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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 10 (1882)

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11. Reise des Bremer Vollschiffes „Galatea“, Kapt. K. Wieling. 
Am 11. August 1880, vier Tage später als eine Reise von Cardiff nach 
Singapore angetreten worden war, staud das Vollschiff „Galatea“ auf dem 
Parallel von 50° Nord. Bei mäfsigen Ostwinden segelte mau von hier aus nach 
40° Nord und traf südlich von dieser Breite die ersten westlichen Winde. Am 
23. August befand „Galatea“ sich in Sicht der Insel Madeira, wo bei einem Luft 
drücke von 767,3 mm der mäfsige Wind durch Nord nach NNE lief und zum 
Passat wurde. Dieser anfänglich nur schwache Wind frischte, als 29,5° N-Br 
überschritten worden war, zur kräftigen Briese auf, das Schiff bis zum 28. August 
nach 22,2° N-Br in 23,5° W-Lg führend. Unweit dieses Punktes wurde die 
Witterung unbestäudig; es blitzte im Südosten, der Himmel wurde bewölkt, 
und der Luftdruck begann langsam abzunehmen. Am Ende des Tages betrug 
er nur noch 761,6 mm. Am 29. August wurde das Wetter noch bedrohlicher. 
Aus Süd setzte eine hohe Dünung ein, fortwährend blitzte und donnerte es, 
und als am Mittage dieses Tages das Barometer bis auf 758,2 mm gefallen war, 
gewann Kupt, Wietiug die Ucberzcugung von dem Dasein eines in der Nähe 
wehenden Orkans. Es wurden deswegen alle Segel bis auf die Untermarssegel 
festgemacht und versucht, vor dem aus ENE wehenden Sturme zu lenzen. 
Nachdem man dieses einige Zeit gethan hatte, beobachtete man, dafs der Luft 
druck noch rascher zu fallen begann; gleichzeitig holte auch der Wind östlicher, 
und wurde daher um 3'/* Uhr Nachmittags bei einem Barometerstände von 
747,0 mm das Schiff über B. B.-Bug beigedreht. Für eine Stunde wehte dann 
ein aufserordentlich heftiger Orkan, dessen Lärm Alles übertönte. Es fiel ein 
wolkenbruchartiger Regen, und das Schiff arbeitete in der wild und höchst 
unregclmäfsig laufenden See schwer. Nachdem der Wind nach ESE umgelaufen 
war, lag das Schiff etwas bequemer, und als um 4‘/j Uhr Nachmittags das 
Barometer zu steigen begann, nahm auch die Windstärke rasch ab. Es hörte 
auf zu regnen, die Luft brach sich im SW, und um 10 h p. m. war der Himmel 
sternenklar. Am Schlüsse des Etmales betrug bei SSW-Wiud, Stärke 5, der 
Luftdruck 760,0 mm. Am 30. August beobachtete man leichten SSW-Wind und 
Stille, und erst nach Mittag am 31. August setzte der NE-Passat wieder ein. 
Dieser Orkan, — von der Möglichkeit des Auftretens eines solchen in diesem 
Theile des Oceans wufsto man bis vor wenig Jahren nichts, dessen hier gar nicht 
so sehr seltenes Vorkommen aber durch die an der Seewarte vorhandenen 
meteorologischen Journale deutscher Schiffe bewiesen wird, — scheint, wie es auch 
in anderen ähnlichen Fällen beobachtet wurde, nur von geringer Ausdehnung 
gewesen zu sein. Die durch ihn hervorgerufene Dünung und Störung des 
regelmäfsigen Passates machte sich freilich auf weitere Entfernung bemerkbar. 
Das Hamburger Vollsckiff „Urania“, welches am Mittage des 29. August in 
25,1° N-Br und 22,8° W-Lg, etwa 350 Srn in nordnordöstlicher Richtung von 
der „Galatea“ stand, segelte dort bei frischem Ostwinde und beobachtete um 
12 h p. m. einen Luftdruck von 763,1mm. Trotz dieses nicht niedrigen Standes 
machten sich Anzeichen des Orkans bemerkbar. In seinem Journal beschreibt 
Kapt. Molsen dieselben in folgender Weise: „Um 9" a. m. überzog dichtes 
eir str-Gewölk den ganzen Himmel, und zogen die Wolken mit grofser Schnellig 
keit aus SE über die Sonne. Von 3 V bis 5 h p. m. fiel starke)- Regen; zwischen 
8 h und 9 h p. m. beobachtete man in NW lebhaftes Blitzen.“ Für den 30. August, 
als „Urania“ sich Mittags in 22,3° N-Br und 24,5° W-Lg, 160 Srn NNO von 
„Galatea“, befand, berichtet das Journal des ersteren Schiffes ferner: „Der 
Wind weht in der ersten Hälfte des Tages stürmisch aus SE, nimmt nach 
Mittag aber an Stärke ab und geht um 8 !l p. m. in Windstille über. Das Baro 
meter erreicht um 4* a. m. mit 761,3 mm seinen niedrigsten Stand; langsam zu 
nehmend später, so dafs um 12 h p. m. der Luftdruck auf 764,8 mm gestiegen ist.“ 
Während der ersten beiden Wachen dieses Etmales fand „Urania“ eine solch 
wilde, unregelmäfsige, jedoch aus südlicher Richtung vorherrschende See, dafs 
das Schiff deshalb gezwungen wurde, unter kleinen Segeln zu fahren. Um 
10 h a. m. begann nach einem langanhaltenden Regenschauer die Luft aufzuklären, 
und um 4 h p. m. war der Himmel ganz rein. Am Mittage des 31. August setzte 
in 21,4° N-Br und 25,2° W-Lg der regelmäfsige NE-Passat wieder ein. Ein 
anderer Mitsegler, die Altouaor Bark „ Valparaiso“, welche am Mittage des
	        
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