mit der fortschreitenden Bewegung der Depression statthat. Es ist nicht unwahr
scheinlich, dafs dieses kleinere Regengebiet ein anfänglich kaum merkbares
Theilminimum bedingt, welches sich vertieft, sobald es einen Einilufs auf die
Unterwinde und die Temperaturvertheilung erlangt. Für das Studium der Theil-
minima ist die Auwendung und Erweiterung der ad III. B. und C. angeführten
Untersuchungen zu empfehlen.
VI. Ausnutzung der wechselnden Form der Cirrus-Wolke für die
Wetterprognose.
A. Die Streifung der Cirrus-Wolke (vgl. Figur V). Die Streifung
der Cirrus-Wolke entsteht während der Bildung der Wolke im Niederschlags-,
gebiet und stellt die relative Bewegung des Unterwindes in Bezug auf den
überwind dar.
Während der obere Thoil der Wolke mehr dem Ober winde folgt, treibt
der Unterwind den Wolkenfufs in das Depressionsgebiet hinein. Die Streifung
der Wolken konstruirt man daher am übersichtlichsten, wenn mau von zwei
über einander liegenden Punkten der Wolke den oberen Punkt sieh im Ober
winde, den unteren eine gleiche Zeit im Unterwiude bewegen läfst. Die Ver
bindungslinie beider neuen Punkte kennzeichnet die erreichte Lage der Zwischen
punkte, d. h. also die Streifungsrichtung (vgl. Pig. V).
Die meisten Depressionen gehen nordwestlich von Europa vorbei, so dafs
die Streifungsrichtung der Cirri bei uns meistens von SE nach NW weist.
Diese Streifen werden oft Polarbanden genannt.
Für starke und schwache Depressionen variirt der Winkel, den die
Streifungsrichtung der Depression mit der Zugrichtung der Cirri bildet, des
gleichen die Beziehung zwischen der Lage der verschiedenen Streifen zur Zug
bahn der Depression.
Zur Zeit werden eingehende Aufzeichnungen dieser wichtigen Beziehungen
von meteorologischen Stationen nicht ausgeführt, weil die Erklärung dieser
Erscheinungen fehlte; mir wenigstens ist nur ein Herr bekannt, welcher pri
vatim durch statistische Aufzeichnungen den Zusammenhang zwischen dem
kommenden Wetter und dem Erscheinen der Cirrus-Wolke verfolgt.
Die Aeuderung der Bahnriehtung einer Depression läfst sich von mehreren
Stationen aus erkennen; dem Einzelbeobachter ist dies aber kaum möglich.
B. Der Rand des Cirrusschleiers (vgl. Pig. VI). Um die wahr
scheinliche äufsere Begrenzupgsform des Cirrusschleiers zu finden, mufs man
von der Cirrus-Ausströmuugsgeschwiudigkeit die ßahurichtuugsgesehwindigkeit
der Depression abziehen. Als Ausgangslinie ist die äufsere Grenze des Nieder
schlagsgebietes anzuseheu, und etwa von dort aus der Rand des Cirrusschleiers
in einem der örtlichen Geschwindigkeit und Richtung des Oberwindes ent
sprechenden Verhältnis zu verzeichnen.
Bei flachen Depressionen ist der Cirrusschleier lang und schmal, bei
tiefen Depressionen dagegen breiter. Längen bis zu 300 deutschen Meilen sind
beobachtet.
Hinter der Aufklarungslinie kommt fast keine Cirrusbildung vor, da hier
Uebereinstimmung in den Ober- und Unterwinden besteht, und zumal in den
oberen Regionen fallender Luftstrom, also Auftrocknung der Wolkenreste sich
auszubilden beginnt. Jede gröfsere Cumulus-Wolko macht jedoch eine Aus
nahme, da diese, selbst ein kleines Theilminimum darstellend, Ungleichheit
zwischen dem Ober- und Unterwinde veranlafst und an ihrem äufseren Rande
Cirrusbildungen besitzt. Es reichen jedoch häufig die Cirrus-Wolken eines
neu heranziehenden Theilminimums bis an die Aufklarungslinie der alten De
pression.
Das Lotb, von dem Beobachtungsorte auf den Rand des Cirrusschleiers
gefällt, giebt die Himmelsrichtung an, iu welcher die Cirrus-Wolken zuerst über
dem Horizonte erscheinen.
Der Beobachter E erblickt die Cirruswolke einer von West nach Ost
fortschreitenden Depression zuerst am Nordhorizonte, dieselbe zieht aus WNW
und verschwindet wieder; hieraus folgt, dafs die zugehörende Depression im
Norden vorüberzieht, ohne den Beobachtungsort zu treffen.