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rechten hinteren Quadranten, b, erleidet die Anfangsgeschwindigkeit eine Ab
lenkung nach links, weil dieselbe schon ursprünglich einen spitzen Winkel mit
den Isobaren einschliefst. .
In der Aufklarungslinie CD ist die Ablenkung nach links so grofs, dafs
die Luftbewegung den oberen Isobaren parallel stattfindet, während jenseits
der Linie CD Ueber ein Stimmung zwischen der Anfangsgeschwindigkeit und der
aus den Isobaren sich ergebenden Bewegungsrichtung stattfindet, so dafs auf
der ganzen Vorderseite Beschleunigung des Oberwindes statthat. Bei zunehmen
dem Winkel zwischen der resultirenden Bewegung des Oberwindes und den
Isobaren wächst die Geschwindigkeit und infolge dessen auch die nach rechts
ablenkende Wirkung der Erdrotation, so dafs an dem Vorderrande der De
pression die Cirrusbewegung gegen Hildebrandsson’s Schema nach rechts
abweichen mufs.
Es ist also der Zusammenhang zwischen der fortschreitenden Bewegung
der Depression und der Entstehung des Gebietes gleichzeitiger Niederschläge
auf der Vorderseite deutlich gekennzeichnet; denn während hinter der Depression
Ablenkung nach Innen und Verzögerung, also Luftanhäufung in der Höhe, statt
findet, strömt vorne weitaus mehr Luft ab, als von hinten auf der Aufklarungs
linie Luftmasse zugeführt wird, so dafs ein Ersatz von unten her resultirt.
Die geringere Geschwindigkeit des Öberwindes auf der rechten Seite der
Depression hinter der Linie CD ist bei aufklarendem Himmel und starkem
Sturme stets an dem verhältnifsmäfsig langsamen Zug der Stratus-Wolke zu
beobachten. Man erkennt auch an den kleinen Cirrusbildungen am unteren
Bande der Wolkenlinie, dafs der Unterwind schneller fortscbreitet, als die
Stratus-Wolke, da die feinen Cirrusfäden unter den Wolkenschleier gezogen
werden.
C. Erklärung der fortschreitenden Bewegung der Depression.
Es soll bewiesen werden, dafs die fortschreitende Bewegung der Depression
durch den allgemeinen mittleren oberen Gradienten bedingt ist.
Es sei als Thatsache angenommen, dafs eine tiefe Depression besteht, dafs
ferner in der Höhe ein allgemeiner mittlerer Gradient vorhanden ist. Es
resultirt dann die in Figur IV gezeichnete Druckvertheilung.
Als erste Ursache der fortschreitenden Bewegung der Depression ist nun
die Verbreitung der durch Kondensation erwärmten Luft nach vorne hin anzu
sehen. Die wärmere Luft ersetzt kühlere Schichten uud bedingt infolge dessen
am Erdboden Barometerfall.
Als zweite Ursache ist die starke abströmende Bewegung der Luft vor
der Depression hinzustellen. Vor dieser ist das Abfliefsen sehr begünstigt,
während von hinten über die Aufklarungslinie hinweg wenig Luft nachdringt.
Es erfolgt eine Masseuverminderung, welche Luftdruckabnalune am Erdboden
hervorruft. Zwar führt der Unterwind stets neue Luftmassen hinzu, welche
die Druckabnahme abschwächen, jedoch erst dann erheblich, wenn schon
starke Druckabnahme infolge des Masseutransportes in der Höbe stattgefunden
bat. Die Druckabnahme wird also so lange andauern, bis die Depression am
Erdboden tief genug UDd die Zufuhr durch den Sturm genügend grofs ist, um
der Abfuhr in der Höhe das Gleichgewicht zu halten. Dies ist der Zeitpunkt,
wo das Barometer den tiefsten Stand erreicht hat.
Es ist also augenscheinlich klar, dafs auf der Vorderseite der Depression
das Barometer sinken mufs, d. b. dafs die Depression fortschreitet. Auf der
Rückseite dagegen füllt sich das Depressionsgebiet mit Masse an, da in der
Höhe kaum ein Abfliefsen stattfindet, dahingegen der Unterwind neue Luft hinzu
trägt. Je nachdem nun der Vorderrand schneller oder langsamer vorrückt,
als der hintere Rand sieh ausfüllt, vergrößert oder verkleinert sieh das
Depressionsgebiet.
Depressionen, welche dahingegen solche Isobaren in der Höbe besitzen,
wie auf dem von Hildebrandsson gegebenen Schema verzeichnet sind, ge
statten nur eine allseitig gleichmäfsige und weitaus schwächere Ausströmung,
so dafs bei denselben eine fortschreitende Bewegung fast ausgeschlossen ist.