228
besonders gut. Das Land ist hier ziemlich hoch, so dafs es schon auf weite
Entfernung zu sehen ist, bevor noch die weiter zurückliegenden Berge in
Sicht kamen.“
8. St. Georgs-Kanal und Matnpi-Insel. Neu-Britannien.
„Am 14. Juli ll h a. m. wurde die Reise fortgesetzt und am 15. Juli 4 h a. m.
in den St. Georgs-Kanal eingetreten. Das Wetter war leider regnerisch, so dafs
die hohen Berge von Neu-lrland und Neu-Britannien nicht in günstiger Be
leuchtung gesehen werden konnten. In dem Kanal wurde eine nicht unbeträcht
liche nördliche Versetzung beobachtet, besonders auf der Seite von Neu-lrland.
Um 3 h p. m. wurde im Greet-Hafen *) bei der Matupi-1. geankert. In der Linie
zwischen der Ilernsheim’schen Faktorei und dem Ankerplätze (die Faktorei
in SSW und die Bienenkorb-Ychcn mit der N ordspitze von Matupi in Linie)
ist für die gröfsteu Schiffe guter Ankergrund bis dicht an die gegenüberliegende
Küste der Kraterhalbinsel. Der Hafen gestattet dem SE-Passat Zutritt, ist
sonst aber gut geschützt. Die Tiefenverhältnisse haben sich jedoch seit. der
durch S. M. S. „Gazelle“ * 2 * 4 ) bewirkten Aufnahme nicht unwesentlich geändert.
Die Ursache dieser Veränderungen liegt in der au der gegenüberliegenden
Küste der Kraierhalbinsel immer noch wirkenden vulkanischen Thätigkeit.*)
Ans diesem Grunde ist es auch anzurathen, bei dem Einlaufen in den Hafen
von Matupi sich der bezeichneten Küste, besonders auf der Strecke zwischen
Taube Huk und Praed Pt., nicht zu sehr zu nähern. Sonst bietet die Einsegelung
keinerlei Schwierigkeiten.
Die Küste der Kraterhalbinsel, zwischen Taube Huk und dem Hafen von
Matupi, ist vollkommen rein; das hier stets schmutzig grün gefärbte Wasser
rührt von zahlreichen am Strande gelegenen Schwefelquellen her.
Auf der Insel Matupi selbst leben etwa 1000 Eingeborene, welche von der
Hernsheim’schen Handelsfirma theilweise als Arbeiter verwandt werden. Sie
siud, wenn auch auf Matupi ein aus Fidschi gebürtiger Missionar lebt, vollkommen
uncivilisirt,*) gehen ganz unbekleidet und scheinen auch keine eigentliche
Stammesorganisation zu kennen, obwohl sic nominell unter zwei Häuptlingen,
Tomavrit und Teboratora, stehen. Sie stehen mit den Eingeborenen der
zunächst liegenden Küstengebiete von Neu-Britannien in Verbindung und be
sitzen dort Plantagen, in welchen sie Yams, Taroo, Bananen und eine Art
Kohl bauen. Auch unter ihnen soll der Kannibalismus noch nicht ganz auf
gehört haben.
Die Witterungsverhältnisse scheinen nicht ungünstige zu sein. Der SE-
Passat und östliche Winde wehen neun Monate im Jahre (von März bis No
vember) ziemlich regelmäfsig und meist frisch, wenn auch durch das umliegende
hohe Land beeinflufst. 5 ) In der Zeit vom März bis Juni ist der Passat am
schwächsten. Während der Passatzeit ist Regen nicht gerade selten, obwohl
auch so trockene Perioden Vorkommen, dafs das Trinkwasser knapp wird. Im
November setzen nordwestliche Winde ein; von da ab bis Februar weht
ein kräftiger Monsun mit starkem Regenfall. Orkane sind bis jetzt hier nicht
beobachtet worden.
Von Wichtigkeit ist aufserdem, dafs nach den bisherigen Erfahrungen
Matupi als sehr gesund und vor allen Dingen für vollkommen fieberfrei gilt.
Es war dies auch der ausschlaggebende Grund dafür, dafs die Fii-ma Herns-
heim & Co. ihre früher auf Makada (Duke of YorÄ-Inseln) errichtete Haupt
faktorei hierher verlegt hat.
Die Haudelsverhältnisse scheinen bereits in starkem Aufschwünge begriffen
zu sein. Während noch zur Zeit der Anwesenheit S. M. S. „Ariadne“ 6 ) nur drei
deutsche Handelsstationen auf Neu-Britannien, Duke of York und Neu-lrland
') Vgl. „Ann. d. Hydr. etc.“, 1876, pag. 10 und 101.
2 ) S. Karte zu Heft IX und X der „Ann. d. Hydr. etc.“, 1876.
3) Vgl. „Ann. d. Hydr. etc.“, 1878, pag. 372; 1879, pag. 179.
4 ) lieber die Eingeborenen von A'eu-lSritannten an der lilanche-liai vgl. die Bemerkung des
Kapt. z. See Freiherr von Schleinitz in den „Ann. d. Hydr. etc.“, 1876, pag. 10.
5) Vgl. dagegen den Artikel: „lieber die Witterung von Nen-Hrita/inieri von Januar bis
März 1881“ in dem letzten Hefte (III) dieser Annalen pag. 190.
ß) Vgl. „Ann. d. Hydr. etc.“, 1879, pag. 275.