ungefähr 9* S-Br, dann flaute er
stark ab uud wurde unbeständig. Zwar blieb er bis 6° S-Br noch aus dem
östlichen Halbkreise, zwischen NNE und ESE herumgehend, war jedoch sehr
schwach und zeitweise durch vollkommene Stillen unterbrochen. Von 6° S-Br
an wurde der Wind ganz unbeständig, und wechselten Stillen und ganz leichte
Winde aus allen Kompafsrichtuugen ab bis zur Ankunft im Hafen von Jaluit
am 17. Mai.
Der Aequator wurde auf 178° O-Lg geschnitten; nachdem, in der Hoffnung
günstigen Segelwind zu finden, zwei Tage ohne Erfolg nördlich gesteuert war,
wurdo Kurs nach Jaluit genommen.
Die Insel Jaluit kam am Nachmittag des 17. Mai gegen 3 l /a Uhr in
Sicht, doch hielt es infolge der nicht richtigen Angaben der z. Z. au Bord allein
zur Verfügung stehenden Br. A.-K. No. 983 (Tit. XI, No. 409) schwer, von
Osten kommend, die Einfahrt auszumachen. Die Ansiedelung ist wegen des
vorliegenden Kokoswaldcs von der See aus nicht zu sehen und ein kleines
Holzhäuschen, welches der Konsul Herusheim nebst einem Signalmast auf
b Vgl. „Arm. d. Hydr. etc.“ 1881, pag. 835, 337. 454, 694 (Reiseehrontk).
2) S. Heft XII d. „Ann, d. Hydr. etc.“, 1879.
S) Diese Dinie führt indessen der Karte nach westlich ebenso nahe an dem westlichen Riffe
yorhei, als jene an dem Sstlichen Riffe. A. d. R,