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Es dürfte im Allgemeinen theoretisch richtiger sein, statt der absoluten
Gröfseu der Barometerschwankungen die Proccntwerthe, welche dieselben vom
mittleren Luftdruck der betreffenden Orte bilden, zu vergleichen; allein in
horizontaler Richtung sind die Unterschiede im mittleren Luftdruck nicht so
grofs, dafs man nöthig hätte, sich von dem direkten Ergebnifs der Beobachtungen
so viel weiter zu entfernen. Dagegen ist für Beobachtungen aus gröfserer Höhe
über dem Meere eine Reduktion der Schwankungen auf das Niveau des letzteren
proportional den mittleren Barometerständen nothwendig zur Vergleichbarkeit
mit jenen der tiefliegenden Stationen; eine Rücksicht auf die, im Winter aller
dings bei den höchsten und tiefsten Barometerständen im Durchschnitt erheblich
verschiedene Temperatur ist dabei indessen nicht möglich. Uebrigens sind zur
Konstruktion der diesem Aufsatze beigegebenen Karten so weit als möglich
nur Stationen in geringer Meereshöhe angewendet.
Wir wenden uns nun zur Betrachtung der beiden, nach diesem Material
entworfenen Karten, auf welchen die geographische Vertheilung der Barometer
schwankungen während der beiden extremen Jahreszeiten dargestellt ist.
Das bedeutendste Faktum, das hierbei in die Augen springt, ist die aus
gesprochene Abhängigkeit der Barometerschwankungen von dor geographischen
Breite. Auf Seite 355 des Jahrganges 1874 der „Zeitschrift für Meteorologie“
habe ich den alten Ausspruch Saussure’s erwähnt, nach welchem ein jeder
Versuch zur Erklärung der Barometersckwaukungcn selbst vor Allem diese
Abhängigkeit derselben begründen müsse — was keine der älteren Erklärungen
in ausreichender Weise geleistet hat — und habe in aller Kürze gezeigt, dafs
die moderne Auffassung dor Luftdrucks- und Wind-Phänomene dieser Forderung
bezüglich des Hauptpunktes, der starken Zunahme der Schwankungen von den
Wendekreisen gegen die Polarkreise, wenigstens in qualitativer Hinsicht genügt.
Die seitdem erschienenen Untersuchungen von Guldberg und Mohn bestätigen
die Richtigkeit dieser Auffassung und geben die Möglichkeit, dieselbe viel
weiter, auch nach der quantitativen Seite hin, zu verfolgen.
Der Gcdankongang, welcher mich hierbei in Bezug auf die Stellung der
Burometerschwankungeu zu jenen Elementen leitet, beruht auf der Wahr
scheinlichkeit einer mehr oder minder nahen Proportionalität zwischen der
mittleren Gröfse der Schwankungen und jener der Gradienten. Denken wir
uns auf einem gegebenen Gebiete eine Anzahl beweglicher Bezirke höheren und
niederen Druckes, so wird die mittlere unperiodische Schwankung des Baro
meters an einem gegebenen festen Punkte in einem Zeitabschnitt von gegebener
Dauer der mittleren Differenz zwischen den räumlichen Maxima und Minima des
Luftdrucks proportional sein, wenn eine genügende Zahl von solchen Zeit
abschnitten zusammengenommen werden und die Verschiebbarkeit jener Maxima
und Minima eine vollständige ist; diese mittlere Differenz selbst wird aber der
mittleren Gröfse des Gradienten proportional sein, wenn man mehrere Gebiete
mit verschiedener mittlerer Stärke des Gradienten mit einander vergleicht, so
weit die durchschnittliche Länge der Gradienten, d. h. der mittlere Abstand
zwischen den Maxima und Minima, als gleich angenommen werden kann. Aller
dings ist in der Wirklichkeit jene Bedingung der vollständigen Verschiebbarkeit
wt-rillt* auffällig erschienen, habe ich versucht, sie nach gleichzeitigen Beobachtungen von Buenos-
Avres auf eine längere Jahresreihe zu reduciren, wodurch übrigens das Resultat nur in« Winter
etwas verändeit wurde; für die beiden extremen Jahreszeiten ergiebt sich hiernach folgende Ueber-
siclit der Barometerschwanknngen im aufscrtropischen Südamerika, in welcher der Gegensatz zwischen
der Ost- und Westküste scharf hervortritt.
Westlich der Cordilleren Oestlich der Cordilleren
.. .... WW i ■ ■ i i ii —^
S-Br
Dauer Dez.-Feb. »Juni Aug.
S Br Dauer
Dez.-Feb. Juni-Aug.
Copiapö
27'/»°
7 Jahre
6,8
8,2
— Corncntes
28° 6 Jahre 12,9
20.2 (red. 19,5)
Valparaiso
Santiago
33°
33>/i°
4 .
20 ,
7.2
7 1
11,91
11,4)
[Concordia
- — jpelotas
(Buenos Ayres
31'/-° 2V* „
31» 4° 2 *
34'/*° 19 .
14,5
180
15,7
20,5
21,4
20,3
Valdivia
39h'4°
5
13,1
20.2
— Bahia bianca 39° 20
18,4
21,0
Puerto Montt 41Vi°
4 »
16,1
21.5
Punta Aremis, 53° S-Br, 2 Jahre: 31.0 (Dez.—Febr.): 42,9 (Juni—Aug.).
Es ist zu bedauern, dafs von Rio de Janeiro bisher keine Angaben über die Gröfse der
Barometerschwanknngen veröffentlicht sind.