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Aus den Reiseberichten S. M. Aviso „Habicht“, Korv.-Kapt. Kuhn. 1 )
(Schlufs von pag. 15G.)
Mit Tafel 13.
Am 6. Juli 1881 2 h p. m. verliefs S. M. Aviso „Habicht“ Kusaie (vgl.
sub 5. pag. 155) auf der Weiterreise nach Neu-Britannien und steuerte zunächst
SzW bis zur Linie, um möglichst bald aus dem Kalmenwetter heraus und in
den SE-Passat zu gelangen. Am 9. Juli wurde die Linie in 160° 50' Ost
geschnitten. Bis hierher wurde zunächst günstiger NE-Wind angetroiTen, sehr
bald aber traten leichte SE-Winde mit vollständigem Kalmenwetter und bei
nordwestlicher Stromversetzung ein. Bei dem Passiren der Linie selbst wurde
eine Versetzung von Nord 13 Sm in 24 Stunden bomerkt. Gleich bei dem Eintritt
in Süd-Breite trat eine ganz merkliche Besserung des Wetters ein; der SE-Wind
frischte auf. und es wurde nun SW-Kurs gesteuert, bis am 13. Juli ll h a. m.
die Carter et nine-ln. in Sicht kamen; um 8 h p. m. wurde vor der nordöstlichen
Insel gestoppt, und bei dieser Gelegenheit mit einigen Eingeborenen in Verkehr
getreten. Während des allerdings nur kurzen Aufenthalts des „Habicht“ vor
den Carteret nine-in. ist von dem Kommandanten Nachstehendes über die
selben in Erfahrung gebracht worden.
6. Die Carteret nine-Inseln. 2 )
„Auf dem ungewöhnlich breiten Eingriffe liegen sechs reich bewachsene
Inseln von geringer Ausdehnung. Aufserdem sind auf dem Riffe einzelne gröfsere
Korallenblöcke gelegen, welche aus einiger Entfeniung für kleine Inseln gehalten
werden können, wodurch wahrscheinlich Carteret zu der Angabe, dafs die
Gruppe aus neun Inseln bestände, veranlafst worden ist. 3 ) Auf der östlichen
Hälfte des Riffes befindet sich kein Eingang in die Lagune; auch können Boote
hier nicht an die Insel heran, da selbst die Kanoes nur mit Schwierigkeiten
hier die Brandung passiren können. Nach Aussage der Eingeborenen beifst
die nordöstliche Insel Sila und die nördlichste Irinalan. Die Positionen dieser
Inseln sind nach Berechnung an Bord des „Habicht“: Sila 4° 40' S-Br, 155° 7,8'
O-Lg; Irinalan 4° 39,5' S-ßr, 155° 7,4' O-Lg.
Die Eingeborenen sind von ganz derselben Art, wie die Bewohner der
Salomo - Inselu; sie gehen vollständig nackt und tragen keine Waffen, nur
w.enig Schmuck aus Muscheln und Perlen. Einer der Eingeborenen verstand etwas
englisch, von ihm erfuhren wir, dafs die Inseln bewohnt sind. Die Ein
geborenen besitzen keine Waffen. Weifse scheinen auf diesen Inseln nicht
zu leben.“
7. Bougainville-Insel. 4 ) Salomo-Gruppe.
„Am 13. Juli 5 h p. m. wurde die Reise mit Kurs auf das Nordkap von
Bougainville (Cape No-rth) fortgesetzt und hier am 14. Juli 8 h 30 mi “a. m. gestoppt,
um in Verkehr mit den Eingeborenen zu treten, da hier der günstigste Platz
sein soll, um Waffen und sonstige Kuriositäten einzutauschen. Diese Angabe
bestätigte sich durchaus. Zahlreiche Kanoes mit Eingeborenen eilten herbei,
alle mit zahlreichen Waffen und Schmuckgegenständen, welche gegen ein
Geringes erhandelt wurden. Vor allen anderen Dingen waren Messer und
bunte Glasperlen begehrt.
Die Eingeborenen waren, wie bereits gesagt, von ganz derselben Art,
wie die von Carteret-ln. und auch, wie diese, vollständig unbekleidet. Kein
Einziger von ihnen verstand ein Wort englisch; auch waren sie auf keine Weise
zu bew'egen, an Bord zu kommen. Die Kanoes sind hier sehr grofs und theil-
weise hübsch verziert, führen aber keine Ausleger.
Die Position von Cape North ist nach Bestimmung an Bord des „Habicht,“
5° 1' S-Br und 154° 38' O-Lg; das Kap selbst markirt sich jedoch nicht
!) Vgl. „ Ann. d. Hydr. etc.“, 1881, pag. 280, 455; 1882, pag. 146.
2 ) Vgl. „Arm. d. Hydr. etc.“, 1879, pag. 282.
3 ) Daher stammt der Name „Carteret nlne Islands*.
4 ) Vgl. Findlay’s „South Pacific Directory“ (1877), pag. 778; „Ann. d. Hydr. etc.“, 1876.
pag. 11 und 441.