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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 10 (1882)

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V. Theilminima. 
Ein Theilminimum entsteht dort, wo in einem Depressionsgebiet die 
Tendenz zur Bitdung eines aufsteigenden Luftstromes stärker entwickelt ist als 
in der Nachbarschaft jenes Ortes. Für die Luftdruckabnahme am Erdboden ist 
aber nicht allein die Energie des aufsteigenden Luftstromes mafsgebend, sondern 
das Resultat derselben, die Erwärmung der aufsteigenden Luft durch die Kon 
densation der mitgeführten Wasserdämpfe, weshalb die Entstehung der Theil 
minima im Besonderen nur an dem Einzolfall studirt werden kann, jedoch mögen 
in dem Folgenden einige Umstände hervorgehoben werden, welche sich bei allen 
Depressionen wiederholen werden. 
Hinter der Aufklarungslinie C D führen die Isothermen eine Schwenkung 
entgegengesetzt dem Zeiger der Uhr aus, während der Oberwind seine Richtung 
in dem anderen Sinne ändert. Der Uebergang von der Beschleunigung des 
Oberwiudes zur Verzögerung ist daher ein schneller und die Aufklärung aus 
diesem Grunde eine ziemlich plötzliche. Dieselbe wird in der Nachbarschaft 
der Linie CD noch verstärkt durch die Nähe des aufsteigenden Luftstromes 
im vorderen rechten Quadranten, weil die hier erzeugte Erwärmung durch 
Kondensation den Gegensatz vor und hinter der Linie C D verschärft, und ferner 
die energisch empordringende warme Luftmasse ein Herabsinken der Luft in 
der Nachbarschaft veranlafst. Umgekehrt bewirkt die relativ kühlere klare 
Luft in der Nähe des aufsteigenden Luftstromes verstärkten Auftrieb des letzteren. 
Als praktisches Resultat ist also hervorzuheben, dafs vor der Aufklärung 
die Regenstärke etwas zunimmt, bis am WNW-Horizonte heiterer Himmel 
erscheint. Bei der von West nach Ost sich bewegenden Depression zieht die 
obere Stratus-Wolke dann aus WSW oder West herauf, so dafs der Scheitel 
des Wolkenrandes halbrechts von der Bewegungsrichtung der Stratus-Wolke 
liegt. Es bleibt einige Zeit fast ganz heiterer Himmel, worauf dann aber Strich 
regen folgt. Die Aufklarungslinie C D ruft also eine Theilung des ganzen 
Niederschlagsgebietes hervor. 
Ferner ist die relative Bewegung des Untcrwindes in Bezug auf die fort 
schreitende Bewegung der Depression von grofsem Einflufs auf die Entstehung 
von Theilminima, da die Temperatur der oberen Schichten eines Wirbels von 
ihr abhängig ist. Die aufsteigende Bewegung in einer Depression ist nur 
gering: an der Erdoberfläche gleich Null, in der Höhe des gröfsten Empor- 
steigens etwa im Mittel 7*o bis Vio m pro Sekunde. Hieraus ergiebt sich ein 
wesentlicher Unterschied im Verhalten des aufsteigenden Luftstromes links und 
rechts der Depression. Auf der linken Seite führen die Ostwinde stets von 
vorn neue Luftmassen in das Depressionsgebiet hinein, welche bei einer De 
pression mittlerer Gröfse etwa 5 bis 10 Stunden unter dem Einflufs aufsteigender 
Gradienten sich befinden, so dafs die Luft des Ostwindes etwa nur 600 m 
höchstens emporsteigen wird und dann das Gebiet vertikaler Gradienten passirt hat. 
Auf der rechten Seite der Depression kommt jedoch die Differenz aus 
der Geschwindigkeit des Unterwindes und der fortschreitenden Bewegung des 
Wirbels in Frage, welche oft sehr gering ist, so dafs hier dieselbe Luft 
viel längere Zeit unter dem Einflufs der vertikalen Gradienten steht und zu 
weit gröfserer Höhe gehoben werden kann, als die Luft des Ostwindes bei einer 
von West nach Ost ziehenden Depression. 
Die fortschreitende Bewegung des Wirbels begünstigt also auf der hin 
teren rechten Seite das Emporsteigen von Luft bis zu grofser Höhe. 1st nun 
diese Luft feucht und warm, dann ist die Entstehung eines Theilminimums da 
selbst wahrscheinlich. 
Während sich auf der linken Seite der Depression kaum Theilminima 
bilden können, weil Temperatur- und Druckverthciluug durch die Gegensätzo in 
der Bewegung verschieden hoher Schichten ausgeglichen werden, uud nur ein 
ununterbrochenes Niedcrschlagsgebiet auf der vorderen und linken Seite des 
Wirbels entsteht, begünstigen auf der rechten Hälfte der Depression mehrere 
Umstände die Entstehung sekundärer Minima. Daselbst theilt zunächst, wie 
gezeigt wurde, die Aufklarungslinie das Regengebiet in zwei Theile, einen 
gröfseren vorderen und einen kleinen hinteren Abschnitt, für welch letzteren 
ferner die vorerwähnte Uebereinstimmung zwischen den Ober- und Unterwinden
	        
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