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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 10 (1882)

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besonders gut. Das Land ist hier ziemlich hoch, so dafs es schon auf weite 
Entfernung zu sehen ist, bevor noch die weiter zurückliegenden Berge in 
Sicht kamen.“ 
8. St. Georgs-Kanal und Matnpi-Insel. Neu-Britannien. 
„Am 14. Juli ll h a. m. wurde die Reise fortgesetzt und am 15. Juli 4 h a. m. 
in den St. Georgs-Kanal eingetreten. Das Wetter war leider regnerisch, so dafs 
die hohen Berge von Neu-lrland und Neu-Britannien nicht in günstiger Be 
leuchtung gesehen werden konnten. In dem Kanal wurde eine nicht unbeträcht 
liche nördliche Versetzung beobachtet, besonders auf der Seite von Neu-lrland. 
Um 3 h p. m. wurde im Greet-Hafen *) bei der Matupi-1. geankert. In der Linie 
zwischen der Ilernsheim’schen Faktorei und dem Ankerplätze (die Faktorei 
in SSW und die Bienenkorb-Ychcn mit der N ordspitze von Matupi in Linie) 
ist für die gröfsteu Schiffe guter Ankergrund bis dicht an die gegenüberliegende 
Küste der Kraterhalbinsel. Der Hafen gestattet dem SE-Passat Zutritt, ist 
sonst aber gut geschützt. Die Tiefenverhältnisse haben sich jedoch seit. der 
durch S. M. S. „Gazelle“ * 2 * 4 ) bewirkten Aufnahme nicht unwesentlich geändert. 
Die Ursache dieser Veränderungen liegt in der au der gegenüberliegenden 
Küste der Kraierhalbinsel immer noch wirkenden vulkanischen Thätigkeit.*) 
Ans diesem Grunde ist es auch anzurathen, bei dem Einlaufen in den Hafen 
von Matupi sich der bezeichneten Küste, besonders auf der Strecke zwischen 
Taube Huk und Praed Pt., nicht zu sehr zu nähern. Sonst bietet die Einsegelung 
keinerlei Schwierigkeiten. 
Die Küste der Kraterhalbinsel, zwischen Taube Huk und dem Hafen von 
Matupi, ist vollkommen rein; das hier stets schmutzig grün gefärbte Wasser 
rührt von zahlreichen am Strande gelegenen Schwefelquellen her. 
Auf der Insel Matupi selbst leben etwa 1000 Eingeborene, welche von der 
Hernsheim’schen Handelsfirma theilweise als Arbeiter verwandt werden. Sie 
siud, wenn auch auf Matupi ein aus Fidschi gebürtiger Missionar lebt, vollkommen 
uncivilisirt,*) gehen ganz unbekleidet und scheinen auch keine eigentliche 
Stammesorganisation zu kennen, obwohl sic nominell unter zwei Häuptlingen, 
Tomavrit und Teboratora, stehen. Sie stehen mit den Eingeborenen der 
zunächst liegenden Küstengebiete von Neu-Britannien in Verbindung und be 
sitzen dort Plantagen, in welchen sie Yams, Taroo, Bananen und eine Art 
Kohl bauen. Auch unter ihnen soll der Kannibalismus noch nicht ganz auf 
gehört haben. 
Die Witterungsverhältnisse scheinen nicht ungünstige zu sein. Der SE- 
Passat und östliche Winde wehen neun Monate im Jahre (von März bis No 
vember) ziemlich regelmäfsig und meist frisch, wenn auch durch das umliegende 
hohe Land beeinflufst. 5 ) In der Zeit vom März bis Juni ist der Passat am 
schwächsten. Während der Passatzeit ist Regen nicht gerade selten, obwohl 
auch so trockene Perioden Vorkommen, dafs das Trinkwasser knapp wird. Im 
November setzen nordwestliche Winde ein; von da ab bis Februar weht 
ein kräftiger Monsun mit starkem Regenfall. Orkane sind bis jetzt hier nicht 
beobachtet worden. 
Von Wichtigkeit ist aufserdem, dafs nach den bisherigen Erfahrungen 
Matupi als sehr gesund und vor allen Dingen für vollkommen fieberfrei gilt. 
Es war dies auch der ausschlaggebende Grund dafür, dafs die Fii-ma Herns- 
heim & Co. ihre früher auf Makada (Duke of YorÄ-Inseln) errichtete Haupt 
faktorei hierher verlegt hat. 
Die Haudelsverhältnisse scheinen bereits in starkem Aufschwünge begriffen 
zu sein. Während noch zur Zeit der Anwesenheit S. M. S. „Ariadne“ 6 ) nur drei 
deutsche Handelsstationen auf Neu-Britannien, Duke of York und Neu-lrland 
') Vgl. „Ann. d. Hydr. etc.“, 1876, pag. 10 und 101. 
2 ) S. Karte zu Heft IX und X der „Ann. d. Hydr. etc.“, 1876. 
3) Vgl. „Ann. d. Hydr. etc.“, 1878, pag. 372; 1879, pag. 179. 
4 ) lieber die Eingeborenen von A'eu-lSritannten an der lilanche-liai vgl. die Bemerkung des 
Kapt. z. See Freiherr von Schleinitz in den „Ann. d. Hydr. etc.“, 1876, pag. 10. 
5) Vgl. dagegen den Artikel: „lieber die Witterung von Nen-Hrita/inieri von Januar bis 
März 1881“ in dem letzten Hefte (III) dieser Annalen pag. 190. 
ß) Vgl. „Ann. d. Hydr. etc.“, 1879, pag. 275.
	        
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