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in der Höhe sowohl der Wirbelbewegung als dem Ausströmen von Luft nach
Aufsen der allgemeine mittlere Gradient entgegen steht.
Die Bewegung der oberen Luftschichten erleidet daher auf der vorderen
Seite der Depression eine Beschleunigung, auf der Rückseite eine Verzögerung,
weshalb auf der vorderen Seite der aufsteigende Luftstrom begünstigt, auf der
Rückseite beeinträchtigt wird.
Diese Beziehungen sollen jetzt auch in Bezug auf die Ablenkung des
Oberwindes durch den Verlauf der oberen Isobaren genauer untersucht werden.
Angenäherte Konstruktion der Isobaren eines atmosphäri
schen Wirbels in der Höhe der Cirrus-Wolke (vgl. Fig. IV). Bei einer
tiefen Depression müssen wir wegen des kräftig aufsteigenden Luftstromes
Temperaturgegensätze am Erdboden, als in grofso Höhen emporreichend, voraus
setzen und daher aufser der mittleren Tomperaturabnahme, wie dieselbe durch
den oberen, mittleren Gradienten gekennzeichnet ist, auch dem geschwungenen
Verlauf der Isothermen am Erdboden für die Konstruktion der Isobaren der
Höhe Rechnung tragen, woraus sich die der Betrachtung zunächst zu Grunde zu
legenden oberen Isobaren I ergeben würden.
Durch die Isobaren I werden die Druck Verhältnisse in der Höhe nur so
weit zuxn Ausdruck gebracht, als dieselben sich aus der allgemeinen Temperatur-
vertheilung ergeben. Zur Konstruktion der wahren Isobaren müssen wir die
Linien I mit einem zweiten Liniensysteme II kombiuiren. Diese partiellen
Isobaren II sollen die Druckvertheilung über der Depression in den oberen
Schichten unter A r oraussetzung gleicher Anfangsteinperatur und gleicher Feuchtig
keit im aufsteigendeu Luftstrom darstellen; dieselben bringen die Erscheinung
zum Ausdruck, dafs die Cirrus-Ausströmung schon in einer Höhe beginnt, wo
das Barometer-Minimum am Erdboden oben noch Druekverriugerung veranlafst.
Durch Subtraktion der Luftdruckabnahme (II) über der Depression von
der durch Temperaturunterschiede verursachten Druckvertheilung (I) erlangen
wir ein angenähertes Bild von dem Verlauf der Isobaren in dem oberen Theile
eines fortschreitenden starken atmosphärischen Wirbels.
Der wahre Luftdruck in der zu betrachtenden Höhe ist unbekannt, eben
so auch die Stärke des mittleren Gradienten; da aber das Verhältuifs zwischen
diesem Gradienten und der den Isobaren II entsprechenden Druckdifferenz fast
zwischen den Werthen 0 und OO bei verschiedenen Depressionen schwankt, so
ist hier ein beliebiges Verhältnis herausgegriffen. Zwischen je zwei gezogenen
Isobarenlinien sind gleich grofse Druckdifferenzen gedacht. Die Konstruktion
der angenähert richtigen Isobaren der Höhe besteht in der Subtraktion der
Werthell von den Zahlen I und in der Verbindung der sich ergebenden Punkte
gleichen Luftdruckes zu dem neuen, punktirt gezeichneten Isobarensystem.
Bei kleinen, schwachen und schnell eilenden Depressionen üborwiegt der
mittlere Gradient; es fehlt dann die geschlossene Isobare in der Höhe links
von dem unteren Wirbelcentrum, so dafs sich der Einflufs der Depression am
Erdboden in der Höbe nur als eine schwache Ausbuchtung der gestreckten
Isobaren kennzeichnet.
Bei stationären oder sehr tiefen und grofsen Wirbeln vergröfsert sich
der Radius der geschlossenen Isobaren in der Höhe und nimmt zuletzt im
Grenzfalle die von Hildebrandsson gezeichnete, völlig geschlossen skizzirte
Form an.
In Figur IV ist die nach Hildebrandsson als „angestrebte Bewegung“
zu bezeichnende obere Luftströmung mit dem Verlauf der Isobaren verglichen
und die Entstehung der wahren Luftbewegung der hohen Schichten des fort
schreitenden Wirbels ersichtlich.
Die Reibung und das Emporsteigen von Luft aus dem Unterwinde bedingt
auch in der Höhe einen Wirbel, welcher umgekehrt der Bewegung des Uhr
zeigers rotirt, woraus auf der Rückseite der Depression ein Eindringen des Ober
windes aus Gebieten niedrigeren Luftdrucks in solche höheren Luftdrucks sich
ergiebt, während auf der Vorderseite der vorhandene obere Gradient die Luft
bewegung beschleunigt.
Die Verzögerung des Oberwindes ist auf der linkeu Rückseite des Wirbels
am gröfsten, wo die Anfangsgeschwindigkeit desselben senkrecht zu den Isobaren
steht, also dom vorhandenen Gradienten völlig entgegengesetzt ist. In dem
Ann. d. Hydr. etc., 1882, Heft IV. 4