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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 10 (1882)

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Für die Ausegelung dieses Atolls erscheint es daher nach den gemachten 
Erfahrungen empfehlenswert!), zunächst nach einem guten Besteck die südlichste 
der Elizabeth-In. anzusteuern und von hier aus auf einem NOzN-Kurse an dem 
Riffe längs zu laufen, bis die Häuser etc. der Niederlassungen und event. die 
Masten dort ankernder Fahrzeuge erkannt werden, wobei man sich nicht da 
durch irre machen lassen darf, wenn an Stelle der in der Karte angegebenen 
einzelnen Inseln ein ununterbrochen niedriger Landstreifen zu sehen ist; befindet 
man sich alsdann NOzO an der Nordspitze der Insel, auf welcher die Häuser 
stehen, so hat man die Einfahrt in WSW, auch wenn mau hier nur einen un 
unterbrochenen Brandungsstreifen sieht. Erst bei gröfserer Annäherung läfst 
sich dann die Rinne erkennen. Die Angabe des Kommandanten S.M.S. „Ariadne“, 
dafs die Insel, auf welcher sieh die deutschen Niederlassungen befinden, am 
Nordende höhere Bäume trägt, ist nicht sehr prägnant, da die gröfsere Höhe 
dieser Bäume sich nicht scharf markirt und diese Lnterschiede in der Höhe der 
Vegetation sich überall auf den Inseln dieser Kette wiederfinden. Die einzige 
sichere Marke für die Ansegelung bietet das Iusichtkommen der Häuser und 
speciell der Flaggenstöcke. 
Bei der Annäherung an die Einfahrt kam ein im Dienste der Firma 
Hernsheim & Co. befindlicher ehemaliger Führer eines amerikanischen Schoners, 
welcher die hiesigen Gewässer genau kennen soll, an Bord und fungirte bei der 
Einsegelung in die Lagune als Lotse. Die Einfahrt ist, wie bereits von dem 
Kommandanten S. M. S. „Ariadne“ angegeben, sehr viel schmaler, als die ge 
nannte Karte, welche die einzige vorhandene ist, angiebt, nämlich an ihrer 
schmälsten Stelle wenig mehr als eine Schiffslänge breit, markirt sich aber sonst 
bei günstiger Beleuchtung gut. Bei einem mehr westlichen Stande der Sonne 
wird sich die Einsegelung ohne Lotsen indessen kaum bewerkstelligen lassen. 
Der Strom setzt in der Passage nicht, wie von S. M. S. „Ariadne“ an 
gegeben, in der Richtung derselben, sondern in NzW-licher Richtung nach der 
nördlichen kleinen Insel hinüber. Das dieser Insel vorliegende Riff hat deshalb 
auch wiederholt den Verlust von Segelschiffen herbeigeführt, welche bei der 
Einsegelung von Stille befallen wurden. 
Ankerplatz. Um l h p. in. kam der Aviso in angemessenem Abstande süd 
westlich von der auf einem einzelnen Felsen errichteten, mit einer rothen Tonne 
bezeiclmeten Bake in 36 m Wasser zu Anker. Der gewählte Ankerplatz mufs 
als gut bezeichnet werden. Wenn auch der Grund nur Korallen, hielt der Anker 
mit 100 m Kette gut, obwohl schon am Tage nach dem Ankern sehr veränder 
liches Wetter mit recht steifen Böen, Stärke 6, aus verschiedenen Richtungen 
unter fortwährendem Regen auftrat. Es wurde dabei auch, abweichend von den 
Angaben S. M. S. „Ariadne“, ein schwacher Ebbe- und Fluthstrom in der Lagune 
bemerkt, besonders innerhalb der Passage. 
Die in der Skizze zu Heft VI der Annalen etc., 1879, angegebene Bake 
auf der Spitze des inneren Riffs wurde nicht gesehen; die Bake auf dem einzelnen 
Felsen, ein schwarzes Pyramidengestell mit einer rothen Tonne auf der Spitze, 
bietet eine durchaus geeignete, gut sichtbare Landmarke. 
Landungsplatz. Für die Position des Ankerplatzes wurde die Länge zu 
169° 39,1 Ost ermittelt. Für das Anlegen von Booten befinden sich am Strande 
droi Landungsbrücken, zwei gegenüber der Station von Hernsheim & Co., eine 
gegenüber der von Capelle & Co. Letztere ist, obwohl unbequemer eingerichtet, 
am besten gelegen, da hier tieferes Wasser ist, wie an den beiden andern. 
Bevölkerung. Die sämmtliehen Inseln des Jaluit- Atolls werden von 600 
bis 800 Eingeborenen bewohnt, welche unter zahlreichen Häuptlingen und mit 
diesen unter einem Könige stehen, dessen Gewalt jedoch eine sehr geringe sein 
soll. Der Sitz des derzeitigen Königs Kabua ist auf Jaluit, zwischen den 
beiden deutschen Niederlassungen, und hier haben sich auch etwa 60 Eingeborene 
mehr oder weniger dauernd angesiedelt, während die übrige Bevölkerung mit 
ihren Kanoes je nach dem Ertrage der Kokos-Ernte auf den einzelnen Inseln 
hin und her zieht. Die Insel Jaluit ist gleichfalls nur in der Nähe der deut 
schen Niederlassungen bewohnt, und arbeiten hier die Eingeborenen um geringen 
Lohn (25 Cts. pro Tag und Beköstigung) für die deutschen Firmen. Auch 
existirt hier ein von einem Neger gehaltenes Wirthshaus, welches ein paar 
Logimmmer enthält. Nahrungsmittel sind je nach dem vorhandenen Vorrathe
	        
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