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Bei den unperiodischen Aenderuugeu der meteorologischen Elemente
kann mau die Frage nach der Geschwindigkeit dieser Aenderung von jener
nach deren Gröfse trennen; für die erstere dürfte bei den Barometer
schwankungen der mittlere Werth der interdiurnen Luftdruckänderung resp.
der Differenz zwischen je zwei um 24 Stunden von einander abstehenden
Terminsbeobachtungen das anwendbarste Mafs sein, und liefse sich dieser
Werth jetzt aus den Wetterberichten der meteorologischen Institute gröfstentheils
ohne allzugrofsen Arbeitsaufwand ableiten; die mittlere Gröfse der Barometer-
schwaukungen findet aber hierin nicht ihren richtigen Ausdruck, da die mittlere
Geschwindigkeit der Aenderung bei zahlreichen kleineren Schwankungen des
Luftdrucks (etwa beim raschen Vorüber sehr eiten zahlreicher, aber schwacher
Druekminimn) denselben Werth haben kann, wie beim Vorhandensein weniger,
aber grofser Oseillationen. Das instruktivste Material für die zweite Frage
dürfte die ohne Rücksicht auf das Vorzeichen ermittelte durchschnittliche Ab
weichung des Barometers vom sogenannten normalen Stande desselben sein.
Aber die Ermittelung dieses Werthes für eine so gröfse Anzahl von Orten und
Jahrgängen, dafs eine einigermafsen genügende geographische und chronologische
Uebersicht sich ergeben würde, wäre mit vielen Schwierigkeiten verbunden,
wenn nicht zur Zeit überhaupt unmöglich. Bis auf Weiteres bleibt daher der
Unterschied zwischen dem höchsten und niedrigsten Barometerstände jedes
Monats noch das einzige Moment, welches uns zu dieser Uebersicht verhelfen
kann, da es schon seit mehr als hundert Jahren gebräuchlich ist, diese Stände
wenigstens in den reichhaltigeren unter den meteorologischen Resumds aufzu
führen. Und in der That erweist sich dieses Moment mindestens für die vor
läufige Rekoguoscirung dos Gebiets als durchaus geeignet.
Sind, wie dieses in der Regel geschieht, die extremen Barometerstände
nicht aus kontinuirliehen Aufzeichnungen selbstregistrironder Apparate, sondern
aus Ablesungen abgeleitet, die um mehrere Stunden von einander abstehen, so
wird selbstverständlich eine etwas zu geringe SchwankuDgsweite erhalten, um
so goringer, je weniger Beobachtungen von jedem Tage vorliegen. Da jedoch
auf der überwiegenden Mehrzahl der benutzten Stationen drei Ablesungen am
Tage gemacht sind, so besitzen die Resultate die erforderliche Vergleichbarkeit
unter sich. Durch Prüfung je zweijähriger Aufzeichnungen von Hamburg und
Petersburg findet Herr Fel borg, dafs durchschnittlich durch drei tägliche
Beobachtungen zu festen Terminen die monatlichen Schwankungen sich um
etwa 1mm kleiner herausstelien, als durch stündliche Aufzeichnungen; dieses
Resultat dürfte für Mittel- und Nordeuropa allgemeinere Gültigkeit haben; in
Gegenden, wo die Geschwindigkeit der Druckänderungen (infolge des rascheren
Fortsckreiteus der Depressionen u. s. w.) gröfser ist, wie z. B. in Nordamerika,
wird dieser Unterschied noch etwas bedeutender sein. Wenn wir im Folgenden
Barometerschwankungen und Extremo ohne nähere Angabe mit einander ver
gleichen, so sind es stets solche, die aus drei oder (wie auf den britischen
Inseln) aus zwei täglichen Beobachtungen abgeleitet sind. Wir begnügen uns
in diesem Aufsatze mit den Mittelwerthen der beiden extremen Trimester:
Dezember bis Februar und Juni bis August; durch die Zusammenfassung der
drei Monate gewinnen die Mittelwerthe auch aus kürzeren Beobachtungen er
heblich an Brauchbarkeit; eine genauere Untersuchung des jährlichen Ganges
der Schwankungen nach den einzelnen Monatsmitteln wird leider nicht nur durch
die Dürftigkeit des Materials, sondern auch durch die systematischen Fehler,
welche die verschiedene Länge der Monate hineinbringt und welche in diesem
Falle sich nicht nachträglich durch Rechnung hinreichend sicher ausmerzen
lassen, behindert
Eine unerwartete Schwierigkeit, welche sich bei der Eingangs erwähnten
Arbeit des Herrn Felberg hcrausstellte und denselben verhindert hat, aus
seiner reichen Thatsachcnsammlung allgemeine Resultate über die mittlere Ver-
theilung der Druckschwankungen abzuleiten, ist die gröfse Verschiedenheit,
welche selbst mehrjährige Mittel der Schwankungsweite zeigen, die der gleichen
Gegend, aber verschiedenen Jahresreihen entnommen sind. In fast allen Fällen
zeigten die aus der neueren Zeit gewonnenen Mittel erheblich gröfsere Werthe
der Barometerschwankungen, als die älteren in der Sammlung von Kämtz
enthaltenen Angaben, so dafs es nicht möglich erschien, dieselben zu einem