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V. Theilminima.
Ein Theilminimum entsteht dort, wo in einem Depressionsgebiet die
Tendenz zur Bitdung eines aufsteigenden Luftstromes stärker entwickelt ist als
in der Nachbarschaft jenes Ortes. Für die Luftdruckabnahme am Erdboden ist
aber nicht allein die Energie des aufsteigenden Luftstromes mafsgebend, sondern
das Resultat derselben, die Erwärmung der aufsteigenden Luft durch die Kon
densation der mitgeführten Wasserdämpfe, weshalb die Entstehung der Theil
minima im Besonderen nur an dem Einzolfall studirt werden kann, jedoch mögen
in dem Folgenden einige Umstände hervorgehoben werden, welche sich bei allen
Depressionen wiederholen werden.
Hinter der Aufklarungslinie C D führen die Isothermen eine Schwenkung
entgegengesetzt dem Zeiger der Uhr aus, während der Oberwind seine Richtung
in dem anderen Sinne ändert. Der Uebergang von der Beschleunigung des
Oberwiudes zur Verzögerung ist daher ein schneller und die Aufklärung aus
diesem Grunde eine ziemlich plötzliche. Dieselbe wird in der Nachbarschaft
der Linie CD noch verstärkt durch die Nähe des aufsteigenden Luftstromes
im vorderen rechten Quadranten, weil die hier erzeugte Erwärmung durch
Kondensation den Gegensatz vor und hinter der Linie C D verschärft, und ferner
die energisch empordringende warme Luftmasse ein Herabsinken der Luft in
der Nachbarschaft veranlafst. Umgekehrt bewirkt die relativ kühlere klare
Luft in der Nähe des aufsteigenden Luftstromes verstärkten Auftrieb des letzteren.
Als praktisches Resultat ist also hervorzuheben, dafs vor der Aufklärung
die Regenstärke etwas zunimmt, bis am WNW-Horizonte heiterer Himmel
erscheint. Bei der von West nach Ost sich bewegenden Depression zieht die
obere Stratus-Wolke dann aus WSW oder West herauf, so dafs der Scheitel
des Wolkenrandes halbrechts von der Bewegungsrichtung der Stratus-Wolke
liegt. Es bleibt einige Zeit fast ganz heiterer Himmel, worauf dann aber Strich
regen folgt. Die Aufklarungslinie C D ruft also eine Theilung des ganzen
Niederschlagsgebietes hervor.
Ferner ist die relative Bewegung des Untcrwindes in Bezug auf die fort
schreitende Bewegung der Depression von grofsem Einflufs auf die Entstehung
von Theilminima, da die Temperatur der oberen Schichten eines Wirbels von
ihr abhängig ist. Die aufsteigende Bewegung in einer Depression ist nur
gering: an der Erdoberfläche gleich Null, in der Höhe des gröfsten Empor-
steigens etwa im Mittel 7*o bis Vio m pro Sekunde. Hieraus ergiebt sich ein
wesentlicher Unterschied im Verhalten des aufsteigenden Luftstromes links und
rechts der Depression. Auf der linken Seite führen die Ostwinde stets von
vorn neue Luftmassen in das Depressionsgebiet hinein, welche bei einer De
pression mittlerer Gröfse etwa 5 bis 10 Stunden unter dem Einflufs aufsteigender
Gradienten sich befinden, so dafs die Luft des Ostwindes etwa nur 600 m
höchstens emporsteigen wird und dann das Gebiet vertikaler Gradienten passirt hat.
Auf der rechten Seite der Depression kommt jedoch die Differenz aus
der Geschwindigkeit des Unterwindes und der fortschreitenden Bewegung des
Wirbels in Frage, welche oft sehr gering ist, so dafs hier dieselbe Luft
viel längere Zeit unter dem Einflufs der vertikalen Gradienten steht und zu
weit gröfserer Höhe gehoben werden kann, als die Luft des Ostwindes bei einer
von West nach Ost ziehenden Depression.
Die fortschreitende Bewegung des Wirbels begünstigt also auf der hin
teren rechten Seite das Emporsteigen von Luft bis zu grofser Höhe. 1st nun
diese Luft feucht und warm, dann ist die Entstehung eines Theilminimums da
selbst wahrscheinlich.
Während sich auf der linken Seite der Depression kaum Theilminima
bilden können, weil Temperatur- und Druckverthciluug durch die Gegensätzo in
der Bewegung verschieden hoher Schichten ausgeglichen werden, uud nur ein
ununterbrochenes Niedcrschlagsgebiet auf der vorderen und linken Seite des
Wirbels entsteht, begünstigen auf der rechten Hälfte der Depression mehrere
Umstände die Entstehung sekundärer Minima. Daselbst theilt zunächst, wie
gezeigt wurde, die Aufklarungslinie das Regengebiet in zwei Theile, einen
gröfseren vorderen und einen kleinen hinteren Abschnitt, für welch letzteren
ferner die vorerwähnte Uebereinstimmung zwischen den Ober- und Unterwinden