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specifischen Gewichtes in verschiedenen Tiefen, welche von den Lieutenants Bove
und Palander ausgeführt wurde, Professor Ekman’s wärme-isolirender Wasser-
aufnahme-Apparat angewendet.!). Außerdem wurden noch für Tiefsee-Tempera-
turen Thermometer nach den Systemen Miller-Casella und Negretti-Zambra
gebraucht, und die Oberflächen-Temperatur des Meereswassers, im Zusammen-
hang mit den gewöhnlichen meteorologischen Beobachtungen, sechsmal des Tages
bestimmt.
Die nachstehende Tabelle giebt für 38 Orte zwischen der Jugor-Strafse
und Kap Wankarem die Bestimmungen der Temperatur und des specifischen
Gewichtes (für letzteres fehlt leider die Angabe, ob und wie reducirt) an der
Oberfläche und in verschiedenen Tiefen, nebst Notizen über Beschaffenheit des
Bodens und allgemeine Bemerkungen.
Fast überall kommt das eiskalte Wasser schon in geringen Tiefen (von
3-—10 m) unter der Oberfläche zum Vorschein; in den Tiefen von 30—50 m
beträgt die Temperatur des Wassers zwischen — 1° und — 2,4°,
Das specifische Gewicht des Wassers übersteigt in diesen Tiefen nur
selten 1,0250 (bis 1,0275), entsprechend einem geringeren Salzgehalte, als dem
des Wassers des atlantischen Oceans, Die an manchen Stellen gegen die der
benachbarten vorgefundenen verhältnilsmäfsig höheren Wassertemperaturen, ver-
bunden mit dem geringen specifischen Gewicht von nur 1,0100 und darunter
(s. Tab.), entsprechend einer Mischung von ungefähr einem Theil Seewasser und
zwei Theilen Flufswasser, weisen deutlich darauf hin, dafs von den Mündungen
der sibirischen Ströme und Flüsse, Ob, Jenissezt, Chatanga, Olenek, Lena, Jana,
Indigirka und Kolyma, warme und wenig salzige Oberflächen - Strömungen aus-
gehen, „welche sämmtlich ihr unter dem heifsen Sommer Sibiriens erwärmtes
Wasser ins Eismeer ergiefßsen und dieses während einer kurzen Zeit des Jahres
längs der Küste fast eisfrei machen.“
Bei den letzten Beobachtungen von 1878 September 6 — 23 zeigt sich der
Einflufs der Nähe des Eises auf die Temperatur der obersten Schichten beson-
ders deutlich. Die einzige bis jetzt bekannt gewordene Reihentemperatur in dem
Winterquartiere zu Serdee kamen zeigt uns eine unter der Oberfläche in der
Tiefe von 5—10 m befindliche wärmere Wasserschicht. An der Oberfläche wurde
nämlich am 10. Januar 1879 gemessen — 1,4°, in 5m Tiefe — 2,0°, in 8m
Tiefe — 1,6° und in10m — 1,8° (s. Tabelle). Diese Erscheinung ist noch
schärfer ausgeprägt hei den Beobachtungen der letzten englischen Polar-Expe-
dition 1875/76 (s. pag’‘ 68.)
Auf der Rückreise der ‚, Vega“, nach dem Verlassen des Winterquartiers
bei Serdze kamen, wurden bei der Bering-Strafse zwischen Port Clarence an der
amerikanischen Küste bis zum Kongam Fjord an der asiatischen Seite sehr ge-
naue Temperaturmessungen des Wassers an der Oberfläche und in verschiedenen
Tiefen gemacht, um die Grenze des sich nach dem arktischen Ocean abzwei-
genden Armes des Kuro-Siwo gegen den ihm entgegengesetzt flielsenden kalten
Polarstrom zu bestimmen. Diese Beobachtungen sind (abgeschätzt nach dem Dia-
gramm in „Riv. Maritt.“ 1880, III. pag. 189):
Datnım
1879
Juli 21 |
26
»
97
Ort
N-Br | W-Le
Port Clarence
65° 15'| 167° 5
55° 13'] 167° 54"
55° 13'| 168° 42'
559° 192" 169° 7
Temperatur
Tiefe
Yharfl | Raden! m
11,0 | 9,0
11,0 | 70 | a
6,5! 5,2 | 40
30 16 68
32 DD ßR
Datum
170
Juli 27
?
a ; Temperatur
Ort | [Tiefe
N-Br | W-Le I Oberft |Boden! m
559 U 169° 47, 3,6 | 16
85° 511170° 22] 28 | 20 |
85° 1'1170° 58° 2,7 | 21 |
340 57|1719 2 80 | 06 |
>40 491172°7 50 ' 00
"Kongam-"“4rg
PO
50
50
30
920
Aus diesen Messungen scheint hervorzugehen, dafs die östliche oder
amerikanische Seite der Bering-Stralse bis in die gröfsten Tiefen derselben (60
bis 65m) wärmer ist, als die westliche oder asiatische Seite, und dafs diese
später vom Eise befreit sein wird, als jene, die im Allgemeinen Ende Juni schon
eisfrei ist. (Vgl. pag. 67 u. 68.)
y S, die Beschreibung desselben in „Riv. Maritt.“ 1880, IIL., pnag. 431.