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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 10 (1882)

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IV. Entsteluiiigsgebietc der verschiedenen Wolkenformen in einem fort 
schreitenden atmosphärischen Wirbel (vgl. Figur VI). 
Nach den vorartgegaugenen Besprechungen über die verschiedene Stärke 
des aufsteigenden Luftstromes in einem Depressionsgebiet und nach der Bezeich 
nung der Vorbedingungen für die Entstehung- der verschiedenen Wolkenfortucn 
ist es leicht, die Vertheilung derselben in dem Depressionsgebiet zu verstehen. 
Links von der Depression und vor derselben ist der Gegensatz der 
Unter- und Oberwinde am stärksten ausgeprägt. Eine emporstrebende Luft 
masse wird hier an ihrem Fufse eine andere Bewegungsrichtung und Geschwindig 
keit besitzen, als oberhalb desselben, so dafs die Wolke verzerrt und zu Streifen 
auseinander gezogen wird. Es bilden sieb also keine Gegensätze zwischen 
klarem Himmel und starker Bewölkung aus, sondern die vielfache Verschiebung 
der Schichten in horizontalem Sinne bewirkt einen Ausgleich der Tempera 
turen, also überall die Ausbildung eines aufsteigenden Luftstromes, und somit 
ein homogenes Gewölk. Am vorderen Rande der Depression und auf der 
linken Seite desselben fällt also der sogenannte Landregen, der sich durch 
seine Gleiclnnäfsigkeit auszeiclinet. 
Auf der hinteren Hälfte der Depression finden wir angenähert gleiche 
Bewegungsrichtung und Stärke im Ober- und Unterwinde; also entstehen hier 
die Cumulus-Wolken. Eine Ungleichheit in dem Auftriebe zweier benachbarten 
Luftmassen erhält sich dort, da eine relative Verschiebung der Schichten kaum 
stattfindet. Die schneller emporsteigende Luft erwärmt sich durch Konden 
sation, so dafs sieh der Temperaturgegensatz verschärft und nur ein Kampf 
beider aufsteigenden Luftströme beginnt. Es entsteht ein Kreislauf, ein Fallen 
der kühleren, ein verstärktes Emporsteigen der wärmeren Luft, so dafs scharf 
neben einander heiterer Himmel und schwere Wolken sich ausbilden. Die Wolken 
erleiden wenig Verzerrung und behalten bis zu grofser Höhe die rundliche und 
massige Form bei. 
In der Nähe des Wirbelcentrums und rechts der Aufklarungslinie C I) 
ist schon die Uebereinstimmuug der Ober- und Unterwindc in gewisser Höhe 
theilweise vorhanden, so dafs hier schon die Wolkenform sich dem Cumulus 
nähert, während am vorderen Rande des Regeugebietes dev gröfsere Gegensatz 
zwischen Ober- und Unterwind die Stratus-Wolkenform bedingt, aus deren 
höchsten Schichten durch weitere Verzerrung und eintretende Auftrocknung 
am äufseren vorderen Rande der Depression die Cirrus-Wolke entsteht. 
Böen. Infolge der gleichmäfsigen Vertheilung der Temperaturen und 
Wolken am vorderen Depressionsrande, und zumal auf der linken Seite des 
atmosphärischen Wirbels, ist auch die Druckvertheilung an der Erdoberfläche 
eine gleichmäfsige, woraus sich stetig wehende Winde ergeben. 
Im Gebiet der Cumulus-Wolkenform bilden sich aber wegen der geringen 
Vermischung der Luftschichten lokale Temperaturunterschiede aus, d. h. bei 
jeder Cumulus-Wolke bildet sich ein kleines Theilminimum. Dr. Koppen ist 
der Ansicht, dafs durch solche kleine Ausbuchtungen in den Isobaren heftige 
Windstöfse entstehen können, weil der Wind vermöge der lebendigen Kraft 
seiner Anfangsgeschwindigkeit keine cyklouale Bewegung um das kleine Theil 
minimum eingeht, sondern auf kürzerem Wege aus höherem in niedrigeren 
Druck gelangt, also erhebliche Beschleunigung erfährt. Wenngleich die ganzeu 
Schwankungen im Luftdruck gering erscheinen, so können sich dennoch starke 
Gradienten ausbilden, weil, die lokalen Gegensätze grofs sind, sich also die 
kleinen Druckdifferenzen auf sehr kleine Entfernungen vertheilen. 
Wo sich der Obenvind in geringem Gegensatz zum Unterwinde in Bezug 
aufRichtung und mittlereStärkc befindet, begleiten heftige Windstösse die Cumulus- 
Wolken und den fallenden Regen, während bei aufheiterndem Himmel eine 
Schwächung des Windes eintritt. 
Die besondere Stärke des Strichregens, welcher der Cumulus-Wolke ent 
strömt, ist schon früher bei der Entstehung dieser Wolkenform erklärt worden, 
indem gezeigt wurde, dafs in der Cumulus-Wolke Luft vom Erdboden bis in 
die gröfsten Höhen gehoben werden kann. Der starke Auftrieb macht sich 
auch in der schirmartigen Ausbreitung der Wolke in der Höhe erkennbar, 
welche nach allen Seiten, auch Dach hinten, sich erstreckt und auf ein kleines 
Luftdrucktheilmaximum über der Böe schliefsen läfst.
	        
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