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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 10 (1882)

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der barometrischen Maxima und Minima uio erfüllt, weil die Gebiete hohen 
und niederen Druckes sich über bestimmten Thcilen der Erdoberfläche vorzugs 
weise aufhalten und der mittlere Luftdruck nicht überall gleich ist; zu den 
temporären Gradienten kommt deshalb noch ein den normalen Druckdifferenzen 
entsprechender Gradient hinzu, welcher letztere in den lokalen Barometer- 
Schwankungen keinen Ausdruck findet und in Gegenden mit sehr konstanten 
Windverhältnissen neben jenen bedeutend ins Gewicht fällt; für die meisten 
Theile der Erdoberfläche, namentlich die aufserhalb der Tropen gelegenen 
Theile der Nordhemisphäre, kann indessen diese Rücksicht, welche die Betrach 
tung aufserordentlich erschwert, fürs erste aufser Acht gelassen werden, und 
erscheint wenigstens der Versuch lohnend, die mittlere Gröfse des Gradienten 
als proportional der mittleren Barometerschwankuug und aus dieser direkt 
ableitbar zu behandeln. Es ist klar, dafs sich unter dieser Annahme mit einem 
Schlage durch die Formeln von Ferrel und von Guldberg und Mohn eine 
Reihe hochwichtiger Punkte aus der geographischen Aerodynamik unmittelbar 
aus den von uns beigebrachten Zahlen für die Barometerschwankung beleuchten 
liefsen, Punkte, deren direkte Feststellung erst nach einer laugen Reihe von 
kaum noch in Angriff genommenen Beobachtungen, nach vielen Jahren, möglich 
werden dürfte. 
Zur Entstehung und Unterhaltung eines barometrischen Gradienten und 
mithin auch einer Luftströmung am Grunde der Atmosphäre ist der Transport 
von Luft in der Höhe aus dem Gebiete niederen nach jenem höheren Luftdrucks 
erforderlich; soll die Depression ihre Tiefo nicht ändern, so mufs diese Abfuhr 
von Luft in den oberen Luftschichten der wegen des Bowogungsverlustes durch 
Reibung nothwondig erfolgenden ’) Einströmung von Luft in die Depression, 
welche in den tieferen Luftschichten stattfindet, bezüglich der in der Zeiteinheit 
fortbewegten Massen gleich sein. Das Verhältnifs dieser Einströmungsmenge 
zum Gradienten ist für gleichförmige und geradlinige Bewegung von der geo 
graphischen Breite und von der Reibung abhängig in folgender Weise: 
jtiG (2o> sin ip)* . j 
mv‘ k ' 
wo n eine Konstante, G der Gradient, m die Masse eines Kubikmeters Luft der 
betreffenden Dichtigkeit, »' die in die Richtung dos Gradienten fallende Kom 
ponente der Geschwindigkeit der Luftbewegung, «> die Winkelgeschwindigkeit 
der Erdumdrehung, (j> die geographische Breite und k der Reibungskogfficient. 
Den letzteren setzen wir, auf Grund der verschiedenen vorhandenen Bestim 
mungen seiner Gröfse aus speciellen Fällen, gleich 0,00003 für die Oberfläche 
des Oceans bei mittlerem Bewegungszustand und gleich 0,00006 für die Luft 
über den Kontinenten; der lotztere Werth ist etwas niedriger gegriffen, als er 
sich aus der Mehrzahl der Bestimmungen über den mittleren Ablenkungswinkel 
des Windes für die feste Erdoberfläche ergiebt, aus dem Grunde, weil nicht die 
allerunterste Luftschicht allein hier in Betracht kommen mufste. Wo die Meeres 
oberfläche mehr oder woniger von Eisschollen und -Bergen bedeckt ist, mufs 
die Reibung als jener über dem Festlande sich nähernd angesehen werden, und 
nehme ich deshalb k über dem Ocean in 70° N-Br zu 0,000045 und iu 80° N-Br 
zu 0,00006 an. 
In der folgenden kleinen Tabelle stelle ich die beobachteten Werthe 
der Barometerschwankung und die daraus abgeleiteten Werthe von mv' neben 
einander. Erstere sind aus den diesem Aufsatz beigegebenen Karten für die 
Mitte des Atlantischen Oceans und des Asiatischen Kontinents (diese bei 80° Ost 
von Greenw. angenommen) ermittelt; da indessen in den Tropen, mit seltenen 
Ausnahmen, die monatliche Schwankung des Barometers wenig mehr als das 
Doppelte der normalen täglichen Amplitude beträgt und die Monats-Extreme 
in der Regel auf die Zeit der beiden täglichen Maxima und Minima fallen, so 
füge ich in Klammern die Gröfse bei, welche von der Monatsschwankung nach 
Abzug der periodischen täglichen Schwankung übrig bleibt. Für die Süd 
hemisphäre fehlt es an Daten, und ist auch die Konstanz der Windverhältnisse 
dieser Betrachtungsweise ungünstig. 
’) Vgl. diese Annalen, 1880, pag. 606. 
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