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Die Montevideo anlaufenden Postdampfer setzen dahin reisende Passagiere
auf der Insel Flores ab, die dann hier eino von Fall zu Fall festgesetzte
Quarantäne abhaltcn müssen.
Ueber das Anlaufen des HafeDS von Montevideo geben die Segelhand
bücher genügende Weisungen. 1 ) Das weithin sichtbare Leuchtfeuer auf dem
Cerro einerseits und das Feuer auf der Spitze Brava, sowie der SO-Thurm der
Kathedrale zu Montevideo — bei Nacht das erleuchtete Zifferblatt der Uhr des
selben — andererseits dienen zur Bestimmung des Ankerplatzes.
Der Ankergrund näher unter dem Cerro soll besser sein, doch bedarf dies
noch einer genaueren Untersuchung. Um den Ankerplatz des Schiffes lagen
ebenso viele Dampfer und Segelschiffe gegen Westen als gegen Osten. Während
des dreizehn tägigen Aufenthaltes zeigto der Wasserstand keine besonderen
Schwankungen. Der gröfstc Unterschied zwischen Hoch- und Niedrigwasser be
trug 1,8m. Die Gezeitenströmungen setzten regelmäfsig ein, wenn kein seewärts
kommender starker Wind eine Veränderung verursachte. Die Ebbe dauerte sieben
Stunden, die Fluth fünf Stunden; erstere erreichte die gröfsere Geschwindigkeit,
die bis 3 Sm betrug.
Seebriesen erzeugen auf der Khede so hohen Seegang, dafs ein Verkehr
mittelst der gewöhnlichen Boote meist sehr schwierig, wenn nicht ganz unmöglich
wird. Seewärts verankerte Schiffe nehmen Kutter und kleine Dampfer für den
Verkehr mit dem Lande an.
Die im Hafenpiano von Montevideo (Brit. Adm.-Karte No. 2001, Tit. VIII
No. 80) enthaltenen, aus dem Jahre 1849 herrührenden Angaben über den Hafen
und die Stadt sind jetzt gröfsentheils nicht mehr zutreffend.* *) Der ein-
gczeichnote Stadtwall besteht nicht mehr; neue Stadttheile grenzen an die ältere
westliche Stadt.
Anlegeplätze für die Boote der Kriegsschiffe sind an der hölzernen
Landungsbrücke beim Hafenamte, an der zwei Treppen angebracht sind. In
der Nähe wird an einem Flaggenmast die Regierungsflagge geheifst. Die See
behörde befindet sich im südwestlichen Theile des ersten grofsen Zollhauses.
Die Uferstrecke zwischen dem ersten und zweiten Zollamte ist dem freien
Verkehr verschlossen. Zahlreiche hölzerne Landungsbrücken, mit Krähnen ver
sehen, dienen zum Verladen der Waareu, die einer zollamtlichen Behandlung
unterliegen.
Anschliefsend an diese Uferstrecke bestehen noch einige hölzerno
Landungsbrücken mit breiten Treppen für den sonstigen Verkehr. Noch tiefer
in der Bucht benutzt man hohe zweirädrige Karren zum Ausschiffen der Waaren
au3 den Leichterfahrzeugen.
Nach den bei dem Hafenamte eingcholtcn Erkundigungen ist die Glocken-
tonnc, 4,7 Kblg südlich der Spitze Lobos, eingezogen. Der Umrifs der Ufer
von der Mitte der Bucht bis zur Spitze Lobos ist theihveise unrichtig. Zahl
reiche Schlachthäuser (Saladeros) sind jetzt dort am Ufer erbaut; vor demselben
führen lange hölzerne Landungsbrücken in die Sec, von denen aus die Leichter
fahrzeuge mit don verschiedenen Erzeugnissen beladen werden.
Von der Spitze Teresa beabsichtigt man einen grofsen Wellenbrecher, in
der Länge von 750m, gegou Süden zu erbauen. Mit sieben Querdämmen soll als
dann der nöthige Raum zum Anlegen der zahlreichen Dampfer hergestcllt werden.
Gegenwärtig sind die Vorbereitungsarbeiten im Gange.
') Vgl .South American Pilot“, Part I, 1874, pag. 188, 101, 192—230.
*) Vgl. „Nachr. f. Seef.“, 1873 No. 182 und 1881 No. 1389.