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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 10 (1882)

mit der fortschreitenden Bewegung der Depression statthat. Es ist nicht unwahr 
scheinlich, dafs dieses kleinere Regengebiet ein anfänglich kaum merkbares 
Theilminimum bedingt, welches sich vertieft, sobald es einen Einilufs auf die 
Unterwinde und die Temperaturvertheilung erlangt. Für das Studium der Theil- 
minima ist die Auwendung und Erweiterung der ad III. B. und C. angeführten 
Untersuchungen zu empfehlen. 
VI. Ausnutzung der wechselnden Form der Cirrus-Wolke für die 
Wetterprognose. 
A. Die Streifung der Cirrus-Wolke (vgl. Figur V). Die Streifung 
der Cirrus-Wolke entsteht während der Bildung der Wolke im Niederschlags-, 
gebiet und stellt die relative Bewegung des Unterwindes in Bezug auf den 
überwind dar. 
Während der obere Thoil der Wolke mehr dem Ober winde folgt, treibt 
der Unterwind den Wolkenfufs in das Depressionsgebiet hinein. Die Streifung 
der Wolken konstruirt man daher am übersichtlichsten, wenn mau von zwei 
über einander liegenden Punkten der Wolke den oberen Punkt sieh im Ober 
winde, den unteren eine gleiche Zeit im Unterwiude bewegen läfst. Die Ver 
bindungslinie beider neuen Punkte kennzeichnet die erreichte Lage der Zwischen 
punkte, d. h. also die Streifungsrichtung (vgl. Pig. V). 
Die meisten Depressionen gehen nordwestlich von Europa vorbei, so dafs 
die Streifungsrichtung der Cirri bei uns meistens von SE nach NW weist. 
Diese Streifen werden oft Polarbanden genannt. 
Für starke und schwache Depressionen variirt der Winkel, den die 
Streifungsrichtung der Depression mit der Zugrichtung der Cirri bildet, des 
gleichen die Beziehung zwischen der Lage der verschiedenen Streifen zur Zug 
bahn der Depression. 
Zur Zeit werden eingehende Aufzeichnungen dieser wichtigen Beziehungen 
von meteorologischen Stationen nicht ausgeführt, weil die Erklärung dieser 
Erscheinungen fehlte; mir wenigstens ist nur ein Herr bekannt, welcher pri 
vatim durch statistische Aufzeichnungen den Zusammenhang zwischen dem 
kommenden Wetter und dem Erscheinen der Cirrus-Wolke verfolgt. 
Die Aeuderung der Bahnriehtung einer Depression läfst sich von mehreren 
Stationen aus erkennen; dem Einzelbeobachter ist dies aber kaum möglich. 
B. Der Rand des Cirrusschleiers (vgl. Pig. VI). Um die wahr 
scheinliche äufsere Begrenzupgsform des Cirrusschleiers zu finden, mufs man 
von der Cirrus-Ausströmuugsgeschwiudigkeit die ßahurichtuugsgesehwindigkeit 
der Depression abziehen. Als Ausgangslinie ist die äufsere Grenze des Nieder 
schlagsgebietes anzuseheu, und etwa von dort aus der Rand des Cirrusschleiers 
in einem der örtlichen Geschwindigkeit und Richtung des Oberwindes ent 
sprechenden Verhältnis zu verzeichnen. 
Bei flachen Depressionen ist der Cirrusschleier lang und schmal, bei 
tiefen Depressionen dagegen breiter. Längen bis zu 300 deutschen Meilen sind 
beobachtet. 
Hinter der Aufklarungslinie kommt fast keine Cirrusbildung vor, da hier 
Uebereinstimmung in den Ober- und Unterwinden besteht, und zumal in den 
oberen Regionen fallender Luftstrom, also Auftrocknung der Wolkenreste sich 
auszubilden beginnt. Jede gröfsere Cumulus-Wolko macht jedoch eine Aus 
nahme, da diese, selbst ein kleines Theilminimum darstellend, Ungleichheit 
zwischen dem Ober- und Unterwinde veranlafst und an ihrem äufseren Rande 
Cirrusbildungen besitzt. Es reichen jedoch häufig die Cirrus-Wolken eines 
neu heranziehenden Theilminimums bis an die Aufklarungslinie der alten De 
pression. 
Das Lotb, von dem Beobachtungsorte auf den Rand des Cirrusschleiers 
gefällt, giebt die Himmelsrichtung an, iu welcher die Cirrus-Wolken zuerst über 
dem Horizonte erscheinen. 
Der Beobachter E erblickt die Cirruswolke einer von West nach Ost 
fortschreitenden Depression zuerst am Nordhorizonte, dieselbe zieht aus WNW 
und verschwindet wieder; hieraus folgt, dafs die zugehörende Depression im 
Norden vorüberzieht, ohne den Beobachtungsort zu treffen.
	        
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