67
Am 14. August hatte der „Wesadnik“ seine höchste Breite, 69° 48‘ Nord, er-
reicht in 175° 54‘ W-Lg, auf der Fahrt in der Richtung zum Wrangel-Lande
and nur 80 Sm von ihm entfernt; die Fortsetzung dieses Kurses wurde durch
sinen plötzlichen Umschwung des bis dahin günstigen Wetters vereitelt. Nebel
und sinkende Temperatur kündigten die Nähe des Eises an, welches auch bald
den ganzen Gesichtskreis in den wunderlichsten Formen erfüllte. Am 14. August
wurde mit südlicher Briese in 69° 26’ N-Br und 175° 44‘ W-Lg die Eisgrenze
wieder erreicht und von da nach Westen gesteuert. Das Schiff konnte aber
nur bis 180° Länge, dem Meridian. des Nord-Kap, vordringen und mulste am
16, August von hier, in 69° 15‘ N-Br nach der Bering-Strafse zurückkehren
welche es am 20. August erreichte, >
Die allgemeinen physisch-oceanischen Ergebnisse dieser Expedition in
Verbindung mit den Messungen von Kellet (1849) und Rodger (1855) lassen
sich, wie folgt, zusammenfassen (s. a. a. O.).
Tiefen und Bodenbeschaffenheit. Die Senkung des Bodens ist im Ver-
hältnifs zur Entfernung von der Küste nur eine sehr unbedeutende und all-
mähliche; 5 Sm vom Ufer entfernt wurde südlich von Serdze kamen auf einer
Strecke von 1612 Sm eine Tiefo von 33m (18 Fad.) gefunden, nördlich von
demselben Kap 51m (28 Fad.); 32 Sm von der Mündung des Flusses Anguem
entfernt 40m (22 Fad.). Die gröfste Tiefe auf der ganzen durchforschten
Strecke betrug nur 55m (30 Fad.). Die Linie gleicher Tiefe weicht beim
Nord-Kap mehr von der Küste ab, als bei Serdze kamen. Die gröfsten Tiefen
liegen in der Bering-Strafse näher dem asiatischen Festlande; zwischen Serdze
kamen und Kap Golowin (Point Hope) näher dem letzteren; zwischen der
Herald-Bucht und dem asiatischen Festlande in der Mitte zwischen beiden.
In der Nähe der Küste ist der Grund meistens feiner Sand, in gröfserer
Entfernung, wie überhaupt in gröfserer Tiefe grüner Thon (mud). Gegenüber
der Koliutschin-Bucht sind dem Sande kleine Muscheln beigemischt.
Temperatur und specifisches Gewicht des Wassers. Strömungen. Im
Allgemeinen ist hierüber Folgendes zu bemerken: 1, Die Temperatur der
oberen Wasserschicht erhöht sich mit zunehmender Entfernung vom asiatischen
Festlande (vgl. pag. 62 und 68). 2. Die Dichte des Wassers nimmt unter
denselben Bedingungen zu. 3. Es findet eine allgemeine Strömung des wärmsten
and dichtesten Wassers nach NW und West statt.
Bei Serdze kamen und nördlich von der Koliutschin-Bucht, sowie auch in
der Nähe des Eisrandes, wurde eine bedeutende Anhäufung von Treibholz
wahrgenommen. An den beiden ersten Orten war die Strömung nur schwach
and veränderlich; die niedrigste Temperatur der oberen Wasserschicht fand
sich nicht an der Küste, sondern in einiger Entfernung von derselben vor,
Die Zunahme der Temperatur, wie auch die Geschwindigkeit der west-
lichen Strömung ändern sich bedeutend mit der Annäherung an das Nord-
Kap; letztere erreichte hier 14'/4—18 Sm in 24 Stunden, wobei das specifische
Gewicht des Wassers bei einer Temperatur von 0° nur 1,0242 betrug. Die
zwischen der Koliutschin-Bucht und dem Nord-Kap in das sibirische Eismeer
mündenden Flüsse verstärken hiernach sehr wahrscheinlich mit ihren Wasser-
Läufer. ‚zeitweise die allgemeine Strömung des Öberflächen-Wassers nach West
und .
An folgenden Stellen sind von Lieutenant Onatzewitsch Messungen
des specifischen Gewichtes gemacht worden. (S. a. a. O0, Tafel 8).
Datum ' Ort (Ungef. Lage)
1876 W-Lr
Aug. 8 Ost-Kap
& 67° 10° 168°
10 67° 15 170° 40°
x OF 69° 5 173° 30°
‚16 68° 40’ 177° 30°
17 AR° 15° 1759 CV
Spec, Gew.
fauf 0° red.)
1,0265
1,0248
1,0263
1.0262
1,0242
109254
Innerhalb eines kleinen Raumes, zwischen 66°—68° N-Br und 168° bis
173° W-Lg zeigten sich in fast gleichen Zeitabständen (28-—32 Stunden)
während des 9.—12. August ziemlich bedeutende Temperatur-Schwankungen