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Bemerkenswerthe Stürme.
Von Dr. J. van Bebber.
(Mittheilung von der Deutschen Seeicactc.)
1J1. Sturm vom 14. und 15. Oktober 1881.')
(Mit einer Kartenbeilage.)
Nachdem eiue Depression von ziemlich erheblicher Tiefe, welche sich,
von Nordschottland kommend, langsam an der norwegischen Küste fortbewegte,
schon seit einigen Tagen im Nord- und Ostseegebietc, sowie im deutschen
Binnenlande lebhafte, vielfach stürmische Luftbewegung aus westlicher Richtung
hervorgerufen und unterhalten hatte, wurde am 13. Oktober Morgens durch das
Fallen des Barometers und durch das Zurückdrehen der Winde nach SSE au
der Südwestküste Irlands die Existenz und das Herannahen eines neuen Minimums
signalisirt.
Auf der Wetterkarte vom 13. Oktober 8 h a. m. tritt die erster© Depression
an der norwegischen Küste in den Vordergrund, deren centraler Theil in der
Nähe von Christiansund lag, und die ihren Einflufs auf Wind und Wetter über
dem Gebiete von Westbritannien ostwärts bis ins Innere Russlands und vom
hohen Norden südwärts bis zum Fufse der Alpen ausdehnte; schwerlich konnte
man ahnen, dafs jene, wie es schien, unbedeutende atmosphärische Störung im
Südwesten der britischen Inseln das Signal zu jenem orkanartigen Sturme Sein
sollte, welcher für grofse Länder- und Meeresstrecken geradezu verhängnifsvoll
wurde, und der, w'as seine Ausdehnung, seine Heftigkeit und seine Verwüstungen
anbetrifft, jedenfalls zu den furchtbarsten Stürmen gehört, die in unseren Breiten
glücklicherweise nur selten Vorkommen.
Die Aenderungen in der Wetterlage am 13. bis 2 h p. m. zeigen mit aller
Entschiedenheit das Herannahen einer tiefen Depression an: in den vorher
gehenden sechs Stunden war das Barometer in Valentia um 7,8mm gefallen, in
JVIullaghmore um 3,3 mm und in Holyhead um 1,3 mm, während dasselbe iu Ost
england noch gestiegen w'ar. Gleichzeitig w aren in Irland und Westengland bei
Eintritt von Regenwetter die Winde nach SW zurüekgegangen und wehten
stellenweise als frische, in Valentia als steife Briese.
Auf Grund dieser Thatbestände w r urd© in dem Warnungs-Telegramm,
welehes am Nachmittage an sämmtliche Signalstellen der Seew'arte gerichtet
wurde und Verlängerung des mit Rücksicht auf die Depression an der nor
wegischen Küste bereits geheifsten Signals „Ball“ anordnete, auf die atmosphäri
schen Vorgänge im Westen ausdrücklich hingewiesen.
Bis zum Abend hatte sich gleichzeitig mit Regenwetter die Abnahme des
Luftdruckes über das ganze Gebiet der britischen Inseln ausgedehnt; die Winde
waren daselbst allenthalben noch schwach, nur über Irland dauerten die steifen
südwestlichen Winde fort. An der südnorwegischen Küste und über Dänemark
herrschten unter Einflufs der Depression im Norden bei steigendem Barometer
stürmische nordwestliche Winde, die stellenweise bis zum vollen Sturm sieh
gesteigert hatten.
Am 14. Oktober 8 1 * a. m. lag das Minimum über Süd Schottland, um
gehen von dicht gedrängten Isobaren und stürmischer Luftbewegung: über
Nordschottland herrschte voller Sturm aus Ost, über Irland und am Kanal
stürmte es aus Nordwest und West, während im südöstlichen Nordseegebiete
die vorhin stürmischen Winde mit abnehmender Stärke zurückgedreht wai'en
und jetzt von Neuem wieder auffrischten. Im centralen Raum des Minimums
dagegen wehte, wie es gewöhnlich der Fall zu sein pflegt, eine leichte Briese
aus variabler Richtung. —- Der Einflufs der Depression erstreckte sich jetzt
über die britischen Inseln, das Nordseegebiet, Frankreich und Westdeutschland
südwärts bis zum Fufse der Alpen, stürmische Winde jedoch kamen nur auf
den beiden ersteren Gebieten vor.
Die Aeuderungcn, welche sich in der Luftdruckvertbeilung seit dem Abend
vollzogen hatten, waren so rapide und aufsergewöhnlieh, dafs diese auf eine
i) I und II s. r Ann. d. Hydr. u. murit. Meteor.“, 1880, pag. G00 und 1881, pag. 9,