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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 10 (1882)

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denen in ganz befriedigender Weise nach SW hin fortgeschritten werden 
konnte. Der Luftdruck sank bei diesen Winden langsam und beständig, das 
Wetter wurde gleichzeitig regnerisch und stürmisch, und als das Schiff am 
28. Juli nach 59,6° S-Br in 75,4° W-Lg gelaugt war, sehofs dort, bei einem 
Barometerstände von 726,7 mm, der Wind von Nord 10 nach Süd 5 aus. Es 
wiederholte sich hier eben der im Winter beim Кар Пот so sehr gewöhnliche 
Vorgang, dessen verständige Ausnutzung schon so manchem Schiffe die Um- 
segelung des Kap Horn leicht machte. „Britannia“ konnte von ihrem gut 
südlichen Standpunkte die folgenden, in gewöhnlicher Weise von Hagel- und 
Schneeböen begleiteten Südwinde voll ausnutzen, und in einem raschen Zuge 
segelte die nun einen recht westlichen Kurs verfolgende Bark bis zum 2. August 
nach 50° S-Br in 89,8° W-Lg. Unweit dieses Punktes erreichte der von seinem 
vorher erwähnten niedrigsten Stande stetig und langsam gestiegene Luftdruck 
mit 772,8 mm den höchsten Punkt. Gleichzeitig war auch der Westwind zuui 
ganz leisen Zuge herabgesunken. Als auf diesen später wieder nördlicher Wind 
folgte, nahm auch der Luftdruck rasch ab, und nachdem derselbe im Laufe der 
nächsten Tage auf 734,3 mm gesunken war, erfolgte ein abermaliges Umspringen 
des stürmischen Windes von NW nach SSW. 
In diesem sowohl wie in dem vorhergehenden Vorgänge zeigte sich deutlich 
die für die im Winter erfolgende Umsegelung des Kap Horn so wuchtige 
Thatsaehe, dafs mau, wenn bei Südwind das Barometer einen hohen Stand er 
reicht hat, in der Kegel auf kommenden Nordwind, und bei einem bei Nordwind 
rasch und tief gesunkenen Luftdrucke auf Südwind rechnen mufs; dafs also 
hier nicht, wie man sonst wohl annimmt, ein äquatorialer Wind lange vorher 
durch Abnahme des Luftdruckes, oder ein aus der Richtung des Poles kommender 
Wind durch ein Steigen des Barometers augeküudigt wird, sondern dafs im 
Gegentheil ein hoher Luftdruck nördlichen, und ein niedriger südlichen Wind 
im Gefolge zu haben pflegt. Die Regel: „Halte voll weg bei nördlichem, von 
rasch fallendem Barometerstände begleiteten Winde und verfahre ebenso bei 
Siidw'ind, den ein schnell steigender Luftdruck begleitet,“ ergiebt sich dann 
von selbst. Und ebenso auch, dafs es, ganz abgesehen von dem Grunde, dafs 
der in der Nähe des dortigen Landes gelcgeue Mecrestheil schon seiner starken 
Gegenströmung wegen möglichst zu meiden ist, bei Gegenwind immer gerathen 
ist, das Schiff in einer solchen Position zu halten, dafs zu erwartende Südwinde, 
die besonders im Winter den Schiffen am häufigsten eine günstige Gelegenheit 
bieten, voll aasgenutzt werden können. Indem Kapitän Grafing dieses be 
dachte und dom entsprechend handelte, gelang es ihm mit Hülfe der in nur 
einer Depression auftreteuden Winde, das in ungerechtfertigter Weise viel zu 
sehr verschrieene Kap in verhältnifsmäfsig bequemer Weise zu umsegeln. „Britannia“ 
gebrauchte, um von 50° S-Br im Atlantischen Oceau nach 59° S-Br im Grofseu 
Ocean zu kommen, nur 14 Tage. 
Nördlich von 50° S-Br, auf dem Wege zum Gebiete des SE-Passats, 
wurde zuerst keine günstige Gelegenheit angetroffen. Wie schon erwähnt, 
herrschten dort zunächst bei abnehmendem Luftdrucke nördliche Winde, und 
erst nachdem am 5. August in der Nähe von 45° S-Br in 90° W-Lg der Wind 
nach SSW ausgeschossen w T ar, konnte wieder ein rascherer Fortschritt erzielt 
w r erden. Nachdem man zwischen 36,5° und 32° S-Br schon östliche Winde 
angetroffen hatte, traten später noch wieder nördliche und westliche Winde auf, 
und erst am 17. August stellte sich unweit 25° S-Br in 97,7° W-Lg der SE- 
Passat wieder ein. Derselbe entstand, indem der leichte Wind bei einem Baro 
meterstände von 768,6 mm, sich von SW durch Süd nach SSE veränderte. 
Nachdem das Passat gebiet bei dem darin angetroffeuen mäfsigen Winde durch 
segelt worden war, überschritt „Britannia“ am 30. August den Aequator in 
121,5° W-Lg. Die zwischen 50° S-Br und diesem Punkte liegende Strecke war 
von dem Schiffe in 28 Tagen durchsegelt worden; und man hatte auf derselben 
40° S-Br in 91,7° W-Lg am 7. August, 30° S-Br in 95,6° W-Lg am 14. August, 
20° S-Br in 102,3° W-Lg am 19. August und 10° S-Br in 113,4 W-Lg am 
25. August geschnitten. 
In nördlicher Breito begleitete mäfsiger Südwind das Schiff bis nach 
9,5° N-Br in 122,9° W-Lg. Erst hier nahm am 4. September der Wind eine 
westlich von Süd liegende Richtung an, um dann in ziemlich rascher Weise die
	        
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