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2. Reise der Ranziger Bark „Oberbürgermeister von Winter“, Kapt. (1 Scheibe.
Am 15. Juni 1883, nicht weniger als 11 Tage nach dem Antritte einer
Reise von Dundee nach Quebec, befand sich die Bark T Oberbürgermeister
con Winter“ in der Nähe von Fair Island. Hier trat eine Veränderung der,
bis dahin höchst ungünstigen Verhältnisse ein; der Wind nahm östliche Richtung
au und führte im Laufe der folgenden acht Tage das Schiff nach 37,5° W-Lg
in 54° N-Br. Unweit dieses Punktes drehte am 23. Juni der Wind bei auf
733 mm gesunkenem Luftdrücke von Ost durch Süd nach West und wehte am
nächsten Tage aus WNW als heftiger Sturm. Nach diesem Vorgänge waren
westliche Winde für längere Zeit vorherrschend, der Verlauf der Reise wurde
wieder nur ein langsamer, und erst am 14. Juli gelang es, den Golf von
St. Lawrence zu erreichen. Eine Woche später ankerte dio Bark im Hafen
von Quebec. Zur Reise über dca offenen Theil des Oceans waren 29 Tage
erforderlich gewesen, und während dieser Zeit hatte man 30° W-Lg in 56,5° N-Br
am 20. Juni und 50° W-Lg in 45,2° N-Br am 5. Juli geschnitten.
Am 12. August verlief® die nach Swansea bestimmte Bark den St. Lorenz-
Strom wieder, und am 29. August erreichte sie den freien Atlantischen Oceau.
Diese Fahrt über denselben wurde bei vorherrschend Avestlichen Winden, die
jedoch keine besonders günstige Gelegenheit boten, vollendet, ohne dafs sieli
Hervorzuhebendes während derselben ereignete. Man schnitt 50° W-Lg in
42,5° N-Br am 6. Septembor, 30° W-Lg in 42,1° N-Br am 17. September und
erreichte am 27. September den BmieJ-Kanal. Die Reisedauer betrug 29 Tage.
3. Reise des eisernen Hamburger Dreiinastschoners „Iris“, Kapt. C. Olilsen.
Am 4. Juni 1880 überschritt der auf einer Reise von Cardiß nach Punta
.Irenas in der Magellan-Strafse begriffene Dreimastschoner „Iris“ den Parallel
von 50° Nord. Der heftige NE-Wind, bei welchem dieses erfolgte, nahm in
den folgenden Tageu an Stärke ab, und am 7. Juni drehte unweit 42,5° N-Br
der Wind durch Nord uach West. Auch nach dieser Veränderung blieb der
Fortgang des Schiffes ein befriedigender, und als am 13. Juni, in der Nähe von
32,5° N-Br und 18° W-Lg der Wind wieder durch Nord nach NNE lief, war
das Gebiet des Passats erreicht. Das Barometer erreichte an dessen polarer
Grenze seinen höchsten Stand mit 771,2 mm. Den Passat selbst traf „Iris“ bis
nach 16° Nord in kräftiger und beständiger Weise an; er wurde flauer, als
diese Breite überschritten worden war, uud endete, als mau am 23. Juni nach
10° N-Br in 25,5° W-Lg gelangt war. Bis soAveit war der Verlauf der Reise
ein sehr befriedigender. Im Stillengürtcl traf man nun aber eine sehr ungünstige
Gelegenheit, wodurch längerer Aufenthalt verursacht wurde. Zunächst beob
achtete man an 4 Tagen Stille und leichte nördliche Mallung und später unweit
7° N-Br in 24,3° W-Lg leichten Südwind. Mau segelte bei demselben über
B. B.-Bug nach Osten, eine starke Strömung versetzte das Schiff nach derselben
Richtung, und am 1. Juli war 16,3° W-Lg in 5,9° N-Br erreicht. Hier wurde
bei Südwind gewendet. Da später der Wind jedoch nur - sehr langsam auf-
räumte, sogar noch wieder über B, B.-Bug gesegelt werden mufste, konnte
„Iris“ erst am 8. Juli den Aequator in 23,9° W-Lg erreichen. Es waren
damals 34 Tage verflossen, seit mau 50° N-Br verlassen hatte; und während
dieser Zeit hatte man 40° N-Br in 15,8° W-Lg am 9. Juni, 30° N-Br in
19,6° W-Lg am 14. Juni, 20° N-Br in 25,8° W-Lg am 19. Juni und 10° N-Br
in 25,4° W-Lg am 24. Juni geschnitten.
Im Südatlantischcu Ocean fand „Iris“ frischen, aus verhältnifsmäfsig sehr
raumer Richtung wehenden Passat, dessen Gebiet sich bis nach 21,8° S-Br in
32,9° W-Lg ausdehnte. Bei einem höchsten Luftdrucke von 770,2 mm lief hier
am 16. Juli der Wind nordöstlich, um atis dieser und der nordwestlichen Rich
tung nachher für längere Zeit zu wehen. Später führte der Wind in rascher
Weise zwei Rundläufo nach links um den Kompnfs aus, nach welchen Vorgängen
der Wind sich wieder für längere Zeit im östlichen Halbkreise hielt. Bei
ENE-Wind erreichte der Luftdruck am 26. Juli, iu etwa 35° S-Br und 47° W-Lg
einen höchsten Stand von 773,5 mm. Anhaltende West- oder SW-Winde wurden
überall nicht augetroffen, die vorherrschende Richtung des veränderlichen, nicht