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3) Die Stra tus-Wolke bildet sich im aufsteigenden Luftstrom, wenn
der Oberwind vom Untenvinde an Richtung oder Stärke abweicht. Die Stratus-
Wolke hat eiu gestreiftes Aussehen, und ist die Streifungsrichtung durch die
relative Bewegung des Obeiwindes in Bezug auf den Unterwind bedingt. Da
der Uebergang beider Windrichtungen aber ganz allmählich stattfindet, so
kommen an der Stratus-Wolke keine scharf gezeichneten Konturen vor.
Die Stratus-Wolke mittlerer Höhe entfernt sich nicht sehr weit von der
Depression, da die Windrichtung etwa in der halben Höhe des Wirbels den
unteren Isobaren fast parallel läuft.
4) Die Cirrus-Wolke') bildet sich aus dem höchsten Stratusgewölk.
Die obersten Schichten eines atmosphärischen Wirbels zeigen das stärkste Aus
strömen aus der Depression, entfernen sich also am weitesten von dem Rande
derselben, weshalb die höchsten Wolken einer Depression zuerst als Vorboten
des schlechten Wetters erscheinen.
Die Cirrus-Wolken tragen mehr oder weniger den Charakter des Stratus
gewölkes; ihrer Entstehung aus der Stratus-Wolke verdanken sie die IJaupt-
strcifungsrichtung, während sie sich durch ihre feinen Eormbildungen und durch
die scharfe Auskämmung von den Stratus-Wolken abheben. Der Unterschied
bildet sich, wie folgt, aus. Die Cirrus-Wolke verläfst das Gebiet ihrer Ent
stehung uud geräth in den fallenden Luftstrom aufserhalb der Depression, wo
sie Auftrocknung erleidet, so dafs nur noch zarte feine Wolkenreste übrig
bleiben, welche verdunstend abkühlen, sich senken und mm durch die relative
Bewegung des Unterwindes in Bezug auf den Oberwind ausgekämmt und in
feine Linien ausgezogen werden. Da aber die relative Bewegung zwischen
Ober- und Unterwind oft wechselt, je weiter sich die Cirrus-Wolke von ihrem
Entstehungsorte entfernt, so weicht auch die später entstandene Auskämmung
in der Richtung oft von der ursprünglich vorhandenen Anordnung in Streifen
ab und zeigt auch in sich selbst wesentliche Differenzen.
Die Auskämmung unterscheidet sich auch dadurch von der gröberen
Streifung, dafs sich am äufseren Depressionsrande ein schärferer Gegensatz
zwischen Ober- und Unterwind ausbildet, als innerhalb der Depression, wo im
aufsteigenden Luftstrom sich mächtige vermittelnde Schichten bilden. Die im
aufsteigenden Luftstrom entstehende Streifung ist durch die allgemeine Anord
nung einer Reihe von Cii ricumuli etc. angedeutet, während die im fallenden
Luftstrom hinzutretende Auskämmung dagegen durch feine Fädcben und Linien
markirt wird.
Die Streifungsrichtung ist am Schlüsse dieser Arbeit näher erklärt.
111. Entwurf einer Theorie der Entstehung aufsteigender und absteigender
Luftströme.
Vorbemerkung. Die theoretische Erklärung der Witterungs-Phänomene
ist schwierig, weil diese Aufgabe nicht durch eine einfache Sehlufsfolgerung
aus gegebenen Elementen gelöst werden kann; vielmehr bedingen die primären
und sekundären Folgen einer primären Ursache für sich wiederum eine erheb
liche Modifikation dieser letzteren und das Hinzutreten sekundärer Ursachen.
Das Resultat einer Sehlufsfolgerung kann erst dann Anspruch auf Glaubwürdig
keit machen, wenn dargethan werden kann, dafs alle aus ihr abgeleiteten
Folgen hinsichtlich ihrer Einwirkung auf deu ganzen Hergang berücksichtigt sind.
Die Hauptaufgabe der neueren Meteorologie liegt zur Zeit in der Er
klärung der aufsteigenden und absteigenden Luftströme, der Entstehung von
Gebieten hohen und niedrigen Luftdruckes und in der Begründung der fort
schreitenden Bewegung derselben.
Es soll nun in Folgendem darauf hingewiesen werden, dafs die Meteoro
logie die primäre Ursache obiger Witterungsvorgänge aufgefunden, dafs sie
jedoch die Modifikation der primären Ursache durch die direkten Folgen der
selben nicht genügend berücksichtigt hat.
Als primäre Ursache bei allen Vorgängen in der Atmosphäre ist zunächst
der Gegensatz zwischen der mittleren Temperatur benachbarter Luftsäulen auf
zufassen ; als Ursache für die fortschreitende Bewegung der Phänomene ist die
') Vgl. „Ann. d. Hydr. ctc.“, 1881, pag. 053.