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Ueber die Bevölkerimgsverhältmsse dieses Thoils von Neu-Irland konnte
nicht sehr Erhebliches in Erfahrung gebracht werden. Die Eingeborenen sind
vollkommen uncivilisirt und leben unter wenig einflufsreichen Häuptlingen in
zahlreichen Stämmen, welche sich unaufhörlich befehden, hauptsächlich um
Kriegsgefangene zu machen, die sie dann verzehren. Sie sind sämmtlieh
Anthropophagen und kennen in Befriedigung dieser Neigung nicht die geringste
Scheu, wie sie auch nicht unterlassen, die ihnen befreundeten weifsen Händler
zu solchen Mahlzeiten jedesmal einzuladen. Ihre Stammesgenossen jedoch ver
zehren sie nicht, sondern begraben sie entweder unter ihren Hütten oder ver
brennen die Leichen. Der äufseren Erscheinung nach unterscheiden sie sich
nur sehr wenig von den Eingeborenen von Neu-Britannien UDd führen dieselben
Waffen, wie diese, Wurfspeere, Keulen und Schwerter aus Holz. Den Gebrauch
des Bogens scheinen sie, wie jene, nicht zu kennen. Auffallend ist bei ihnen
eine keineswegs geringe Fertigkeit in der Holzschnitzerei, vor allen Dingen
findet man hübsch verzierte Keulen und Kanoe-Verzierungen.
Die Witterungsverhältnisse scheinen auch an diesem Theile von Neu-Irland
in diesem Jahre (1881) nach den eingezogenen Erkundigungen ungewöhnlich
ungünstige zu sein. Während jetzt die trockene Jahreszeit sein sollte, hat es
auch hier wiederum sehr viel Regen gegeben; auch während unseres Aufent
haltes regnete es sehr häufig.
Die einzigen Handelsstationen an dieser Küste sind von der Firma
Ilernsheim & Go. eingerichtet, welche deren sieben hier besitzt.“
11. Admiralitäts - Inseln. *)
Am 6. August verliefs S. M. Aviso „Habicht“ Matupi (s. Schlufs von 9.),
um zunächst nach den Admiralitäts-Inseln zu gehen. Der SE-Passat, welcher
während der letzten Tage des Aufenthaltes in Matupi so frisch geweht hatte,
dafs der Aviso einmal ins Treiben kam, hörte schon am Morgen des 7. August
auf; ihm folgten Stillen und westliche Winde. — Bis zur Höhe von Neu-
Hannover wurde eine den Karten entsprechende Strömung beobachtet.
In der Nacht vom 8. zum 9. August kamen die Inseln La Vandola und
Jesus Maria der Admiralitäts-Gruppe in Sicht; mit Tagesanbruch wurden diese
Inseln augesteuert. 2 )
„Die Karte der Admiralitäts-Inseln (B. A.-K, No. 769, Tit. X, No. 163)
enthält nach den Beobachtungen an Bord des „Habicht“ wenigstens in ihrem
östlichen Theile erhebliche Fehler. 3 )
Nachdem wir das zwischen den Low- und St. Miguel-ln. liegende Riff
passirt hatten, wurde die Ostküste der Admiralitäts-l., bezw. der Hauptinsel der
ganzen Gruppe, angesteuert. Nach den Anweisungen des in diesen Gegenden
erfahrenen Schiffsführers, Kapt. Holcomb, wurde ein diesem bekannter Hafen
angesteuert. Nach den Angaben desselben sollte der in diesen Annalen, 1876,
pag. 210, erwähnte Hafen mit der kleinen Bird-1. nicht existiren, wohl aber
nördlich und südlich von der für ihn angegebenen Stelle je ein guter Hafen.
Wie sich indessen sehr bald herausstellte, war der von uns aufgesuchte südlicher
gelegene Hafen unzweifelhaft der oben erwähnte Hafen. Auch entspricht die
a. a. 0. gegebene Beschreibung ziemlich gut der Wirklichkeit; nur liegt der
0 Vgl. Findlay, „South Pacific Directory“ (1877), pag. 795—803; „Ann. d. Hydr. etc.*,
1876, pag. 209—217.
®) Bei dieser Fahrt wurde die in diesen Annalen 1876, pag. 209 bis 217 nach der „Hydro
graphie Notice“ London, 1876, No. 3, mitgetheilte Beschreibung der Admiralitäts-Inseln, welche
auf Grund der Vermessungen der Offiziere I. Br. M. SS. „Alacrity* und „Challenger“ 1874 und
1875 ahgefafst war, benutzt. Die in dieser Beschreibung (mit der Originalquelle übereinstimmend)
erwähnten Portlanch-Imehi gehören aber nicht der Gruppe der Admiralitäts-Inseln an, sondern zu
Neu-Hannover (s. Findlay, „South Pacific Directory“, 1877, pag. 292, und Br. Adm.-K. No. 780,
Tit. XI, No. 2110). Ebenso ist nach denselben Quellen die Angabe der „Ann. d. Hydr. etc.“, 1876,
pag. 210, zu berichtigen, dafs die Entfernung der Inseln Los Heyes und Portland nicht 20, sondern
100Sm beträgt. Korv.-Kapt. Kuhn vermifst mit Recht in der erwähnten Beschreibung der Admi
ralitäts-Inseln auch die der Insel La Vandola, da gerade die Lage dieser Insel für die Passage
zwischen Neu-Hannover und den Admiralitäts-Inseln, und speciell für das Ansteuern der letzteren von
Osten her, wichtig ist. Anm. d. Red.
3 ) Die in der diesem Hefte auf Tafel 13 beigegebene, nach den Peilungen des „Habicht“
angefertigte Skizze des östlichen Theiles der Admiralitäts-Inseln zeigt einige nicht unbedeutende
Abweichungen von dieser Karte.