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Full text: 10, 1882

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II. Die Entstehung der verschiedenen Wolkenformen. 
In Nachfolgendem soll gezeigt werden, wie sehr der Wunsch gerecht 
fertigt ist, den Wolkenhimmel genauer zu studiren, da jede Wolkenform be 
sonderer atmosphärischer Zustände zu ihrer Entstehung bedarf, so dafs wir 
rückwärts aus der Wolkenform auf die Bewegungen der Atmosphäre in der 
Höhe und auf die Annäherung von Depressionen etc. schliefsen können. 
Erwärmte Luft hat stets da3 Bestreben, in rundlich begrenzten Massen 
gerade emporzusteigen, wie uns die Cumulus-Wolken an windstillen Sommer- 
tagen zeigen. Bei in der Höhe abnehmendem Auftriebe ist oben das Bestreben 
der Ausbreitung vorhanden. Der Wind bewegt diese Luftgebilde fort, verändert 
deren Gestalt jedoch nur in dem Fall, wenn derselbe in verschiedener Höhe 
Dichtung und Stärke wechselt. 
1) Die tiefsten Wolken. Sobald der Wind mit der Höhe zunimmt, 
bewegt sich der Kopf der Wolke schneller, als der Fufs derselben, so dafs die 
Wolke eine schräge, fast horizontal in der Richtung des Windes gestreckte Form 
annimmt. Diese Gestalt tritt uns an windigen Tagen stets in ;den untersten 
Wolken entgegen, wo der Reibungswiderstand der Erdoberfläche den Unter- 
wiud hemmt und unten verlangsamt. 
2) Die Cumulus-Wolke. Gleich starker und gleich gerichteter Ober 
und Unterwind stört keineswegs das senkrechte Aufsteigen warmer Luftmasscn, 
welches, zu Kondensationen Veranlassung gebend, einen wachsenden Auftrieb 
hervorruft, dafür aber in den Intervallen einen feilenden Luftstrom bedingt, 
weil sich ein Temperaturgegensatz zwischen der klaren Luft in den Intervallen 
und der durch Kondensation stark erwärmten Luft in den Wolken ausbildet. 
Die so entstehende Wolkenform, „Cumulus-Wolke“ genannt, erlangt durch 
deu ungesehwächten Auftrieb eine grofse Höhe, 1 ) so dafs aus derselben massen 
hafter Regen herabstürzen kann. Auf die kalten Tröpfchen, welche aus den 
eisigen Regionen fallen, schlägt sich der Dampfgehalt der unteren Schichten, 
in Form von Wasser, energisch nieder, und der Nebel der Wolken durch Be 
rührung, so dafs grofse Regentropfen, ja sogar Hagelbildungen bei unten warmem 
Wetter entstehen.’) 
Die Form der Cumulus-Wolke und den damit verbundenen Strichregen 
und Hagelschlag finden wir in Gebieten hohen und niedrigen Luftdruckes dort, 
wo oben und unteo fast Windstille herrscht, oder ein gleich gerichteter und 
gleich starker Ober- und Unterwind besteht. 
') Vgl. „Zeitschr. d. öst. Ges. f. Met.“, 1831, pag. 491. 
*) Die Entstehung grofser Hagelkörner läfst sieh, wie folgt, erklären (vgl. auch „Zeitschr. f. 
Met.“, XII, 1877, pag. 39): 
Zwei fallende Körper überholen sieh nur dann, wenn der obere schwerer ist, als der untere. 
Gröfset'e Regentropfen treffen daher auf kleinere und vergröfsern sich durch Vereinigung mit den 
selben. Besitzt also die Schicht feuchter Luft eine grofse Mächtigkeit, dann wäehst das fallende 
Tröpfchen resp. das kleine Hagelkörnchen zunächst so lange sehr schnell, als es sich durch die Wolke 
hindurch bewegt, indem es sieh beständig durch Berührung mit den kleinen schwebenden Nebeltröpfchen 
vereinigt. Diese schlagen sieh daher auf der unteren Fläche eines Hagelkornes nieder. Da nun 
aber Körper unter dem Einflufs des Luftwiderstandes mit dem Schwerpunkt nach unten gekehrt 
fallen, so treffen die neuen Nebeltheilehen die Basis der fallenden Eismasse, diese vergröfsernd und 
verbreiternd, bis eine Pyramide oder ein Kegel entsteht. (Pyramiden mit einer Kugelschale als Basis 
und durchsetzt von vielen der Basis parallelen Schichten sind in Inshfvek beobachtet worden, 
„Oest. Zeitschr. f. Met.", November-Heft 1881, pag. 470.) Bei dem fallenden Kegel ist die Spitze 
wegen des Luftwiderstandes also stets nach oben gekehrt, die Basis setzt somit fortdauernd neue 
Schalen an. 
Mit der Geschwindigkeit der fallenden Masse wächst auch die Häufigkeit der Berührung 
eines Nebeltheilcbeos mit derselben auf gleicher Wegeslänge, da die kleinen Nebeltheilehen nicht so 
schnell dem fallenden Körper ausweichen können, als die beweglichere Luft. Die Trägheit der 
Nebeltheilehen wächst aufserdem mit der Grofse derselben, wodurch das Ausweichen erschwert und 
die Häufigkeit des Anschlagens an die fallende Masse vergröfsert wird. 
Sehr grofse Niederseh lagskörper werden stets in Form von Eis und nicht von Wasser fallen, 
weil ihre Gröfse eine beträchtliche Fallhöhe bedingt, dieselben also Luftschichten durcheilen, deren 
Temperatur stets tief unter dem Gefrierpunkte liegt. 
Bei der Bildung des Rauhfrostes (auch Reif genannt) treibt der Wind die Nebeltröpfchen, 
welche vielleicht noch flüssig sind, bei Frostweiter gegen die Zweige der Bäume, während die Luft- 
theilchen an denselben vorbeigleiten. Das kalte W T asser erstarrt bet der Berührung durch den Stofs 
sofort zu Eis und wächst, so zu sagen, dem Winde entgegen. Bei der Bildung der Hagelkörner 
ruht die Luft, während die Bewegung der fallenden Eistnasse den Anschlag an die Nebeltheilehen 
erzeugt, also den Wind ersetzt.
	        
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