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Für die Ausegelung dieses Atolls erscheint es daher nach den gemachten
Erfahrungen empfehlenswert!), zunächst nach einem guten Besteck die südlichste
der Elizabeth-In. anzusteuern und von hier aus auf einem NOzN-Kurse an dem
Riffe längs zu laufen, bis die Häuser etc. der Niederlassungen und event. die
Masten dort ankernder Fahrzeuge erkannt werden, wobei man sich nicht da
durch irre machen lassen darf, wenn an Stelle der in der Karte angegebenen
einzelnen Inseln ein ununterbrochen niedriger Landstreifen zu sehen ist; befindet
man sich alsdann NOzO an der Nordspitze der Insel, auf welcher die Häuser
stehen, so hat man die Einfahrt in WSW, auch wenn mau hier nur einen un
unterbrochenen Brandungsstreifen sieht. Erst bei gröfserer Annäherung läfst
sich dann die Rinne erkennen. Die Angabe des Kommandanten S.M.S. „Ariadne“,
dafs die Insel, auf welcher sieh die deutschen Niederlassungen befinden, am
Nordende höhere Bäume trägt, ist nicht sehr prägnant, da die gröfsere Höhe
dieser Bäume sich nicht scharf markirt und diese Lnterschiede in der Höhe der
Vegetation sich überall auf den Inseln dieser Kette wiederfinden. Die einzige
sichere Marke für die Ansegelung bietet das Iusichtkommen der Häuser und
speciell der Flaggenstöcke.
Bei der Annäherung an die Einfahrt kam ein im Dienste der Firma
Hernsheim & Co. befindlicher ehemaliger Führer eines amerikanischen Schoners,
welcher die hiesigen Gewässer genau kennen soll, an Bord und fungirte bei der
Einsegelung in die Lagune als Lotse. Die Einfahrt ist, wie bereits von dem
Kommandanten S. M. S. „Ariadne“ angegeben, sehr viel schmaler, als die ge
nannte Karte, welche die einzige vorhandene ist, angiebt, nämlich an ihrer
schmälsten Stelle wenig mehr als eine Schiffslänge breit, markirt sich aber sonst
bei günstiger Beleuchtung gut. Bei einem mehr westlichen Stande der Sonne
wird sich die Einsegelung ohne Lotsen indessen kaum bewerkstelligen lassen.
Der Strom setzt in der Passage nicht, wie von S. M. S. „Ariadne“ an
gegeben, in der Richtung derselben, sondern in NzW-licher Richtung nach der
nördlichen kleinen Insel hinüber. Das dieser Insel vorliegende Riff hat deshalb
auch wiederholt den Verlust von Segelschiffen herbeigeführt, welche bei der
Einsegelung von Stille befallen wurden.
Ankerplatz. Um l h p. in. kam der Aviso in angemessenem Abstande süd
westlich von der auf einem einzelnen Felsen errichteten, mit einer rothen Tonne
bezeiclmeten Bake in 36 m Wasser zu Anker. Der gewählte Ankerplatz mufs
als gut bezeichnet werden. Wenn auch der Grund nur Korallen, hielt der Anker
mit 100 m Kette gut, obwohl schon am Tage nach dem Ankern sehr veränder
liches Wetter mit recht steifen Böen, Stärke 6, aus verschiedenen Richtungen
unter fortwährendem Regen auftrat. Es wurde dabei auch, abweichend von den
Angaben S. M. S. „Ariadne“, ein schwacher Ebbe- und Fluthstrom in der Lagune
bemerkt, besonders innerhalb der Passage.
Die in der Skizze zu Heft VI der Annalen etc., 1879, angegebene Bake
auf der Spitze des inneren Riffs wurde nicht gesehen; die Bake auf dem einzelnen
Felsen, ein schwarzes Pyramidengestell mit einer rothen Tonne auf der Spitze,
bietet eine durchaus geeignete, gut sichtbare Landmarke.
Landungsplatz. Für die Position des Ankerplatzes wurde die Länge zu
169° 39,1 Ost ermittelt. Für das Anlegen von Booten befinden sich am Strande
droi Landungsbrücken, zwei gegenüber der Station von Hernsheim & Co., eine
gegenüber der von Capelle & Co. Letztere ist, obwohl unbequemer eingerichtet,
am besten gelegen, da hier tieferes Wasser ist, wie an den beiden andern.
Bevölkerung. Die sämmtliehen Inseln des Jaluit- Atolls werden von 600
bis 800 Eingeborenen bewohnt, welche unter zahlreichen Häuptlingen und mit
diesen unter einem Könige stehen, dessen Gewalt jedoch eine sehr geringe sein
soll. Der Sitz des derzeitigen Königs Kabua ist auf Jaluit, zwischen den
beiden deutschen Niederlassungen, und hier haben sich auch etwa 60 Eingeborene
mehr oder weniger dauernd angesiedelt, während die übrige Bevölkerung mit
ihren Kanoes je nach dem Ertrage der Kokos-Ernte auf den einzelnen Inseln
hin und her zieht. Die Insel Jaluit ist gleichfalls nur in der Nähe der deut
schen Niederlassungen bewohnt, und arbeiten hier die Eingeborenen um geringen
Lohn (25 Cts. pro Tag und Beköstigung) für die deutschen Firmen. Auch
existirt hier ein von einem Neger gehaltenes Wirthshaus, welches ein paar
Logimmmer enthält. Nahrungsmittel sind je nach dem vorhandenen Vorrathe